ÄK: Kärnten gehen die Landärzte aus

Die Kärntner Ärztekammer (ÄK) schlägt Alarm: Derzeit arbeiten in den kleinen Gemeinden 150 praktische Ärze, die Hälfte von ihnen erreicht in den nächsten Jahren das Pensionsalter. Extrembeispiel ist Greifenburg, dort gibt es bald keinen Kassenarzt mehr.

In einigen Monaten geht der einzige Kassenarzt in Greifenburg in Pension. Alle 13 Ärztinnen und Ärzte, die in Greifenburg gereiht waren, haben die ausgeschriebene Kassenplanstelle aber nicht angenommen. Diese Absageflut sei ein deutlicher Hinweis auf einen Versorgungsengpass, der auf die Kärntner Landgemeinden zukommt, warnte am Freitag der Kärntner Ärztekammer-Präsident Josef Huber.

Auch eine neue Ausbildung könnte wie berichtet den Ärztemangel verschärfen, jeder zweiten Praxis in Kärnten könnte die Schließung drohen – mehr dazu in Ärztemangel durch neue Ausbildung. Derzeit arbeiten laut Huber 150 praktische Ärzte in Gemeinden mit bis zu 3.000 Einwohnern arbeiten, etwa die Hälfte erreiche in den nächsten fünf Jahren das Pensionsalter. „Für viele von ihnen wird man keine Nachfolger finden“, befürchtet Huber. Immer weniger Medizinabsolventen würden die Ausbildung zum Allgemeinmediziner machen.

Wer zahlt die Ausbildung?

Allgemeinmedizinier müssen nach dem neuen Ausbildungssystem eine sechsmonatige Lehrpraxis absolvieren. Zahlen müsste den Lohn des Jungarztes der „Lehrherr“. Dagegen protestieren die Vertreter der niedergelassenen Ärzte. Diese Finanzierungsfragen sind bundesweit noch offen und beeinflussen natürlich Jungärzte bei ihrer Berufswahl.

Geplant ist ein eigenes Finanzierungsmodell für Kärnten, bislang gibt es dazu aber keinen Beschluss. Es bleibe zu hoffen, dass Land und Sozialversicherung ihre Ankündigung einer Finanzierung der verpflichtenden Lehrpraxis bald in die Tat umsetzen, sagt Ärztekammer-Präsident Huber. Nur so könnten sich wieder mehr Jungärzte für die Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin entscheiden.

Um den Beruf des Landarztes wieder attraktiver zu machen, sei außerdem ein Leistungs- und Tarifsystem nötig, das die hohe Arbeitsbelastung berücksichtigt, fordert die Ärztekammer. Auch die rechtlichen Hürden für Hausapotheken müssten fallen: Landärzte sollen das uneingeschränkte und zeitlich unbegrenzte Recht auf das Führen einer Hausapotheke haben.

SPÖ: Finanzierung in der Zielgeraden

Scharfe Kritik an der Ärztekammer kam am Freitagnachmittag von SPÖ-Gesundheitssprecher David Redecsy. Er spricht von „verantwortungsloser Panikmache“, außer in Greifenburg sei in Kärnten keine einzige Stelle vakant, von einer Unterversorgung könne keine Rede sein. Das Finanzierungsmodell für die Ausbildung der Allgemeinmediziner sei außerdem „in der Zielgeraden“. Die Ärztekammer müsse außerdem ihre Reihungskriterien für die Kassenstellen ändern. Zur Zeit seien die Ärzte bei Erhalt der Kassenstellen bereits 48 Jahre alt, das sei nicht mehr zeitgemäß.

FPÖ und BZÖ wiederum fordern die SPÖ und Gesundheitsreferentin Beate Prettner zum Handeln aus. Die FPÖ fordert, dass zwei oder drei Ärzte eine Landarztpraxis gemeinsam ohne Honorarkürzungen führen dürfen und dass es weniger Bereitschafts- und Wochenenddienste für sie gibt. Oft würden die Landärzte bis zu 70 Wochenstunden arbeiten, sagte auch BZÖ-Landesobfrau Johanna Trodt-Limpl, es sei „höchste Zeit zu reagieren.“