Afritz: Bewohner verließen erneut ihre Häuser

Der Regen sorgt in Afritz für Angst vor neuen Muren. Den letzten Bewohner des Ortsteils Kraa wurde Freitagabend von der Gemeinde geraten, die Häuser mit ihren Notfallkoffern zu verlassen, nun ist der Ort verwaist.

Der Ortsteil Kraa bei Afritz wurde in den letzten Wochen zwei Mal von Muren getroffen, nun ist der Ort verwaist. Nur noch rund zehn Häuser waren nach der letzten schweren Mure bewohnt, alle anderen Bewohner wagten es nicht, in ihre Häuser zurückzukehren. Und auch diese zehn Häuser sind nun leer. Freitagabend riet die Gemeinde den Bewohnern, auswärts zu schlafen - denn Freitagabend begannen die prognostizierten Regenfälle.

Afritz vor nächstem Unwetter

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Die letzten Bewohner verlassen ihre Häuser

Aufbruch im Notfallkoffer

Bürgermeister Max Linder besuchte die Bewohner am Freitagabend und riet ihnen, die Häuser zu verlassen. „Nur zwei Bewohner haben gezögert, letztlich haben alle den Ort verlassen“, sagte Linder am Abend zum ORF Kärnten. Schon zuvor appellierte der Bürgermeister an alle Bewohner der Gemeinde, das Nötigste in einem Koffer zu packen, um im Ernstfall schnell das Haus verlassen zu können - mehr dazu in Afritzer packen Notfallkoffer für neue Unwetter.

Afritz vor nächstem Unwetter

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Am stärksten sollen die Niederschläge laut Prognosen gegen Mitternacht sein, nun gilt es abzuwarten. Wieder könnte starker Regen Geröll vom Berg bringen und den Ort verwüsten, so wie vor zwölf Tage. Viele der Bewohner sind nach wie vor nicht in ihre Häuser zurückgekehrt, auch wenn die Freigabe schon vor einer Woche erfolgte. Sie kommen tagsüber, um zu räumen, geschlafen wird auswärts. Viele Einwohner im betroffenen Gemeindegebiet nahmen Hilfe vom Kriseninterventionsteam in Anspruch, um mit dem Erlebten fertigzuwerden.

Afritz vor nächstem Unwetter

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Mit Schutzverkleidungen versucht man die Häuser zu schützen

Hoffen auf baldige Normalität

„Ich hoffe wirklich, dass das Leben in Afritz bald wieder normal wird“, sagt Bürgermeister Linder. Noch aber ist die Angst im Ort groß. Obwohl vor einer Woche die Freigabe erfolgte, kehrten nur wenige Bewohner in ihre Häuser zurück. Anrainerin Claudia Wassertheurer schläft mit ihren beiden Kindern seit Tagen auswärts: „Wir haben im Moment kein Gefühl der Sicherheit im Haus. Mitten in der Nacht mit den Kindern aus dem Haus flüchten, das möchte ich ihnen ersparen.“ Wieder in ihrem Haus wohnte Karoline Ortner. „Ich bin mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt sie, „trotzdem, man leidet mit den anderen mit.“

Afritz vor nächstem Unwetter

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Räumarbeiten auf Hochdruck

Mit Hochdruck bereitete man sich im Ort seit Tagen auf die neuerlichen Regenfälle vor. Seit zwei Tagen ist ein Pilotenteam des Bundesheeres aus Langenlebarn in Niederösterreich im Dauereinsatz. Mit dem größten verfügbaren Transporthubschrauber wurden hier die umgestürzten Fichten aus dem Bärenbachgraben geholt, die bei Regen erneut Probleme verursachen könnten. Rund zehn Bäume pro Stunde schafft der Black Hawk-Hubschrauber, der vorübergehend in der Villacher Rohkaserne stationiert ist.

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Noch immer gibt es in Afritz viel aufzuräumen

Am Donnerstag beseitigte das Bundesheer noch eine Engstelle im Ort, eine schmale Brücke wurde weggerissen, am Freitag wurde eine Behelfsbrücke aufgebaut. Auch die Agrartechnik des Landes verlängerte ihren Hilfseinsatz samt Nachtbereitschaft über das Wochenende. Die Arbeiter würden im Ort schlafen und seien im Notfall jederzeit verfügbar, sagt Peter Hebein vom Land Kärnten.

Black Hawk

Bundesheer / Christian Debelak

Dauereinsatz: Bäume werden ausgeflogen

Baustart für Schutzbauten im Herbst

Wie viel loses Material noch im Kraabachgraben und im Bärenbachgraben liegt, kann Bürgermeister Linder nicht sagen. Es gebe dauernd Rutschungsprozesse, niemand könne abschätzen, wieviel Material auf einmal herunterkommen könnte. Noch im Oktober soll mit dem Bau von Schutzverbauungen im Bärenbachgraben zu begonnen werden. In der kommenden Woche wird Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter in Afritz zu Finanzierungsverhandlungen erwartet.

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