„Black Hawk“ kommt nach Afritz

Zehn Tage nach dem Murenabgang wird ab Mittwoch ein „Black Hawk“-Hubschrauber des Bundesheeres die Aufräumarbeiten unterstützen. Etwa 80 verkeilte Baumstämme müssen aus dem steilen Gelände abtransportiert werden.

Der „Black Hawk“-Hubschrauber kommt vor allem im Tronitzerbachgraben oberhalb von Afritz zum Einsatz. Dort müssen von den Soldaten fast 80 verspannte und verkeilte Bäume für den Abtransport mit dem Hubschrauber vorbereitet werden. „Das Gelände dort ist extrem steil und es gibt auch keine Zufahrtswege“, sagt Hannes Ottacher-Kaiser vom Bundesheer. Die Zeit dränge, denn für Donnerstagabend seien neuerlich Regenfälle zu erwarten. „Wir wollen die Baumstämme aus dem Bachbett herausbekommen, damit es nicht wieder zu Verklausungen kommt.“

Afritz Aufräumarbeiten Black Hawk

Arno Pusca/Militärkommando Kärnten

Zuletzt war der „Black Hawk“ in Kärnten in Rennweg im Einsatz

Seit den schweren Unwettern in der Gemeinde sind täglich durchschnittlich 75 Soldaten des Pionierbataillons 1 aus Villach dabei, die Keller auszuschaufeln. In den nächsten Tagen werden rund 50 Soldaten, unterstützt von Flug- und Bergrettern, Verklausungen beseitigen.

Die Angst bleibt

Trotz Freigabe wagen es einige Bewohner noch nicht, in ihre Häuser zurückzukehren. Nach wie vor sind viele Freiwillige und 75 Soldaten aus Villach im Einsatz, um Keller auszuschaufeln und Geröll wegzubringen, es müssen noch 20.000 Kubikmeter Material beseitigt werden. Im Ortsteil Kraa mussten nach dem zweiten Murenabgang 40 Häuser evakuiert werden, am vergangenen Freitag konnten die Bewohner in die Häuser zurückkehren – mehr dazu in Afritz: Bewohner können in Häuser zurück.

Bilder Afritz am 13.9.2016

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Der Grad der Beschädigung an den Häusern sei unterschiedlich, sagt Bezirksfeuerwehrkommandant Libert Pekoll: „Bei manchen Gebäuden brauchten wir nur die Außenfassade abwaschen, bei anderen waren die Keller und Wohnräume komplett mit Schlamm gefüllt.“ Einige Familien würden es aber noch nicht wagen, zurückzukehren, sagt Bürgermeister Max Lindner. Bei einer Bürgerversammlung am Montag, seien die Bewohner deswegen über die umfangreichen Schutzmaßnahmen informiert worden, „trotzdem gibt es einige, die Angst haben und die Zeit brauchen werden.“

Bilder Afritz am 13.9.2016

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“Danke“-Transparent für die Helfer

„Es war schwer, das Haus vor ein paar Tagen wieder zu betreten“, sagt Anrainerin Birgit Kalhofer. Mit Erleichterung stellte sie fest, dass der Wohnbereich von den Muren verschont geblieben war, Keller, Garage und Carport wurden allerdings beschädigt. Mittlerweile sei der Schlamm mit großen Baggern beseitigt worden. „Mit Muskelkraft alleine wäre es nie möglich gewesen, diese Unmengen an Schlamm und Geröll wegzuräumen.“

Bilder Afritz am 13.9.2016

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Kalhofers Dank gilt den Einsatzkräften vor Ort. Das brachte sie auch mit einem aus dem Fenster gehängten Leintuch zum Ausdruck – „Herzlichen Dank an alle Helfer“ ist darauf zu lesen. Generell sei die Welle der Hilfsbereitschaft „unermesslich groß".

Bachwasser wird „gebremst“

Ab Donnerstag werden neue Regenfälle prognostiziert. Die Gefahr, dass der Bärenbach erneut Material anschwemmt, ist noch nicht ganz gebannt. Derzeit werden beim Bach Holzstufen eingebaut, um das Wasser bei neuen Unwettern zu bremsen. Bis Donnerstag sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein, sagte am Dienstag Hannes Ottacher-Kaiser vom Bundesheer.

Katastrophenhilfe vom Bund

Die Bundesregierung beschloss am Dienstag eine Katastrophenhilfe in der Höhe von 1,5 Millionen Euro. ÖVP-Koalitionskoordinator Harald Mahrer (ÖVP) sprach am Dienstag nach dem Ministerrat von einer „schnellen Einmal-Hilfe“ aus dem Katastrophenfonds. Bei einer Hilfsaktion des ORF Kärnten kamen binnen eines Tages über 160.000 Euro für die Murenopfer zusammen. Am Samstag findet in Radenthein auch ein Benefizkonzert für die Betroffenen statt.

Bilder Afritz am 13.9.2016

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Der Afritzer Ortsteil Kraa war in den vergangenen Wochen gleich zwei Mal von Murenabgängen verwüstet worden. Hielten sich die Schäden nach dem Unwetter vom 29. August noch in Grenzen, so waren die Folgen von mehreren Murenabgängen am 4. September fatal: Zivilschutzalarm wurde ausgelöst, 163 Personen mussten ihre Häuser verlassen und durften erst Tage später zurück. Bei den Aufräumarbeiten waren hunderte Helfer im Einsatz, die Schlammschicht im Ort war bis zu zwei Meter hoch.

Angst vor weiteren Unwettern

Bei neuen Unwettern und Zivilschutzalarm müssen die Häuser eventuell wieder geräumt werden, bis zum nächsten Jahr wird der Bau der dauerhaften Sicherungsmaßnahmen brauchen. Die Angst vor weiteren Unwettern und Muren sei manchmal groß, sagt Anrainerin Birgit Kalhofer: „Das Kopfkino spielt jeden Tag beim Einschlafen. Wenn du ins Bett gehst, weißt du nicht, ob du am Morgen noch daran liegen wirst.“

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