Häuser in Afritz meterhoch verschlammt

Nach dem neuerlichen Murenabgang im Ortsteil Kraa können am Montag nur wenige betroffene Bewohner in ihre Häuser zurück. Dutzende Gebäude sind nach wie vor zwei Meter hoch mit Schlamm und Geröll verlegt.

Afritz erholte sich noch kaum vom letzten Unwetter mit Muren und Verwüstung, als am Sonntagabend schon das nächste folgte. Der Bach im Ortsteil Kraa trat wieder über die Ufer.

Mure in Afritz

ORF

Die Mure donnerte durch den Ortsteil Kraa

Am Montag tagte ein Krisenstab. Der halbe Ort liege unter einer Schlammschicht, sagte der Afritzer Bürgermeister Maximilian Linder, rund 70 Helfer seien im Einsatz, darunter auch 40 Bundesheersoldaten. Ab Dienstag sollen weitere 60 Soldaten im Assistenzeinsatz sein. Der Katastrophenzug wird die Feuerwehren verstärken. Die notwendigen Verbauten werden laut Wildbach- und Lawinenverbauung mehrere Jahre dauern, sie sollen aber noch heuer gestartet werden. Gegenüber dem ORF sagte der Bürgermeister, dass die Experten der Wildbach- und Lawinenverbauung den Bärenbach als nicht gefährlich eingestuft hatten.

Soforthilfe zugesagt

Finanzreferentin Gaby Schaunig (SPÖ) hob am Montag die Kreditsperren in den Budgetposten „Straßenbau sowie Hilfe in besonderen Lebenslagen“ auf. Damit können jetzt finanzielle Mittel zweckgebunden für die Schadensbehebung in den betroffenen Gebieten herangezogen werden. Geldmittel im Umfang von bis zu 1,47 Millionen Euro können damit rasch zur Verfügung gestellt werden, so Schaunig. Auch die Caritas Kärnten öffnete wegen der Unwetterschäden den „Katastrophenfonds Kärnten“.

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Mure verlegte Afritz

Dieses Video zeigt das Ausmaß der zweiten Mure, die den Ortsteil Kraa verwüstete.

Vorerst kein Zuhause

Nur ein Teil der betroffenen 163 Menschen im Ortsteil Kraa konnte am Montagnachmittag in die Häuser zurück. Zwölf Familien wurde mitgeteilt, dass ihre Häuser jetzt wieder bewohnbar seien. „Aber viele wollen gar nicht zurück, sie haben Angst“, sagte Bürgermeister Linder. Die meisten betroffenen Anrainer müssen auch die zweite Nacht bei Verwandten oder Bekannten verbringen.

Im Gemeindezentrum wurde bereits am Sonntag ein Notlager eingerichtet, das Bundesheer hatte hundert Betten zur Verfügung gestellt. Die meisten Betroffenen fanden jedoch in Gasthäusern, bei Bekannten und Verwandten Unterschlupf. Einige durften nur vorübergehend in ihre Häuser, um das Wichtigste zu holen. Viele konnten nur das retten, was sie am Leib trugen. Die meisten Häuser sind rund zwei Meter hoch verschlammt.

Mure in Afritz

ORF

Aufräumarbeiten nach der zweiten Mure innerhalb weniger Tage

Zivilschutzalarm bleibt aufrecht

Der Zivilschutzalarm, der am Sonntagabend ausgerufen wurde, bleibt vorerst aufrecht. Erst dann, wenn wieder alle Häuser bewohnbar sind, kann er wieder aufgehoben werden.

Bei einem Rundflug zeigte sich, dass es keine großen Muren sondern viele kleine Rutschungen gegeben habe, die den Bärenbach verlegten, so Linder. Im Vergleich zur Mure letzte Woche sei diese breiter gewesen und habe mehr Schlamm mitgebracht.

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Heike Schmette, Roswitha Martenke und Monika Grießer gehören zu den Betroffenen

Es seien auch wieder viele der Häuser betroffen, die gerade wieder sauber gewesen seien. Türen und Fenster hielten dem Druck nicht stand. Dazu kommen noch Probleme mit den Versicherungen, die oft Gutachten verlangen und nur Mindestbeträge zahlen wollen, sagte eine Betroffene.

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Der Tag danach

Die Bewohner kämpfen sich durch den Schlamm.

Wasserversorgung wieder aufrecht

Probleme gab es vorübergehend mit dem Trinkwasser, die Leitung sei beschädigt, sodass man für rund 70 Häuser die Zufuhr abschalten musste, so Linder. Die Stadt Villach half mit Wasserbeuteln aus. Mittlerweile konnte die Leitung repariert werden. Die Wildbach- und Lawinenverbauung solle nun dafür sorgen, dass der Bärenbach hoch über Afritz verbaut wird, damit nicht noch ein drittes Mal eine Schlammlawine auf die Ortschaft zukommt. Eine erste Zusage kam bereits vom Landwirtschaftsministerium.

Politiker bei Lokalaugenschein

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) war am Montag auch an Ort und Stelle, ebenso wie FPÖ-Landesrat Gernot Darmann. In der Regierungssitzung am Dienstag will man über Sofortmaßnahmen diskutieren. Da die Mittel in Kärnten aber nicht reichen, bat Kaiser auch den Bund um Unterstützung. Kaiser bedankte sich beim Bürgermeister, der rechtzeitig Alarm geschlagen hatte. Es müsse auch zu Schutzmaßnahmen kommen, so Kaiser. Landesrat Gerhard Köfer (Team Kärnten Stronach) forderte am Montag ein Sonderbudget zur Abgeltung der Unwetterschäden. Jeder Referent solle Geld zur Verfügung stellen, so Köfer. Auch Abgeordnete Johann Trodt-Limpl (BZÖ) sagte, das Land sollte das überflüssige Magazin einstellen und das Geld für die Opfer zur Verfügung stellen.

Auch Burgenland und Steiermark betroffen

Auch im Burgenland gingen schwere Gewitter nieder - mehr dazu in Schwere Unwetter im Nordburgenland. In der Steiermark kam es zu lokalen Überflutungen - mehr dazu in Überflutungen nach Starkregen.

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