Bahn eingestellt: Reißeck verwaist
Lange Jahre zählte das Reißeck zu den zehn beliebtesten Ausflugszielen in Kärnten. Mit einer Standseilbahn ging es auf 1.500 Meter Höhe, dann weiter mit einer Schmalspurbahn durch einen Stollen bis zum Seenplateau als Ausgangspunkt für Wanderungen. Letztes Jahr stoppte der Verbund als Eigentümer diese Stollenbahn im Zuge der Kraftwerksarbeiten für das Pumpspeicherkraftwerk Reißeck II.
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Seit heuer steht auch die Standseilbahn aus dem Tal still. Das bedeutet einen vierstündigen Fußmarsch vom Mölltal aus für alle, die Ruhe im Hochgebirge suchen - mehr dazu in Reißeck ab 2016 nicht mehr erreichbar.
Stollen soll erweitert werden
Schon heuer hätte der Stollen für Baustellen-Lkws und Busse erweitert werden sollen. Josef Mayrhuber, Betriebsleiter der Kraftwerksgruppe Malta, sagte: „Der Rest wird gebaut, wenn wir die bestehende Rohrleitung von Reißeck 1 außer Betrieb nehmen. Das können wir aber erst, wenn das neue Kraftwerk Reißeck 2 in Vollbetrieb ist. Heuer im Oktober soll es soweit sein.“
Der einzige Weg zum idyllischen Seenplateau führt - derzeit nur mit Spezialgenehmigung - durch den 2,5 Kilometer langen Stollen des Kraftwerks. Sechs Millionen Euro wird dessen Ausbau den Verbund kosten. Sollen auch Touristen durchfahren können, kämen für Sicherheitseinrichtungen 650.000 dazu.
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Einsamer Hüttenwirt
Am Seenplateau, wo sonst hunderte Menschen unterwegs waren, ist jetzt nur noch Johann Pschernig, der Wirt der Alpenvereinshütte, anzutreffen. Er karrt derzeit alles, was er braucht, mit der Schiebetruhe durch den Berg zur Hütte: „Auszahlen tut sich die Hütte nicht mehr, derzeit kommen bei schönem Wetter zwei bis drei Gäste am Tag. Wir sind jetzt aber schon 32 Jahre hier oben, da kann man nicht von heute auf morgen zusammenpacken.“
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Verbund kein Tourismusbetreiber
Geld für die Erneuerung der Aufstiegshilfen und damit die Zukunft des Seenplateaus gibt es derzeit von keiner Seite, sagte Verbundsprecher Robert Zechner: „Der Kraftwerksbetrieb kann nicht für Tourismuseinrichtungen Geld ausgeben. Wir werden vom Rechnungshof geprüft und das würde beanstandet werden.“
Die Anrainergemeinden sagen, sie seien finanziell überfordert. Der zuständige Landesrat, Tourismusreferent Christian Benger (ÖVP), bleibt trotz konkreter Fragen des ORF vage. Auf die Frage, ob das Land finanziell einspringen könne, meinte er „Es wird durch mich nichts prädjudiziert.“ An einer touristischen Nutzung der Region sei das Land aber „hoch interessiert.“