Notweinlese nach Unwettern

Bis zu 80 Prozent Ernteausfall mussten Kärntens Winzer im Frühjahr nach Unwettern verbuchen. Aber auch die jüngsten Unwetter bringen die Ernte in Gefahr. Mit Notweinlesen versucht man, die Schäden geringer zu halten. Dabei zählt jede Stunde.

Frost und Schnee haben im Frühjahr rund 80 Prozent des Kärntner Weinjahrgangs 2016 vernichtet - mehr dazu in 80 Prozent Ernteausfall bei Wein. Aber auch nach jedem Unwetter kann die Ernte in Gefahr sein. In der kritischen Phase, wenn die Beeren fast reif sind, können sie durch Hagel leicht beschädigt werden, da die Haut dann wesentlich dünner ist.

„Das ist wie bei uns Menschen. Wenn die Haut angerissen ist, blutet sie. Dann können sich in kürzester Zeit Schimmelkulturen ausbreiten und die Ernte vernichten“, erklärt Weinbauer Niko Trippel aus Briebelsdorf am Maltschacher See. In diesem Fall muss er so schnell wie möglich einen Erntetrupp aufstellen. Auch nach sehr starken Regenfällen müssen die Trauben rasch geerntet werden. Die Rebe nimmt das Wasser auf und transportiert es direkt in die Trauben. „Die Beeren zerplatzen dann einfach", erklärt der Weinbauer.

Weinlese Goriska Brda

ORF

Bei der Noternte zählt jede Stunde

In beiden Fällen wird versucht, so schnell wie möglich mit allen verfügbaren Helfern die Notweinlese zu beginnen, um so viel wie möglich qualitativ hochwertige Trauben ernten zu können. Da die Unwetter meistens am Abend oder in der Nacht stattfinden, wird zeitig in der Früh geerntet.

„Bei Notweinlesen rufen wir unsere Helfer durch und starten sehr zeitig, da wirklich jede Stunde zählt. Wir haben ein Zeitfenster von ca. 24 Stunden. In diesem versuchen wir noch zu ernten, was geht“, so Weinbauer Trippel. Rund 300 Kilo Tagesernte werden bei einer Notlese meist eingefahren. Die erste reguläre Weinlese wird heuer voraussichtlich in der letzten Septemberwoche stattfinden.

Weinlese aus Seminar

Aus rechtlichen Gründen wird die Weinlese als Seminar ausgeschrieben. Damit ist der Weinbauer abgesichert, denn schneidet sich jemand bei der Ernte in den Finger gilt dies als Freizeitunfall und wird von Versicherungen gedeckt. Das Seminar kostet 30 Euro, entschädigt werden die Erntehelfer in Form von Gutscheinen. Bis zu 40 Helfer hat Trippel bei jeder Weinlese. „Das ist fast schon ein Volksfest“, meint er. Für die heurigen Weinlesen werden nach wie vor Helfer gesucht. Trippel: „Wir sind für jede Hilfe dankbar.“

Zusammengenommen haben Kärntens Weinbaugebiete eine Größe von 120 Hektar, rund 250.000 Flaschen werden im Jahr produziert. Bis 2020 haben es sich Kärntens Winzer zum Ziel gesetzt, die Produktion auf 750.000 Flaschen im Jahr zu steigern.

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