50 Jahre Hochwasser in Villach
Im Septemeber 1965 kam eine Warnung der Meteorologen vor starken Regenfällen, eine Katastrophe drohte - zuerst an der Drau, dann an der Gail. Am Tag danach gab es Hochwasseralarm - mehr dazu in Die Katastrophenjahre 1965/66. Kaum hatte sich das Land halbwegs wieder erholt und die Schäden beseitigt, nahte die nächste Katastrophe. Am 19. August maß man in Villach einen Draupegel von 6,95 Meter über normal, die Innenstadt und tiefer gelegene Stadtteile glichen einem See. Im Drau- und Mölltal waren die Schäden sogar noch größer als im September davor.
ORF
90 Menschen von Hubschraubern gerettet
Nach dem Katastrophenjahr gab die Kärntner Landesregierung 1969 eine Dokumentation heraus: „Hochwasser in Kärnten“, aus der die folgenden Informationen entnommen sind. In Osttirol starben zehn Menschen, in Fresach wurde ein Pensionist in seinem Haus durch eine Mure verschüttet und starb. In Spittal wurden 90 Menschen mit Hubschraubern des Bundesheeres aus lebensgefährlichen Situationen gerettet. Es wird an der Wiederherstellung der Nachrichtenverbindungen gearbeitet, außerdem werden die Menschen mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgt, denn viele sind von der Außenwelt abgeschnitten. In Obervellach drohen ganze Wälder abzurutschen.
Feuerwehr Villach Archiv
Urlauber auf der Flucht
Dazu kam, dass tausende Urlauber in Kärnten waren und mit ihren Autos die Straßen verstopfen. Brücken wurden weggerissen und überflutet, Campingplätze völlig zerstört. Am Freitag, dem 19. August erreichte die Katastrophe ihren Höhepunkt. Im Mölltal riss eine Mure sechs Häuser weg, eine dreiköpfige Familie kam ums Leben.
In Vilach wurden tiefer liegende Stadtteile überschwemmt, darunter die Innenstadt entlang der Drau, der Hauptplatz gleicht einem See. Doch die Draubrücke hielt diesmal, es kam weniger Holz von oben mit. Die Feuerwehr war im Dauereinsatz.
Feuerwehr Villach Archiv
Das obere Drautal war von der Außenwelt abgeschnitten, 14 Hubschrauber des Fliegerregiments 1 aus Hörsching kamen zu Hilfe. Die Großglockner Straße wurde auf einer Länge von fünf Kilometern zerstört, die Trinkwasserversorgung war stellenweise komplett zusammengebrochen. Der ORF meldete am 19. August 1966 in den Landesnachrichten: „Trotz verhältnismäßig unruhiger Wetterlage zeigt die Wasserführung an allen größeren Flüssen fallende Tendenz. Die Leerung der ausgedehnten Überflutungsbecken wird jedoch noch längere Zeit in Anspruch nehmen.“
Feuerwehr Villach Archiv
Am Sonntag nach der Katastrophe schien wieder die Sonne und zeigte das gesamte Ausmaß der Verwüstung.
487 Mio. Schilling Schaden
Die Schäden betrugen rund 487 Millionen Schilling, 87 Brücken wurden zerstört, 14 schwer beschädigt, Telefonleitungen ebenso. Die Ortschaft Putschall wird von den Bewohnern aufgegeben, zehn Familien verlassen die zerstörte Gegend. Eine neue Siedlung wird errichtet.Rund 2.000 Bundesheersoldaten waren im Einsatz, Hilfszüge kamen aus anderen Bundesländern nach Kärnten, sogar Einsatzkräfte aus Jugoslawien halfen mit. Der Verlust im Fremdenverkehr betrug geschätzte 120 Mio. Schilling, weil Gäste vorzeitig abreisten oder überhaupt stornierten. Die Aufräumarbeiten dauerten bis Ende September.
Die nächste Katastrophe im November
Doch die Kärntner konnten noch nicht aufatmen, denn Anfang November kam das Wasser zum dritten Mal binnen 14 Monaten, diesmal nach schweren Schneefällen, die durch warmes Wetter zu schnell wegschmolzen. Die Hänge waren durch die vorangegangenen Hochwasser bereits geschwächt und gaben nach.