Sozialhilfeverband kocht nur noch „regional“

Mit dem Sozialhilfeverband Spittal an der Drau setzt einer der größten Anbieter für Pflege und Seniorenbetreuung in Oberkärnten künftig voll auf heimische Lebensmittel. Gekocht wird mit regionalen, bzw. österreichischen Lebensmitteln.

Schon jetzt stammen 90 Prozent der Lebensmittel, die in den Betriebsküchen des Sozialhilfeverbandes verkocht werden, aus Österreich. Künftig sollen auch Milch, Eier und Fleisch zur Gänze aus der Region bezogen werden. Gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer konnten Partnerbetriebe gefunden werden, die alle Heime in ausreichender Menge mit den benötigten Produkten versorgen können.

Flüssigei aus Österreich bisher zu teuer

So dürfen etwa in den Heimen aus hygienischen Gründen nur Flüssigeier verwendet werden - bisher sei es aus Kostengründen unmöglich gewesen, diese von österreichischen Anbietern zu beziehen, so Thomas Schell, Geschäftsführer des Sozialhilfeverbandes Spittal an der Drau. „Das hat auch ein Miteinander gebraucht, sowohl auf Seiten der Anbieter, als auch der Abnehmer."

Regionale Lebensmittel Ernte Salat

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Die Finanzierung des Sozialhilfeverbandes erfolgt über Pensionsanteile der Bewohner, Pflegegeldanteile und die Restkostenübernahme des Landes.

Mehrausgaben werden kompensiert

Für das Essen seiner Bewohner gibt der Sozialhilfeverband bis zu 500.000 Euro pro Jahr aus. Die gentechnikfreien Produkte aus Österreich sind zwar mit Mehrkosten verbunden, das nimmt der Verband jedoch in Kauf. Schell: „Man ist noch mehr gefordert, aber das beflügelt einen.“ Werde für ein regionales oder heimisches Produkt zum Beispiel fünf Prozent mehr gezahlt, achte man darauf die Mehrausgaben anderweitig zu kompensieren. Und, so Schell: „Man orientiert sich an der Saisonalität. Unsere Bewohner sind an den Festen im Jahreskreis orientiert, dementsprechend ist der Speiseplan aufgebaut.“

Regionale Lebensmittel Ernte Salat

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Ein großer Teil des Salates, der auf den Feldern der Familie Gradnitzer in Sankt Peter bei Spittal an der Drau geerntet wird, landet im Kühlhaus des Marienheims. Es ist eines von sechs Seniorenheimen, die vom Sozialhilfeverband betrieben werden.

Beispiel soll weiter Schule machen

Die Landwirtschaftskammer hofft nun, dass mit dem Bekenntnis des Sozialhilfeverbandes zu mehr Regionalität weitere öffentliche Einrichtungen folgen werden. Der Präsident der Landwirtschaftskammer Kärnten, Johann Mößler sagte: „Ich saß im Frühjahr bei einer Gesundenuntersuchung in Laas. Wie soll es mir als Bauer zwischen anderen Kärntner Milchbauern gehen, wenn man zum Frühstück deutsche Butter bekommt? Nur weil in der dritten Kommastelle jemand billiger war.“

Langfristiges Ziel sei es, die heimischen Bauern zu stärken und einen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung zu leisten. Die Ausgaben für Lebensmittel seien ohnehin vielen anderen - etwa den Heizkosten - untergeordnet. Das Konzept des Sozialhilfeverbandes sei Mößler zufolge überall umsetzbar. Mößler: „Was wir uns wünschen ist, dass auch auf Landesebene - bei der KABEG, in anderen Pflegeheimen, in Kindergärten und Gemeinden - andere folgen.“

Regionale Lebensmittel Ernte Salat

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Landwirtschaftskammer warnt vor Bauernsterben

Die österreichische Politik erwarte sich von der Landwirtschaft, dass heimische Lebensmittel naturnah und gentechnikfrei hergestellt werden. „Deshalb wünschen wir uns auch, dass diese Produkte verwendet werden“, so der Präsident der Landwirtschaftskammer Kärnten, Johann Mößler. „Wenn man sich mit Lebensmitteln aus Europa und Asien versorgt, dann wird die heimische Produktion überflüssig und die Bauern hören auf.“

Das Kriterium „regional“ müsse von den Abnehmern vorgegeben werden, dann werde es auch angeboten.