Obsternte fällt vielfach aus

Wenige Tage vor der ersten Ernte sind die Bäume vieler Obstbauern leer. Der plötzliche Frost Ende April sorgte für Totalausfälle, die Preise steigen. Billigobst aus Osteuropa könnte in den Geschäften landen, denn die Vorräte aus dem Vorjahr gehen zu Ende.

Der Wintereinbruch mit bis zu 20 Zentimeter Neuschnee und die Temperaturen mehrere Nächte lang weit unter null Grad zerstörten viele Obstkulturen. Sie konnten der Schneelast nicht standhalten und die Blüten starben durch den Frost ab.

Obstbau Ernteausfall Reautschnig

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Manfred Reautschnig

Auch bei Manfred Reautschnig vom Rabahof in Niederdorf fielen alle Blüten auf den 1.200 Apfelbäumen ab: „Ich betreibe seit 25 Jahren Obstbau und wir hatten noch nie diese Situation. Die Bäume sind fast schon verwildert, extrem ins Holz gewachsen. Weil kein Obst drauf ist sind die ganzen Blüten verfallen. Wenn alles normal gegangen wäre, hätten wir mit einer Ernte von 10.000 Kilo gerechnet.“

Einen Totalausfall beim Obst habe es schon einmal gegeben, sagt uns Manfred Reautschnig. Die Dürre vor drei Jahren war damals schuld. Um viel Geld wurde ein Bewässerungssystem samt Teich gebaut. Dass er jetzt erneut vor einem Totalausfall stehe, ist für den Obstbauer ein enormer Schaden. Die letzten paar hundert Kilo Äpfel aus dem Vorjahr werden noch auf dem Markt verkauft, dann ist Schluss.

Obstbau Ernteausfall Obstplantage

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Hans Köstinger, Obmann des Vereins Mostbarkeiten im Lavanttal, vertritt knapp 200 Obstbauern in der Region. Der Schaden sei für viele enorm, sagt er. Die Befürchtungen hätten sich bestätigt, obwohl es regional Unterschiede gebe. Vor allem Obstbauern mit Kulturen über 600 Meter Seehöhe seinen glimpflich davon gekommen.

Hans Köstinger

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Hans Köstinger

Bauern müssen Obst aus anderen Regionen zukaufen

Der Schaden auf seinem eigenen Hof sei relativ groß, da dort vorwiegend Obst verarbeitet werde. „Wir verarbeiten in einem guten Jahr zwischen 70 und 80 Tonnen Obst. Heuer wäre so ein Ertragsjahr gewesen. Der Ansatz der Blüte schaute gut aus, aber jetzt ist viel verloren.“

Dennoch versucht Köstinger, nach vorne zu blicken: „Vielleicht hat so ein Jahr wie heuer auch etwas Gutes: Dass man den Konsumenten erreicht, um ihm zu erklären, dass das, was die Industrie ist, etwas anderes ist. Die Industrie, egal welches Etikett drauf ist, braucht ja kein Obst von uns.“

Die Reserven aus dem Vorjahr - die eingelagerten Apfelwein- und Essigvorräte - neigen sich langsam aber sicher dem Ende zu. „Es wird trotzdem notwendig sein, dass wir wieder etwas in den Keller schaffen. Wir sind jetzt dabei, Regionen ausfindig zu machen, wo es Obst gibt.“ Es laufen Gespräche mit Obstbauern aus dem Hartberger Gebiet und Oberösterreich. „Zumindest, was die Apfelweinprodukion betrifft, versuchen wir, gleichwertige oder zumindest ähnliche Apfelsorten zu finden.“

Obstbau Ernteausfall Äpfel

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Der Vorrat an heimischem Obst droht auszugehen

Nicht selten Billigobst aus dem Ausland

Sollte der heimische Bedarf mit heimischem Obst nicht gedeckt werden können, werde aus dem Ausland oft Billigobst importiert. Polen, Italien, und Frankreich stehen ganz oben auf der Liste, bestätigte Siegfried Quendler, Leiter des Obst- und Weinbauzentrums Kärnten. Der Konsument müsse genau schauen, woher das Obst komme, sagt Quendler. Es würde überhaupt schwer werden, heimisches Obst von Ausländischem zu unterscheiden. Dass die Preise für bestimmte Obstsorten nach dem Sommer deutlich steigen, sei laut Quendler durchaus zu erwarten.

Offen bleibt die Frage, wer den Schaden bezahlt. Viele sind nicht versichert, weil es entweder keine Versicherung gibt oder Prämien unerschwinglich seien, heißt es.

Obst und Gemüse aus dem Supermarkt wird immer öfter vorverpackt angeboten. Plastiktassen, Folien und Co. vergrößern die Abfallberge. Doch nicht immer ist es tatsächlich im Sinn der Umwelt, auf diese Verpackungen zu verzichten - mehr dazu in Kritik an Obst und Gemüse aus der Plastiktasse (help.ORF.at).

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