Carinthischer Sommer eröffnet

Der Carinthische Sommer ist am Donnerstagabend in Ossiach eröffnet worden. Das Thema lautet heuer „Das Paradies“. Sphärische Klänge hallten über den See, an der „Wassermusik“, einer Art Klangwolke, wirkten Musiker und Chöre mit.

Eröffnet wird der Carinthische Sommer üblicherweise vom Bundespräsidenten. Durch die Wahlanfechtung ist dies heuer nicht möglich, daher eröffnete der Landeshauptmann.

Intendant Holger Bleck stellte in seiner Rede drei Fragen, um zu klären, in welche Richtung der Carinthische Sommer gehen würde. Eine dieser Fragen lautete: Ist Klassische Musik elitär? „Musik ist niemals elitär“, stellte Bleck klar. Im schlechtesten Fall werde sie von einer Bildungs- oder Kulturelite mit einer künstlichen Aura umgeben, „um sich selbst zu erhöhen oder auch, um andere auszugrenzen“. Die überbordende Vielfalt der Musik sei ein wesentliches Merkmal des neuen Festivalsommers.

Carinthischer Sommer 2016 Eröffnung

ORF/Peter Matha

Viele kamen um die Wassermusik zu hören und zu sehen

Carinthischer Sommer Eröffnung

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„Emotion hat hohen Stellenwert“

Vor allem die Emotion habe einen hohen Stellenwert in der Musik, so Bleck weiter: „Emotionen sind in unserem Leben essentiell.“ Kreativität geschehe scheinbar zufällig und beiläufig - eine Voraussetzung sei aber stets die Vielfalt und Reichhaltigkeit im Denken und in den Emotionen. Bleck widmete zum Abschluss seiner Rede das Festival „den Menschen in Kärnten, seinen Musikern, Chören und Künstlern“ sowie dem Publikum.

Carinthischer Sommer 2016 Eröffnung

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Der ORF dreht für ein Österreich Bild, das am kommenden Sonntag zu sehen ist

Carinthischer Sommer Eröffnung

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„Sehnsucht nach dem Paradies“

Die Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums Wien, Sabine Haag, nahm das Eröffnungspublikum auf eine Reise quer durch die verschiedenen Paradies-Vorstellungen von der Antike bis in die Neuzeit mit. Haag ging auch auf Immanuel Kants Interpretation des Sündenfalls ein. „In seinen Augen war es eine Chance für das Menschengeschlecht, aus dem Paradies vertrieben worden zu sein“, sagte Haag. Nur so habe es auf den Weg der Vernunft und des Fortschritts gebracht werden können.

„Wie immer man das Paradies definiert - unsere Sehnsucht nach ihm ist immer gleich geblieben“, sagte Haag. Die Jagd nach Glück und der Versuch, ein Stück Paradies zurückzuholen, finde Ausdruck in den Festen der Menschen. „Alles, was uns der Sündenfall eingebrockt hat, soll über kurze Zeit außer Kraft gesetzt werden.“ Im Fest ließen sich die Regeln des gesellschaftlichen Umgangs umkehren und außer Kraft setzen.

Carinthischer Sommer 2016 Eröffnung

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Stimmungsvolles Spektakel bei leider frischen Temperaturen

„Man kann das Jahr über durchfeiern“

Feste und Spektakel würden sich heute „in jedermanns Reichweite“ befinden. Man könnte das ganze Jahr durchfeiern. Der in der Substanz unproduktiven Eventkultur würde ein klein wenig „abgewandte Askese und klösterliche Abgeschiedenheit“ manchmal gut tun. "Heute Abend sollen wir in einen Traum-Ort des Glücks versetzt werden. Mögen diese Klänge und das Ambiente einer unvergleichlichen Kärntner Landschaft uns für eine kurze Zeit in das „Goldene Zeitalter" zurückführen, aus dem wir hoffentlich nicht zu unsanft wieder erwachen“, schloss sie ihre Rede.

Kaiser wies „Hochkultur“ zurück

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ), der das Festival offiziell eröffnete, ging auf die von Intendant Bleck gestellte Frage, ob denn Musik elitär sein könne, ein. „Ich teile die Überzeugung des Intendanten und möchte auch den Begriff der Hochkultur zurückweisen. Elitäres ist etwas, das die Kunst - könnte sie sich personifizieren - niemals zulassen würde“, sagte Kaiser. Der nicht-elitäre Zugang sei etwas, das zu betonen, zu bejahen, zu forcieren sei.

Carinthischer Sommer Eröffnung

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Platzsuche für große Kirchenoper

Mit dem heurigen Festivalsommer sich außerdem ein Kreis, sagte Kaiser weiter: „Ein Kreis, der auch die gesellschaftliche Relevanz der Kunst in den Mittelpunkt rückt.“ Gemeint war die für den Carinthischen Sommer vor 36 Jahren geplante Uraufführung der Kirchenoper „Jesu Hochzeit“ von Gottfried von Einem, gegen die es Proteste gehagelt hatte und die dann nicht im Rahmen des Carinthischen Sommers stattfand. „Dieser Kreis schließt sich nun nach 36 Jahren“, so Kaiser. In Ossiach fehlt allerdings der Platz dafür.

Kulturreferent Chrstian Benger (ÖVP) sagte diesbezüglich, es hätten schon erste Anbahnungen stattgefunden, die große Basilika in St. Andrä sei ein möglicher Standort.

„Kirchenoper als Markenzeichen“

Der Ossiacher Bürgermeister, Johann Huber (FPÖ), betonte in seiner Rede, wie froh er sei, dass die Kirchenoper als Markenzeichen wieder Platz im Spielbetrieb habe. Sein Villacher Amtskollege, Günther Albel (SPÖ), spannte den Bogen bis hin zur Flüchtlingskrise: „Gerade in solchen Zeiten braucht man Kultur, denn mit Musik kann man die Tore, die geschlossen worden sind, weit aufreißen. Sie kann Augen und Ohren öffnen und dafür sorgen, dass der Blick wieder aufs Wesentliche gerichtet wird.“