Hypo-Prozess: Angeklagter wies Vorwürfe zurück

Im Hypo-Untreueprozess um einen faulen Kredit für die kroatische Getränkefirma Amfora Maris aus dem Jahr 2003 am Landesgericht Klagenfurt ist am Donnerstagnachmittag der Angeklagte Gerhard Süss befragt worden. Er wies die Vorwürfe der Anklage zurück.

Süss habe als Leiter des Bereichs Markt den zuständigen Sachbearbeiter angewiesen, den Antrag positiv aufzubereiten, so der Vorwurf. In der Befragung widersprach Süss dieser Darstellung.

Süss steht mit den ehemaligen Bankmanagern Wolfgang Kulterer und Günter Striedinger sowie einem kroatischen Unternehmer vor Gericht. Der Kredit wurde in Höhe von 4,8 Mio. Euro gewährt. Als die Amfora Maris pleiteging, wurde ein Teil der offenen Schulden bei der Hypo aus dem Versteigerungserlös vor allem von Liegenschaften ausgeglichen. Der Bank blieb ein Schaden von 771.800 Euro.

„Keine Anweisung gegeben oder bekommen“

Süss kam 1999 zur Hypo. Im Jahr der Kreditvergabe war er kurz Leiter der Abteilung Markt, nachdem diese von der Marktfolge getrennt worden war. Dann wurde er Geschäftsführer der Hypo Consultants. Er habe weder den Sachbearbeiter angewiesen, den Kreditantrag positiv zu beurteilen, noch habe er von Striedinger eine Anweisung bekommen, wie der Kreditantrag erstellt werden solle, so Süss auf die Fragen von Richterin Akiko Kropfitsch.

Auch habe er keine Kenntnis, dass vonseiten der Kreditnehmer oder der mitangeklagte Kroate selbst an die Vorstände Kulterer und Striedinger mit dem Kreditwunsch herangetreten worden sei. Wie er selbst von dem Kreditwunsch erfahren habe, wisse er nicht mehr, sagte Süss. Der nächste Verhandlungstermin ist der 26. Juli. Die Fortsetzung der Befragung von Süss ist geplant.

Striedinger: Keine Erinnerung

Vor Süss wurde am Vormittag der ehemalige Hypo-Vorstand Günter Striedinger einvernommen. Er konnte sich an die Kreditvergabe nicht mehr erinnern, bezeichnete den Kredit auf Basis des Aktenstudiums jedoch als plausibel. Er würde er ihn heute wieder bewilligen, sagte er. Striedinger steht mit den ehemaligen Bankmanagern Wolfgang Kulterer und Gerhard Süss sowie einem kroatischen Unternehmer vor Gericht. Es geht um einen Kredit in Höhe von 4,8 Mio. Euro im Jahr 2003 und einen Schaden von 771.800 Euro.

„Für gesamten Bankenbereich verantwortlich“

Striedinger erklärte Richterin Kropfitsch, als Vorstand bei keinem Kreditfall die spezifischen Unterlagen gelesen zu haben, das sei bei seinem Aufgabenumfang nicht möglich gewesen. Er und Kulterer hätten damals den gesamten Bankenbereich zu verantworten gehabt, obwohl sie mehrfach darauf hingewiesen hätten, dass dies ein unhaltbarer Zustand sei. In den Sitzungen des Kreditkomitees hätten die jeweiligen Mitarbeiter die Fälle präsentiert, und man habe sich auf den vorgelegten Kreditantrag plus Referat verlassen.

Das Bewerten der Sicherheiten für den Kredit nannte er „äußerst vorsichtig“. So sei das Grundstück auf 5,6 Mio. Euro geschätzt worden - mit einer werthaltigen Sicherheit für die Bank von 2,8 Mio. Euro - und die Betriebsausstattung sei mit einem Schätzwert auf 2,5 Mio. Euro - mit einer werthaltigen Sicherheit von 825.000 Euro - angenommen worden. Der Schätzwert habe die Kreditsumme damit doppelt überstiegen, die behauptete Unterdeckung ergebe sich hier also nur aus dem von der Bank angenommenen Worst-Case-Szenario, rechnete Striedinger vor. Auf Basis dieser Bedingungen würde er den Kredit auch heute wieder bewilligen.

„Nie Mitarbeiter zu etwas gezwungen“

Auf die Frage des beisitzenden Richters Uwe Dumpelnik, ob er Süss angewiesen habe, den Kreditantrag positiv darzustellen, sagte Striedinger, das weise er entschieden zurück. Er sitze leider Gottes nicht zum ersten Mal auf der Anklagebank und bisher habe noch kein einziger Zeuge behauptet, von ihm rechts- oder regelwidrige Weisungen erhalten zu haben. Er habe nie einen Mitarbeiter zu etwas gezwungen.

Wie schon Kulterer vor ihm sagte Striedinger zu dem fehlenden Businessplan im Kreditantrag, er sei zu hundert Prozent sicher, dass sie den Kredit ohne eine Darstellung der wirtschaftlichen Dynamik und einer Cash-flow-Berechnung niemals genehmigt hätten. Seiner Meinung nach müsse es ein Zusatzblatt gegeben haben, er glaube nicht, dass er mit einem mündlichen Vortrag allein zufrieden gewesen wäre. Außerdem würde niemand ohne einen entsprechenden Businessplan ein Unternehmen aus dem Konkurs kaufen, wie es bei Amfora Maris der Fall war.

Freundschaft mit Unternehmen „Unterstellung“

Zu dem Vorwurf des Staatsanwalts, dass er aus „enger Freundschaft“ mit dem kroatischen Unternehmen den Kredit bewilligt habe, sagte Striedinger, das sei eine Unterstellung. Er habe den Kunden bei der Übernahme der bosnischen Auro Banka, deren Hauptaktionär dieser gewesen sei, im Jahr 2001 kennengelernt und keinerlei privaten Kontakt mit ihm gehabt.

Da der Kroate weder Englisch noch Deutsch und er nicht Kroatisch beherrschte, sei eine direkte Kommunikation nicht möglich gewesen. Auch bei anderen Geschäften habe er mit dem Unternehmer nie ohne Dolmetscher gesprochen. Von einem „vehementen Drängen“ des Kroaten, ihm den Kredit zu gewähren, wie in der Anklageschrift formuliert, könne keine Rede sein, führte der Angeklagte aus.

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