Bär und Wolf: Kritik am Schutzstatus

Der Schutzstatus für Wolf, Bär und Luchs soll überdacht werden, das fordert der Kärntner ÖVP-Agrarreferent Christian Benger. Es gebe schwerwiegende Konflikte mit der Landwirtschaft. Benger ist deswegen für eine „Regulierung“ der Populationen.

Aufgrund strenger Artenschutzgesetze der EU und aktiver Wiederansiedelungsprojekte seien im Alpenraum wieder Bestände von Bär, Wolf und Luchs zu finden, so Benger. Immer wieder würden Nutztiere gerissen, das und sogar Konflikte mit Menschen seien ein Beleg dafür, dass die Rückkehr der großen Raubtiere nicht unbedenklich sei. Kein Landwirt wolle seine Tiere mehr auf Almen auftreiben, wenn sie dort von Raubtieren bedroht seien. Der Wolf töte zudem wie der Fuchs auch im Hühnerstall. Benger: „Hier reden wir vom Verrecken der Tiere. Das will kein Bauer, das kann auch kein Natur- oder Tierschützer wollen.“

Die Almwirtschaft sei nicht nur Existenzgrundlage für die Bauern, sondern auch wesentlicher Tourismus- und Freizeitfaktor, so Benger: „Wir können nicht leben wie vor 200 Jahren und wir wollen unseren Wirtschafts-, Siedlungs- und Verkehrsraum nicht auf diesen Status zurückführen.“ Im letzten Jahr sollen Großraubtiere in Kärnten nach Schätzungen 15 Schafe gerissen haben - mehr dazu in Bär und Wolf: Heuer 15 Schafe gerissen.

Protest gegen EU-Richtlinie

Im Alpenraum formiert sich der Widerstand gegen die wieder angesiedelten Großraubtiere. Kürzlich unterschrieben Österreich, die Schweiz, Frankreich, Bayern, Slowenien und Südtirol bei der Internationalen Alpwirtschaftstagung 2016 in Slowenien eine EU-Petition. Darin fordern die almwirtschaftlichen Verbände die Herabsetzung des Schutzstatus von Großraubwild in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU und die Möglichkeit einer Regulierung der Populationen durch den Menschen.

Benger für raubtierfreie Zonen

Auf dem Papier hätten in Österreich laut Benger etwa 39 Wolfsrudel Platz. Rechne man mit einer Mindestanzahl von vier Wölfen pro Rudeln, dann sei „offensichtlich, dass diese Zahl nicht verträglich ist mit der Tourismus- und Almwirtschaft“. Eine Regulierung der Populationen durch den Menschen müsse deswegen diskutiert werden. So sei laut Benger nicht der gesamte Alpenraum dazu geeignet, flächendeckend Wolfspopulationen aufzunehmen, künftig müsse es von Großraubtieren freie Zonen geben.

Zuletzt wurden in Kärnten Mitte Juni zwei Schafe von einem Bären gerissen. „Unter Verdacht“ stand damals Bär Rudolf, ein Jungbär, der erst kürzlich nach Kärnten einwanderte - mehr dazu in Bär riss zwei Schafe - Rudolf unter Verdacht. Versuche mit aufwendigen Schutzmaßnahmen, wie Zäune und Herdenschutzhunde, hätten bis dato keine zufriedenstellenden Ergebnisse geliefert, sagt Benger. Ein Pilotprojekt in Kärnten auf einer Alm mit einem Hirten und einem Hund in einer Saison koste laut Benger 14.000 Euro.

Grüne: Viel Lärm um wenig Schaden

Der Vorstoß von Benger rief eine große Protestwelle hervor. „Viel Lärm um wenig Schaden“, konterte Grün-Landtagsabgeordneter Michael Johann. Im letzten Jahr habe es in Kärnten nur 15 Schafsrisse gegeben, heuer seien es bislang zwei. Aktuelle Schäden durch Wölfe seien in Kärnten nicht bekannt. Die Angstmache vor großen Wolfsrudeln sei völlig unbegründet, nur einzelne Wölfe würden durch Kärnten ziehen.

Die Schäden durch große Raubtiere würden jedes Jahr wenige zehntausend Euro ausmachen, die Schäden durch Schalenwild würden laut einem Rohbericht des Bundesrechnungshofs in Kärnten jährlich über zwölf Millionen betragen. Johann: „Allen, die jetzt Bär, Wolf und Luchs ins Visier rücken wollen, sei gesagt, dass diese nicht nur durch das Kärntner Jagdgesetz, sondern auch durch EU-Richtlinien streng geschützt sind und Abschüsse streng bestraft werden.“

FPÖ gegen Aufweichen des Schutzgesetzes

Die Herabsetzung des Schutzstatus komme für die FPÖ Kärnten nicht „einmal ansatzweise“ in Frage, sagte auch FPÖ-Obmann Christian Leyroutz. Die Tiere wurden mühsam angesiedelt, da sie nahezu ausgerottet waren. Es gebe noch keinen einzigen Riss von einem Wolf oder Luchs und für Problembären – sollte Leib und Leben in Gefahr sein - gebe es bereits Ausnahmebestimmungen. Es müsse einen vernünftigen Ausgleich zwischen Artenschutz und den berechtigten Interessen der Landwirtschaft geben.

Für den Schutz von Wolf & Co. spricht sich auch der Verein gegen Tierfabriken (VGT) aus. Durch den EU-weiten Schutzstatus kämen die Wölfe wieder zurück, nachdem man sie im 19. Jahrhundert in Mitteleuropa weitgehend ausgerottet hatte. Nur einzelne Wölfe aus den Nachbarländern würden durch Österreich wandern, und schon würden ÖVP-Landespolitiker zur erneuten Ausrottung aufrufen.