Gesundheitsakte ELGA startet im UKH

Am Montag startet in Kärnten die viel diskutierte elektronische Gesundheitsakte ELGA. Erstmals angewendet wird sie im Unfallkrankenhaus Klagenfurt. Diese zentrale Datenerfassung soll die Behandlung der Patienten erleichtern.

Den Anfang macht das Unfallkrankenhaus der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA). Mitte Juli 2016 geht dann das Landeskrankenhaus Villach mit ELGA in Betrieb, weitere Kärntner Spitäler folgen schrittweise. Die ELGA-Ombudsstelle wird zeitgleich mit dem Start in Kärnten an ihrem dortigen Standort den Betrieb aufnehmen und „die ELGA-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer bei der Wahrnehmung und Durchsetzung ihrer Rechte unterstützen“, heißt es in einer Aussendung von ELGA.

Blick auf die ELGA Internetseite

APA/Robert Jäger

Zugang zur Elektronischen Gesundheitsakte ELGA erhält man über das Portal im Internet

Daten können ganz oder teilweise gesperrt werden

Schon bisher waren einzelne Ärzte, wie Radiologen, oder Laborärzte verpflichtet, Daten ihrer Patienten in ELGA zu speichern. Es sei denn, der Patient untersagte das ausdrücklich. Dieses Recht, persönlich sensible Daten nicht weiterzugeben, gilt auch ganz generell für die Gesundheitsakte. Patienten, die ihre Daten nicht über ELGA zentral verwalten lassen wollen, können sich von ELGA teilweise - für Medikation oder Befunde - oder auch ganz abmelden. Eine Neuanmeldung ist jederzeit möglich.

Die Elektronische Gesundheitsakte:

Über das Österreichische Gesundheitsportal gelangen die Bürgerinnen und Bürger mittels Handysignatur oder Bürgerinnen- bzw. Bürgerkarte zu ihrer persönlichen ELGA. Dort können sie jetzt schon – sofern sie in einem bereits teilnehmenden Krankenhaus in Behandlung waren – ihre eigenen Gesundheitsdaten wie Entlassungsbriefe, Röntgen- oder Laborbefunde einsehen und verwalten.

Praktiker kritisieren ELGA

Es gibt aber auch Kritiker von ELGA. Die niedergelassenen Ärzte können dem zentralen Patientenregister nicht viel Positives abgewinnen. Gert Wiegele etwa, der Chef der niedergelassenen Ärzte in Kärnten, hat sich und seine Familie selbst bei ELGA abgemeldet. Wiegele sagte, er vertraue einer zentralen Datenspeicherung nicht, gerade wenn es um sensible Krankenakte geht.

Schon jetzt könne er jederzeit Befunde von Krankenhäusern anfordern, sagte Wiegele, dazu brauche er ELGA nicht. Der Vorteil von ELGA sei eher administrativer Natur, als für den Patienten spürbar, sagte Wiegele. Bis die niedergelassenen Ärzte die Patientenbefunde in das ELGA-System übertragen können, werden noch Monate vergehen. Mehrmals ist der Start schon verschoben worden, weil ELGA noch Probleme machte.

Die Eintrittskarte in die digitale Welt der Befunde ist die E-Card. Wiegele über das System: „In dem Moment, in dem ich die E-Card des Patienten in mein System stecke, erhalte ich vom Patienten die Bewilligung, seine auf ELGA gespeicherten Befunde einzusehen, außer die Befunde sind geschwärzt oder teilweise gestrichen.“

E-Card

ORF

Die E-Card ist die Eintrittskarte in die digitale Welt von ELGA

Ärzte zweifel am Nutzen von ELGA

Wiegele zweifelt am Nutzen für den Patienten, vor allem wenn der Patient selbst Befunde im Nachhinein aus ELGA wieder herauslöschen kann. Damit sei eine Behandlung noch schwerer, sagte Wiegele. „Ich kann mich auf die Befunde nicht verlassen. Wenn ein Patient etwa an Hepatitis-C erkrankt ist und ich bekomme diese Information nicht, dann könnte sich meine Assistentin, falls sie sich mit der Nadel sticht, mit Hepatitis-C infizieren. Das wäre eine Katastrophe. Weiß ich aber, dass der Patient an Hepatitis-C erkrankt ist, dann könnte ich besondere Schutzmaßnahmen bei der Blutabnahme anwenden.“

Weder vom Unfallkrankenhaus Klagenfurt, noch von der Krankenanstaltenbetriebsgesellschaft (KABEG) war es möglich, ein Interview über das neue zentrale Patientenregister zu bekommen. Es wurde darauf hingewiesen, dass es in zwei Wochen eine Pressekonferenz zu dem Thema geplant sei.

Kritik der FPÖ an Zeitpunkt

Für die FPÖ startet ELGA zur Unzeit, so Klubobmann Christian Leyroutz in einer Aussendung. Mitten in der Urlaubszeit, in der viele Spitalsabteilungen personell ausgedünnt seien, starte im UKH Klagenfurt und im LKH Villach die elektronische Gesundheitsakte, was für Ärzte zumindest in der Anfangsphase eine zusätzliche administrative Belastung bringe, hieß es. Dieses Timing sei unverständlich. Die Leidtragenden seien einmal mehr die Patienten, weil die Wartezeiten auf Behandlung weiter steigen werden.

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