Haftstrafen für vier Uhrenräuber

Am Dienstag haben sich vier mutmaßliche Räuber aus Litauen in Klagenfurt vor Gericht verantworten müssen. Sie sollen im Oktober 2015 einen Villacher Juwelier überfallen und die Angestellte bedroht und gefesselt haben. Sie bekamen zwischen drei und sechs Jahren Haft.

Der jüngste Angeklagte ist erst 17 Jahre alt, er wurde zu drei Jahren Haft verurteilt. Der Älteste ist 26, er fasste sechs Jahre aus. Beide zeigten sich geständig. Der 26-Jährige gab zu, im Rahmen einer kriminellen Vereinigung weitere fünf Raubüberfälle dieser Art in Europa verübt zu haben. Ein 19-Jähriger sagte, es sei sein erster Überfall gewesen. Die anderen beiden gaben zu, zuvorjeweils einen Überfall begangen zu haben, nämlich in Norwegen. Aufgrund des geringen Alters der Angeklagten kam teilweise noch das Jugendstrafrecht zur Anwendung.

Transport mit Chauffeur und Zug

Vergangenen Herbst wurden die vier von einem Chauffeur mit dem Auto von Litauen nach Slowenien gebracht, dort übernachten sie in einem Hotel und fuhren am nächsten Tag mit dem Zug nach Villach. Dort wurden sie vom Organisator dieses Überfalles in Empfang genommen. Dieser sitzt auch in Haft und wird gesondert verfolgt. Das Juweliergeschäft in der Innenstadt wurde eine halbe Stunde lang ausgekundschaftet, danach bekam sie den Befehl, den Überfall zu begehen.

Angestellte mit Pfefferspray attackiert

Die 29-jährige Angestellte war alleine im Geschäft, als die Räuber den Juwelierladen stürmten. Einer der Täter bedrohte die Frau mit einer Faustfeuerwaffe und drängte sie in einen Nebenraum. Dort legte er ihr Metallhandfesseln an und machte sie wehrlos, indem er ihr Reizgas ins Gesicht sprühte.

Raubprozess Juwelier Schützelhofer Uhren

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Die übrigen drei Täter schlugen in der Zwischenzeit mit einem Hammer mehrere Glasvitrinen ein und raubten daraus Markenuhren im Wert von 280.000 Euro, die sie in einer mitgebrachten schwarzen Umhängetasche verstauten. Die Täter flüchteten anschließend zu Fuß. Die Beute mussten sie einem der Organisatoren des Coups abliefern. Wer die Hintermänner sind, wollten beim Prozess alle vier nicht wissen. Für den Schöffensenat unter Richter Michael Schofnegger bestand kein Zweifel, dass die Litauer einer kriminellen Vereinigung angehören. Staatsanwältin Doris Kügler gab keine Erklärung ab. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der Geschäftsführer befand sich während des Überfalls im ersten Stock des Gebäudes. Als er das Geschäft betrat, entdeckte er die gefesselte Angestellte und befreite sie. Die geschockte Frau musste ärztlich behandelt werden.

Internationale Haftbefehle

Die Ermittlungen durch das Landeskriminalamt Kärnten in enger Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt Wien und der Staatsanwaltschaft Klagenfurt brachten schließlich die vierköpfige Bande aus Litauen als mutmaßliche Täter in den Fokus. Internationale Haftbefehle wurden erlassen. Als erster wurde ein 17-Jähriger im November in Litauen verhaftet, kurz darauf wurden auch zwei Komplizen in Litauen gestellt. Der vierte Täter konnte in Frankreich festgenommen werden.

Die Räuber waren damals 17, 18, 20 und 26 Jahre alt. Der 17-Jährige solle die Verkäuferin in Schach gehalten haben - mehr dazu in Drei flüchtige Uhrenräuber gefasst (kaernten.ORF.at; 27.11.2015). Sie sollen Teil einer mehr als 20-köpfigen Bande sein.

Täter waren nicht maskiert

Das brutale Vorgehen war nicht die einzige Besonderheit: Keiner der Täter war maskiert. Laut dem Leiter des Landeskriminalamts Kärnten, Gottlieb Türk, sei anzunehmen, dass der Raub nicht ihr erster war, so jung die Täter auch waren. Offenbar hätten sie aufgrund ihrer Herkunft und ihres Hintergrundes nichts zu verlieren, sonst hätten sie sich unkenntlich gemacht, sagte Türk. Zum Ermittlungserfolg trugen die gestochen scharfen Bilder der Überwachungskamera bei.