Rechtsextreme Attacke bei Univorlesung

Eine Vorlesung an der Uni Klagenfurt zum Thema Asyl ist am Donnerstag von einer Gruppe der rechtsextremen Identitären gestört worden. Dem einschreitenden Unirektor schlug einer der Männer in den Bauch, dann entkam die Gruppe.

Zu dem Eklat kam es bei dem Universitätslehrgang „Inklusionsbegleiter“ im Hörsaal C der Universität. Die Vorlesung begann um 16.30 Uhr mit rund 70 Studierenden. Etwa eine Stunde danach tauchte im Hörsaal eine Gruppe von etwa zehn teils verkleideten Männern auf. Der Nationalratsabgeordnete Matthias Köchl (Grüne) veröffentlichte noch am Abend ein Video der Störaktion (YouTube).

Die Gruppe entrollte ein Stofftransparent mit der Aufschrift „Integration ist eine Lüge“ und rief mit einem Megafon Parolen, unter anderem forderten die Rechtsextremen „den Stopp der Zuwanderung“. Via Facebook bekannten sich mittlerweile die Identitären zu der Aktion. Die Rechtsextremen waren in Kärnten zuletzt bei einigen Asyldemonstrationen aufgetreten.

Mittelalterliche Steinigung inszeniert

Die Rechtsextremen waren auf unterschiedliche Weise verkleidet. Einer hatte sich ein mittelalterliches Holzjoch umgeschnallt, ein anderer trug eine Burka. So verkleidet inszenierte die Gruppe in dem Hörsaal mit Steinen aus Styropor eine Steinigung, die muslimische Frau steinigte einen Österreicher in Lederhose. Die ganze Sache sei offenbar genau geplant gewesen, die Teilnehmer durchwegs junge Männer, sagte der Rektor.

Dass sich die Rechtsextremen die Universität Klagenfurt ausgesucht haben, dürfte wohl mit der Uniabteilung für Sozial- und Integrationspädagogik zusammenhängen. Diese bietet den Studiengang „Inklusionsbegleiter“ an, der mit einem Master of Art abgeschlossen wird. Es geht dabei um die Vermittlung von interkulturellen Kompetenzen, den Umgang mit traumatisierten Menschen und fremdenrechtliche Bestimmungen.

Rektor wurde aus dem Weg geboxt

Universitätsrektor Oliver Vitouch forderte die Gruppe auf, den Hörsaal zu verlassen. Doch erst als einer der Studierenden mit seinem Handy den Polizeinotruf wählte, flüchteten die Männer. Vitouch stellte sich noch einem der Flüchtenden in den Weg und wollte dessen Namen wissen. Der Mann schlug ihm daraufhin mit der Faust in den Magen. Der Rektor wurde nicht verletzt, es sei ein „leicht verschmerzbarer Schlag in die Magengrube“ gewesen, erklärte er. Seine Motivation, den Mann mit Lederjacke aufzuhalten, umschrieb er so: „Ich wollte die Identität des Identitären feststellen, das war ihm aber offenbar nicht so recht.“

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youtube/Köchl

Vitouch: Lassen uns nicht einschüchtern

Vitouch betonte, man werde sich auf keinen Fall einschüchtern lassen. Nun heiße es: „Wehret den Anfängen und keep calm und carry on.“ Große Sicherheitsvorkehrungen will man seitens der Universität deswegen vorläufig nicht ergreifen. Die ganze Störaktion sei jedenfalls „armselig" und Verhetzung. ÖH-Vorsitzende Gabriele Kern sprach sich weiter für Solidarität für Geflüchtete aus: „Wir werden uns nicht davon abbringen lassen, diesen Kurs zu unterstützen.“

„Indentitäre Chaoten, die sich teilweise hinter Masken verstecken und nach ihrer gewaltsamen Störaktion an der Universität Klagenfurt davonlaufen, werden es ebenso wenig schaffen, Kärnten zu einem dunklen Ort zu machen, wie jene Rassisten, die die ehrenamtlichen Helfer der Wasserrettung im Internet und in der Realität angreifen“, so Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). Protest kam auch von der Klagenfurter Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ): „Ich bin zutiefst schockiert über ein solch aggressives Vorgehen, das ich gänzlich ablehne“, sagte sie.

Mitte April stürmten Mitglieder der Identitären die Aufführung eines Stücks von Elfriede Jelinek im Audimax der Uni Wien - mehr dazu in Identitäre stürmten Jelinek-Aufführung von Flüchtlingen.

Landesamt für Verfassungsschutz ermittelt

Mehrere Studierende filmten mit Handys die Störaktion, das Material wird derzeit ausgewertet. Die Ermittlungen, unter anderem wegen des Verdachts der gefährlichen Drohung, werden vom Landesamt für Verfassungsschutz übernommen. „Es müssen viele Zeugen befragt, Videos gesichtet und das Bekennerschreiben analysiert werden“, sagte Polizeisprecher Rainer Dioniso. Rektor Vitouch geht davon aus, dass die Männer auch mit Hilfe der Überwachungskameras rasch ausgeforscht werden können.

Vitouch wurde am Montag zum neuen Präsidenten der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko) gewählt. Seine Amtszeit läuft bis Ende 2017 - mehr dazu in Oliver Vitouch neuer uniko-Präsident.

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