Wörthersee wird zunehmend privat

Mauern und Zäune versperren immer wieder Zugang und Blick auf den Wörthersee, was für Unmut bei Anrainern und Besuchern sorgt. Jüngster Stein des Anstoßes: eine nicht bewilligte Mauer am Grund der Familie Flick.

Immer wieder kritisieren Anrainer und Besucher, dass es rund um den See kaum mehr öffentliche Plätze und Zugänge gibt. Auch Zäune oder Mauern trüben entlang der Süduferstraße den Blick auf den Wörthersee. Stellenweise sei der See gar nicht mehr zu sehen, kritisiert Anrainerin Erika Hochegger, ihre Familie lebt seit über hundert Jahren am Wörthersee. „Wie kommt ein einfacher Bürger, der den See genießen will, dazu, auf den Seeblick zu verzichten“, meint auch Anrainer Reiner Stimpfl aus Reifnitz.

Eine nicht bewilligte Mauer am Grundstück der Milliardärs-Familie Flick in Maria Wörth, 40 Meter lang und zwei Meter hoch, sorgte nun neuerlich für Unmut und entfachte die Diskussion um die öffentliche Zugänglichkeit am Wörthersee wieder. Genehmigt wurde der Neubau eines Badehauses mit Garage am Wörthersee-Südufer, von der Mauer wusste aber niemand in der Gemeinde.

„Werden Vorgaben zu hundert Prozent umsetzen“

„Die Mauer ist nicht genehmigt“, sagt Baureferent Vizebgm. Robert Schmidhofer (BLG) klar. Die Gemeinde erließ deswegen einen Bescheid, dieser fordert „die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes“ bis Ende September. Dass einfach Mauern errichtet werden, die den Blick zum See verhindern, „das geht nicht“, so der Baureferent: „Wenn alle Mauern errichten, dann werden wir den See bald nicht mehr sehen.“ Hier müsse die Gemeinde zum Schutz des Ortsbildes aktiv werden.

Flick Mauer Wörthersee Abriss Bescheid Maria Wörth Dellach

ORF

Jüngster Stein des Anstoßes: Die neue Flick-Mauer

Ein Sprecher der Hausverwaltung der Familie sagte gegenüber dem ORF, man sei mit der Mauer zwei Meter ins Grundstück gerückt und habe damit den öffentlichen Bereich vergrößert. Man werde jetzt natürlich die behördlichen Vorgaben zu hundert Prozent umsetzen.

Die Sünden der Vergangenheit

Dass es kaum mehr öffentliche Seezugänge gibt und teils der Blick auf den See stark eingeschränkt ist, das ist den Gemeindevertretern bewusst. „Wir sind eine Tourismusgemeinde und müssen für den Seezugang sorgen“, sagt Bürgermeister Markus Perdacher (ÖVP). Wobei Genehmigungen, die in der Vergangenheit erteilt worden sind, nicht mehr rückgängig gemacht werden können.

Seegrund Anlandung Wörthersee

ORF

Verkaufsverbot für Seegründe gefordert

Um die Zukunft der wenigen öffentlichen Seezugänge macht sich Walter Polesnik vom Verein „Die Mutbürger“ schon seit Jahren Gedanken: „Wir befürchten, dass es schon in naher Zukunft überhaupt keine öffentlichen Zugänge zu den Seen mehr gibt.“ Der Verein schickte im Herbst des Vorjahres einen Forderungskatalog an Vertreter der Politik. Demnach soll nach bayerischem Vorbild ein Verkaufsverbot für öffentliche Seegrundstücke im Landesgesetz verankert werden. Damit zumindest das Wenige, was es noch gebe, erhalten bleibt.

Link: