HCB: Ringen um Lösung für Giftdeponie

Die Donau Chemie AG hat am Dienstagnachmittag die europaweite Ausschreibung für die Entsorgung der mit HCB belasteten Blaukalkdeponie widerrufen. Das Land will nun eine temporäre Ummantelung vorschreiben und einen runden Tisch einberufen.

Nicht nur die Bevölkerung im Görtschitztal hatte gespannt auf die Entscheidung gewartet, wie es mit der Altlastendeponie K20 in Brückl weitergeht. Zuerst sagte der Sprecher der Donau Chemie AG, die Ausschreibung sei noch nicht beendet. Am Nachmittag folgte die Mitteilung, das Ausschreibungsverfahren sei widerrufen worden, weil „eine Projektsicherheit in rechtlicher, technischer, terminlicher und ökonomischer Hinsicht“ nicht gegeben war.

Vorstandsdirektor Franz Geiger sagte in der Aussendung: „Wir werden die Behörde darüber umgehend in Kenntnis setzen und arbeiten weiter intensiv an einer raschen Lösung für die Altlast K20, um eine bestmögliche Sicherheit für die Bevölkerung und Umwelt zu gewährleisten." Nun könnte die Deponie versiegelt werden.

Holub: Bauliche Sicherung per Bescheid

Mehrere Firmen, dem Vernehmen nach durchwegs aus dem Ausland, hatten sich um die Sanierung beworben, es scheint aber keine die geforderten hohen Auflagen erfüllen zu können oder zu wollen. Umweltreferent Rolf Holub (Grüne) sagte in einer Aussendung, es werde am Mittwoch einen runden Tisch nach der Regierungssitzung zu dem Theme Deponie geben. Das Land werde per Bescheid „temporäre, vollständige bauliche Sicherung der Deponie“ vorschreiben.

Bis zu einer Sanierung und Räumung sei das Einpacken der Deponie der sicherste Weg, um nachhaltig Emissionen in Luft und Wasser zu vermeiden, so Holub. „Die vorgeschriebenen Maßnahmen sind eine Sicherung auf Zeit und für mich keine endgültige Lösung. Sowohl die Donau-Chemie als auch Umweltminister Andrä Rupprechter sind dazu aufgerufen, weiterhin Möglichkeiten für eine Räumung und Sanierung der Deponie zu erörtern. Sie sind dafür zuständig, eine der gefährlichsten Deponien Österreichs zu sanieren“, so Holub.

Blaukalk Doponie Brückl Donau Chemie

ORF

Altlastendeponie K20 in Brückl - abgedeckt mit weißen Planen die Haufen mit dem verseuchten Blaukalk

Auf der K20-Deponie lagern 140.000 Tonnen kontaminierter Blaukalk - eine Gefahr für die Luft, besonders aber für das Grundwasser und die unmittelbar daneben vorbei fließende Gurk. Chemiker Herwig Schuster von Greenpeace sagte, eine Einhausung sei niemals eine Lösung, sondern bestenfalls eine Zwischenlösung. „Wenn niemand den Blaukalk aus Kärnten nehmen kann oder will, dann muss man vorerst alle Sicherungsmaßnehmen setzen und dann weiter nach einer Lösung suchen.“

„Keine Deponie so gefährlich wie Brückl“

Die Verunreinigung der Luft wäre mit einer zweiten Hülle und Absicherung relativ einfach in den Griff zu bekommen, so Schuster. Wirklich hundertprozentigen Schutz für Grundwasser und Gurk könne aber ein Mantel kaum leisten, zumindest nicht auf Dauer. Österreichweit seien zwar viele Altlastendeponien versiegelt worden, davon sei aber keine andere so gefährlich wie jene in Brückl, so Schuster. Deswegen sei hier die beste Lösung, das kontaminierte Material wegzubringen.

Die Initiative Zukunft Görtschitztal befürchtet unterdessen das „nächste Multiorganversagen“. Die Giftdeponie mit einem Sarkophag zu verschließen, und somit dem Tal auch optisch ein mehrdeutiges Symbol zu verpassen, könne wohl nicht die Lösung des HCB-Problems sein, so Obmann Horst Reichmann in einer Aussendung. Er fordert eine fundierte Gefahrenanalyse und anschließend eine rasche Lösung für alle Betroffenen.

Übliche Ummantelung für Altlastendeponien

Laut Umweltministerium sei eine Umschließung üblich für Altlastendeponien in ganz Österreich. Man baut die Ummantelung aus verschiedenen Schichten auf: Kunststoffbahnen, Geotextilien und verschiedene Lehme mit geringer Durchlässigkeit. Unter der Ablagerung wird in Künetten eine flüssige Dichtwandsuspension eingebracht, die aushärtet. Zudem werde der Grundwasserspiegel innerhalb der Ummantelung abgesenkt, sodass von innen kein kontaminiertes Wasser nach außen laufen könne. Es sei gesichert, dass auch keine Gase austreten.

Diese Ummantelungen seien dicht und könnten innerhalb eines Jahres errichtet werden. Damit gewinne man Zeit, bis eine andere Lösung gefunden werde. Auch das Ministerium sieht in einer Verbrennung die sinnvollste Lösung, allerdings unter richtigen Bedingungen. Deponien in Österreich werden je nach Gefährlichkeit der Stoffe in drei Prioriätenklassen eingeteilt, jene in Brückl entspricht Klasse I, der höchsten Stufe.

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