Fußballer nach NS-Eklat freigesprochen
Das Urteil ist nicht rechtskräftig, Begründung zu dem Freispruch wurde keine mitgeliefert. Staatsanwalt Marcus Pacher gab keine Erklärung ab. Zu dem Eklat war es Mitte Oktober bei einem Match des ASKÖ Wölfnitz gegen den Fußballverein der Volksgruppe Zell/Sele gekommen.
Peter Rustia
In seine Stutzen hatte der Spieler Zettel mit dem NS-Symbol „88“ gesteckt
An den Socken trug der Amateurfußballspieler des ASKÖ Wölfnitz auf Höhe der Waden groß die Zahl 88. Sie steht zweimal für den achten Buchstaben im Alphabet, das H, und bedeutet so viel wie „Heil Hitler“, heißt es in der Anklage. Außerdem wurde dem 25-Jährigen vorgeworfen, einen Spieler der slowenischen Volksgruppe als „Scheiß-Jugo“ beschimpft und die Hand zum Hitlergruß erhoben zu haben. Er soll auch gesagt haben, es gebe nur einen „Führer“. Zwei Spieler des Vereins Zell/Sele zeigten den Vorfall nach dem Spiel an.
Suspendierung vom Fußballverband aufgehoben
Der Kärntner Fußballverband forderte Stellungnahmen der Vereine ein und suspendierte den Spieler kurz darauf. Jede Form von Rassismus, Diskriminierung oder Intoleranz sei unverzeihlich und müsse Konsequenzen nach sich ziehen, sagte damals Verbandspräsident Werner Lippitz. Am Tag nach dem Urteil hob der KFV die Suspendierung auf: „Mit diesem Freispruch wurde auch die Suspendierung des Spielers aufgehoben“, erklärte KFV-Präsident Klaus Mitterdorfer die Entscheidung des Strafaussschusses. Der Spieler ist damit ab sofort wieder für seinen Verein spielberechtigt.
Angeklagter: „88“ ist meine Glückszahl
Der Mann bestritt die Beschimpfungen und einen rassistischen Hintergrund am Mittwoch erneut. Die Zahl „88“ auf seinen Socken sei seit seiner Kindheit seine Glückszahl, er habe sie bei allen seinen Spielen getragen, sagte er aus.
ORF
Gerichtsverhandlung am Mittwoch
Seine Stutzen habe er mit dieser Zahl versehen, damit er sie nach der Wäsche auch wieder zurückbekomme. „War Ihnen die Symbolik dieser Zahl bewusst?“, fragte Richter Gerhard Pöllinger, der dem Schwurgericht vorsaß. „Ja, das war mir bewusst“, sagte der 25-Jährige. Er habe dem aber weiter keine Bedeutung beigemessen. Er sei auch nicht auf die Idee gekommen, sich eine neue Glückszahl zu suchen.
Staatsanwalt: Mehr als eine Gedankenlosigkeit
Auch den Hitlergruß bestritt der Angeklagte. Nach einem Foul des Angeklagten soll es zu einem Wortgefecht gekommen sein. Ein Zell-Spieler habe ihn obszön beschimpft, sagte der 25-Jährige. Daraufhin habe er zurück geschimpft. Die Äußerung „Scheiß-Jugos“ gab er vor Gericht zu - den Hitlergruß und die Wiederbetätigung bestritt er vehement.
„Die Äußerung des Angeklagten ist mehr als eine Gedankenlosigkeit. Das war nationalsozialistische Wiederbetätigung und eine gezielte Provokation von Angehörigen der slowenischen Volksgruppe“, sagte Pacher. Verteidiger Philipp Tschernitz konterte, es sei unglaubwürdig, dass bei einem Spiel mit mehr als 150 Zuschauern kein Einziger außer den beiden Zele-Spielern gesehen habe, wie sein Mandant mit Hitlergruß auf dem Spielfeld steht.
Belastende Fotos auf Computer
Auf dem Computer des Mannes wurden zahlreiche nationalsozialistische Fotos gefunden. Darauf ist der Angeklagte unter anderem lächelnd neben einem Hakenkreuz zu sehen. Dieses, und auch weitere einschlägige Fotos, seien während eines Australienurlaubs in einem Museum entstanden, beteuerte der Angeklagte.
Mit dem Nationalsozialismus habe er überhaupt nichts am Hut, er wisse auch nicht viel darüber. Auf die Frage, warum er sich dann ausgerechnet neben einem Hakenkreuz fotografieren lassen habe, antwortete er, dass er sich nichts dabei gedacht habe - er habe in diesem Museum insgesamt 500 Bilder gemacht. Andere Fotos seien über WhatsApp auf seinem Computer gelandet, ihren Ursprung kenne er nicht.
„‚Scheiß-Jugos‘ hören wir oft“
Auch einer der beiden Spieler, die den 25-Jährigen belasten, sagte am Vormittag aus. Richter Pöllinger machte ihn darauf aufmerksam, dass er seine Aussage in Bezug auf den genauen Wortlaut der Beschimpfung im Zuge der Ermittlungen einmal geändert hatte. Darauf antwortete dieser: „Die Bezeichnung ‚Scheiß-Jugos‘ hören wir am Platz so oft - das nehmen wir oft gar nicht mehr so wahr.“ Als die beiden Anzeige erstatteten, seien sie gemeinsam von der Polizei befragt worden.