Kranzelreiten ist UNESCO-Kulturerbe

Was haben der Argentinische Tango und das Kranzelreiten in Weitensfeld gemeinsam? Sie gehören beide zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Seit kurzem soll damit auch der Brauch des Kranzelreitens geschützt werden.

Bräuche, Handwerkskunst und Kulinarik, diese Besonderheiten eines Landes oder einer Region werden von der UNESCO im Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes zusammengefasst. Der Argentinische Tango, die Peking Oper oder die Mittelmeerküche sind in dieser Liste zu finden. Und seit kurzem auch das Kranzelreiten in Weitensfeld, das traditionell am Pfingstmontag stattfindet.

Das Kranzelreiten – ein Schutz vor der Pest

Das Kranzelreiten ist eines der ältesten Brauchtumsfeste in Kärnten. Nach einer Sage sollen in den Jahren, als in Weitensfeld die Pest wütete, nur drei Bürgersöhne und ein Edelfräulein die Seuche überlebt haben. Nach einem Wettlauf reichte das Edelfräulein dem Sieger die Hand zur Heirat. Daraus soll das Kranzelreiten als Brauch entstanden sein. Es muss jährlich abgehalten werden, denn würde es einmal ausbleiben, so kommt der Sage nach Unheil über das Dorf.

Kranzelreiten UNESCO Kulturerbe

Gemeinde Weitensfeld

Schon am Vortag laden die Reiter Gäste in den Nachbardörfern ein

Schon am Pfingstsonntag beginnt das Volksfest, die Reiter ziehen in die benachbarten Dörfer und laden Gäste ein. In Weitensfeld selbst ziehen sie von Haus zu Haus und lassen in „Gstanzln“ die Ereignisse des letzten Jahres humorvoll passieren. Das Wettlaufen um die Braut findet jährlich am Pfingstmontag statt, dargestellt wird die Braut von einer Steinstatue, der steinernen Jungfrau. Die Ehre, die steinerne Jungfrau zu küssen, gebührt nur dem schnellsten Läufer.

Kranzelreiten UNESCO Kulturerbe

kranzelreiten.at

Nur der schnellste Läufer darf die steinerne Jungfrau küssen

20 Kärntner Bräuche von UNESCO aufgenommen

Aus Österreich finden sich über 90 Eintragungen auf der UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes, aus Kärnten sind es 20. Dazu gehören aus Kärnten beispielsweise die Heiligenbluter Sternsinger, die Ferlacher Büchsenmacher, die Lesachtaler Brotherstellung oder das Ratschen in der Karwoche. Für die Aufnahme braucht es eine Beschreibung und zwei Gutachten, die bei der UNESCO einzureichen sind.

„Und dann hofft man auf das Einverständnis“, sagt Wolfgang Lattacher vom Kärntner Brauchtumswerk. Sinn sei, so Lattacher, „Traditionen zu erhalten, denn die nächsten Generationen wissen es vielleicht nicht mehr so genau.“ Das UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes schützt und dokumentiert damit weltweit gelebte Traditionen.

Weitere Anträge geplant

Gerade in Kärnten gebe es viele sehr spezielle Rituale und Feste, sagt Lattacher. Das Kufenstechen im Gailtal, Hirtenspiele und der Hüttenberger Reiftanz seien nur einige davon. Lattacher wünscht sich auch, dass die Kärntner Trachten in das UNESCO-Kulturerbe aufgenommen werden.

Hüttenberger Reiftanz

ORF

Hüttenberger Reiftanz

Vor allem für den Tourismus vermarktbar ist das ebenfalls von der UNESCO verliehene Prädikat „Welterbe“ oder „Weltkulturerbe“. Dazu gehören Baudenkmäler, Stadtensembles und Kulturlandschaften, in Österreich etwa Schloss Schönbrunn, das historischen Zentrum der Stadt Salzburg oder die Semmeringeisenbahn. Ein Kärntner Bauwerk ist hier bislang nicht zu finden.

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