Milchbauern unter Preisdruck

Der Milchpreis ist sich seit Monaten auf Talfahrt. Durch eine EU-Ausnahmeregelung dürfen sich Milchhöfe über ihre Produktionsmenge absprechen, was höhere Preise bringen soll. Kärntens Milchbauern erwarten sich davon keine Verbesserung.

Die EU-weite Ausnahmeregelung, die von Landwirtschaftskommissar Phil Hogan erlassen wurde, sieht vor, dass Milchbauern oder Hersteller von Milcherzeugnissen, die in Verbänden und Genossenschaften organisiert sind, sechs Monate lang ihre Produktion zurückfahren können. Ist weniger Milch am Markt, steigt der Preis. Derzeit bekommen die Bauern durchschnittlich 30 Cent je Kilogramm Milch. Sie sagen, es sei zu wenig, um zu überleben.

Petschar: Zu geringer Anteil an EU-Milchproduktion

Für die heimischen Milchbauern habe der Erlass so gut wie keine Auswirkungen, sagt Helmut Petschar, Geschäftsführer der Kärntner Milch und Präsident der Vereinigung österreichischer Milchverarbeiter. Ihr Anteil an der europäischen Milchproduktion sei viel zu klein.

„Diese Ausnahmeregelung bringt derzeit nicht sehr viel, weil wir nur zwei Prozent des Europäischen Marktes abdecken. Große Länder, wie beispielsweise Deutschland, Frankreich und Irland, sagen, wir produzieren für den Weltmarkt und es wird keine Mengenbeschränkung geben“, so Petschar.

„Ganz Europa muss mitspielen“

Rund die Hälfte der österreichischen Milch gehe derzeit in den Export, dementsprechend stark sei man vom Preisverfall betroffen, so Petschar. Absprachen über eine Verringerung der Produktion seien eine Möglichkeit.

Allerdings müsse laut Petschar dann ganz Europa mitspielen: „Wenn nur ein oder zwei Länder das machen, hat das relativ wenig Sinn. Wir haben momentan noch das Problem, dass das Russlandembargo aufrecht ist. Russland hat ja von Europa zirka 300.000 Tonnen Käse abgenommen. Das ist in etwa die doppelte Menge, die ganz Österreich produziert. Deshalb ist momentan mehr Milch da.“

„Müssen Qualitätsweg weitergehen“

Der Chef der Kärntner Milch glaubt nicht, dass die Milchquote wieder eingeführt wird. Längerfristig könnten die Kärntner Bauern deshalb nur mit hoher Qualität am Markt bestehen. In den vergangenen Jahren habe man sich intensiv mit biologischer Milchproduktion und -verarbeitung auseinandergesetzt. „Es ist uns gelungen, neue Märkte zu erschließen, beispielsweise mit der Biowiesenmilch in den Reformhäusern in Deutschland. Wir müssen ganz kompromisslos dieses Qualitätsweg weitergehen.“ So könne es gelingen, mehr zu erwirtschaften und letztendlich auch mehr an die Bauern auszubezahlen, so Petschar.

Tatsächlich sei der Preis für Biomilch im Gegensatz zu herkömmlich produzierter Milch seit Monaten stabil.

Grüne präsentierten „Milchmanifest“

Die Grünen haben im Rahmen der vergangenen Sitzung im Kärntner Landtag das sogenannte „Milchmanifest“ als Resolution eingebracht. Damit wird gefordert, dass fair mit kleinen und größeren Betrieben umgegangen werden und dass keine Benachteiligungen zustande kommen sollen. Investitionszuschüsse soll es ausschließlich für Modernisierungen und Umbauten geben und keinesfalls für neue Produktionskapazitäten. Gefordert wird außerdem, dass mehr Gras statt Kraftfutter zum Einsatz kommt. Zudem soll unter anderem die Mutterkuhprämie wieder eingeführt werden und der derzeit herrschenden Exportorientierung der Rücken gekehrt werden, heißt es im „Milchmanifest“.

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