Italien rüstet sich für neue Flüchtlingsroute

Eine neue Flüchtlingsroute könnte über Kärnten nach Italien führen, auch in Italien rüstet man sich dafür. Allein in Tarvis werden pro Nacht 20 bis 40 illegal eingereiste Flüchtlinge aus Zügen geholt. Spätestens mit 1. Juni soll es auch in Thörl-Maglern das „Grenzmanagement“ geben.

Mit einem Grenzmanagement in Thörl-Maglern soll es dann Grenzkontrollen an allen Grenzen nach Italien geben - mehr dazu in Wieder Grenzkontrollen zu Italien möglich. Ein weiterer Grund für die stärkeren Kontrollen ist, dass immer mehr illegal eingereiste Flüchtlinge in Zügen aufgegriffen werden. Seit Jahresbeginn häufe sich das, sagt der Tarviser Bürgermeister Renato Carlantoni. Er rechnet damit, dass die Zahl der Aufgriffe pro Nacht noch weiter steigen wird: „Das mindeste sind 20, das höchste 40 bis 50. Bis 28. März waren es ungefähr 700 Flüchtlinge, die durchgekommen sind. Wenn man bedenkt, dass man Jänner, Februar und März dazuzählen muss, was sicherlich keine günstigen Monate zum Reisen waren, ist es wahrscheinlich, dass der Flüchtlingszustrom zur Sommerzeit sehr anwachsen wird.“

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Bahnhof Tarvisio-Boscoverde

Die Polizei in Österreich sagt, es gebe schon eine Zunahme an illegal eingereisten Flüchtlingen, die Steigerung sei aber nicht dramatisch. Die verstärkten Kontrollen, gemeinsam mit der italienischen Polizei, in den Zügen würden Wirkung zeigen, sagt Polizeisprecher Rainer Dionisio: „Wir haben im ersten Quartal 2016 rund 200 Leute aufgegriffen, die nach Italien ausreisen wollten und rund 150 sind bei der Einreise aufgegriffen worden.“

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Österreichische Polizeibeamte bei Kontrolleinsatz am Bahnhof

Grenzkontrollstelle oder Museum?

Um in Tarvis Flüchtlinge registrieren zu können, benötigt die Polizei ein Gebäude. Laut dem italienischen Innenministerium ist ein ehemaliges Grenzgebäude an der Bundesstraße, gegenüber dem österreichischen Registrierzentrum geplant. Entschieden sei aber noch nichts, sagt Bürgermeister Carlantoni.

Er hegt allerdings andere Pläne mit dem Gebäude. Es sollte Teil eines Grenzmuseums werden - zur Erinnerung an jene Zeit, als Kontrollen hier noch zum Alltag gehörten. Gemeinsam mit der Kärntner Nachbargemeinde Arnoldstein möchte es der Tarviser Bürgermeister im Zuge eines INTERREG-Projekts verwirklichen. Bis September soll es eingereicht werden, mit dem Umbau könnte im Frühjahr nächsten Jahres begonnen werden, so der Bürgermeister.

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Im vorderen Teil diesese Gebäudes konnte eine „Registrierstelle“ eingerichtet werden. Früher war es Sitz der Carabinieri.

Hohe Kosten durch unbegleitete Flüchtlingskinder

Die zunehmende Anzahl von unbegleiteten, minderjähringen Flüchtlingen, würden auch zu einer finanzielen Herausforderung, meint der Tarviser Bürgermeister. Allein im letzten Jahr seien Kosten von einer Million Euro entstanden, so Carlantoni. Das Geld bekomme die Gemeinde zwar vom Staat Italien zurück, aber erst nach rund eineinhalb Jahren.

Angesichts seiner leeren Kassen hofft der Bürgermeister auf Investitionen im Tourismus. Der Hoffnung auf ein neues Hotel stehen derweil aber die Flüchtlingspläne des italienischen Innenministeriums im Wege. Zwei Investoren aus Russland und aus Südafrika, die ihren Firmensitz in Italien haben, wollen aus der ehemaligen Kaserne ein Luxushotel mit Wellnesszentrum zu machen. Diese Kaserne wird aber vom italienischen Innenministerium vorerst nicht zum Verkauf freigegeben, denn dort ist auch eine große Flüchtlingsunterkunft für bis zu 800 Personen geplant. Diese Pläne wurden vom Ministerium trotz Protesten noch nicht ad acta gelegt.

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Kaserne als Flüchtlingsunterkunft oder Luxushotel?

300.000 Euro für Beschäftigungsprojekte

300.000 Euro wurden im Vorjahr von der Region Friaul Julisch Venetien zur Verfügung gestellt, damit in den unterschiedlichen Gemeinden Beschäftigungsprojekte für Immigranten eingeleitet werden. Dass sie in der Gemeinde, zum Beispiel bei der Straßenreinigung, helfen können, soll ihre Integration erleichtern. Zudem sollen sie die Möglichkeit erhalten, die italienische Sprache zu lernen, bis über ihren Asylantrag entschieden wird.

Region: Keine Flüchtlinge in Tourismusorten

An den Adriastränden, wo im Sommer viele Österreicher und Deutsche ihren Urlaub verbringen, prägen derzeit vor allem noch die Flüchtlinge das Straßenbild, Ende März waren hier rund 3.400 untergebracht. Alleine im Badeort Lignano wurden über den Winter an die 100 Flüchtlinge untergebracht. Sie sollen in den nächsten Wochen, noch bevor die Sommersaison richtig anläuft, in andere Quartiere umgesiedelt werden, heißt es von der Region Friaul Julisch Venetien.

400 politische Flüchtlinge haben voriges Jahr in der Region um Asyl angesucht. Im Durschnitt verbringen die Flüchtlinge drei bis vier Monate in Friaul Julisch Venetien, dann werden sie in andere Regionen gebracht, damit die vorgeschriebenen Quoten - zumindest annähernd - eingehalten werden. Die Situation sei „unter Kontrolle“, wenn man auch einen plötzlichen, unkontrollierbaren Anstieg fürchte, sagt Lucio Pellegrini vom Flüchtlingsreferat der Region.

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