Stadt Villach pachtet ihre eigene Therme

Die Stadt Villach wirft erneut einen Rettungsring für die Betriebsgesellschaft der Kärnten Therme aus: Die Stadt pachtet als Eigentümerin die Therme selbst. Europaweit wird nun zur Unterverpachtung ein neuer Betreiber gesucht.

Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) präsentierte die neue Lösung für die Therme und die in Finanznöte geratene Betreibergesellschaft, die Warmbader Hoteliers, in einer eilig einberufenen Pressekonferenz am Dienstagnachmittag. Demnach wirft die Stadt Villach einen Rettungsring für die Betriebsgesellschaft aus, und zwar mit einem Kniff.

Die Stadt, bisher mit 54 Prozent schon Mehrheitseigentümerin des um 33 Millionen Euro erbauten Projekts, steigt selbst als Pächterin in den Vertrag ein, schreibt den Betrieb aber europaweit aus und zwar für einen Mindestpachtzins von jetzt nur noch 574.000 Euro im Jahr. Die Differenz zur bisherigen Pacht, zuletzt gesenkt auf 600.00 Euro, müsse freilich der Steuerzahler schlucken. Bis 2032 geht es um 4,5 Millionen Euro, dazu gewährt die Stadt noch ein Darlehen von einer halben Million Euro für Neuerungen.

Suche nach neuen Betreiber

In einer europaweiten Ausschreibung wird nun ein neuer Betreiber gesucht, mit dem dann ein Unterpachtvertrag abgeschlossen wird. Die neue Lösung biete „Rahmenbedingungen, die ein Wirtschaften absolut möglich machen. Ich gehe davon aus, dass sich auch der alte Betreiber für die neue Ausschreibung melden wird“, meinte Albel. Damit könnten die neuen Betreiber die alten Betreiber sein.

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Kärnten Therme

Hoteliers: Gäste geben zu wenig aus

Die bisherigen Betreiber, die Warmbader Hoteliers, konnten den vorgeschriebenen Pachtzins von bisher gut 900.000 Euro jährlich nicht aufbringen. Begründet wurde das mit dem Hinweis, dass es zwar genügend Gäste in der Therme gebe, diese würden aber wesentlich weniger Geld ausgeben als erwartet. Die Betriebsgesellschaft stand in der Folge vor der Insolvenz. Rund um die Therme waren 700 Arbeitsplätze in Gefahr, ein Schaden von bis zu 14 Millionen Euro sei im Raum gestanden, so der Villacher Bürgermeister.

Kritik im Landtagskontrollausschuss

Steuerlich und rechtlich soll die Konstruktion halten. Von der ÖVP und den Grünen kam am Dienstag Kritik. Das Einspannen der Stadt als Pächterin sei ein hochriskantes Pokerspiel. Das Team Kärnten Stronach sprach von einem Anschlag auf den Steuerzahler. Die Kärnten Therme sorgte am Dienstag auch im Landtagskontrollausschuss für Wirbel. Mehrere Parteien kritisierten, dass Bürgermeister Albel den Villacher ÖVP-Klubobmann Christian Pober nicht von seiner Verschwiegenheitspflicht entbunden habe. Albel konterte, das sei rechtlich gar nicht möglich. Eine Entbindung könne es laut Stadtrecht nur für ein Gericht oder eine Behörde geben, und das sei der Landtag nicht.

Sorgenkind der Stadtpolitik

Beinahe seit der Eröffnung ist die Therme Sorgenkind der Stadtpolitik. 2012 wurde sie eröffnet, schon wenige Monate danach traten Schäden an der Bausubstanz auf: Risse im Beton hatten eine fünfwöchige Sperre der neuen Therme zur Folge, die Versicherung übernahm die Kosten nicht - mehr dazu in Baumangel: Therme vorerst geschlossen. Die Betreibergesellschaft geriet in der Folge finanziell ins Trudeln, die Stadt sprang ein. Die Jahrespacht von 950.000 Euro wurde auf 600.000 Euro reduziert, wobei die Betreiber bisher aus wirtschaftlichen Gründen auch nur 500.000 Euro zahlten - mehr dazu in Stadt Villach muss Therme retten.

Zuletzt kritisierte der Landesrechnungshof auch noch heftig die Baukosten. Diese seien mit 33 Millionen um 74 Prozent überschritten worden - mehr dazu in Kärnten Therme: Baukosten stark überschritten. Auch mit der am Dienstag präsentierten Lösung wird die Therme noch weiteres öffentliches Geld benötigen.