Die neue Sehnsucht nach dem Huhn

Früher gehörten Hühner zu jedem Haus auf dem Land dazu, heute wollen immer mehr Menschen Hühner auch im Garten. Vom Nutztier werden sie zum Haustier mit Stellenwert wie Hund oder Katze. Für manche eine Entspannung zum Arbeitsstress.

Königsberger, Grünleger, Sussex oder Italiener, rund 1.000 Hühner aller Rassen und Farben tummeln sich auf dem Geflügelhof Thalhof in St. Georgen am Längsee. Familie Reichhold erkannte die neue Sehnsucht nach dem Huhn und lebt davon. Immer mehr Menschen wollen ein Huhn als Haustier, sagt Geflügelmeister Adrian Reichhold. Viele wollen auch wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen, das sei ein weiteres Argument. Bei den Eiern könne man mit eigenen Hühnern auf Nummer sicher gehen.

Hühner als Entspannungstherapie

Die Hühner sind nicht nur Legestationen, sondern für viele auch geliebte Haustiere, so Reichhold. Er habe einmal einen Geschäftsmann als Kunden gehabt, der fünf Hühner gekauft habe. Ein Jahre später rief er an und sagte, der Fuchs habe die Hühner geholt, er brauche sofort neue. Er habe den leeren Stall kaum ausgehalten und holte noch am selben Tag neue. „Für ihn war das der Ausgleich für den stressigen Berufsalltag.“

Enge Bindung an Tiere

Adrian Reichhold beliefert eine Kundin sogar heimlich, eine ältere Dame, die es ohne Hühner nicht aushalte. Ihr Sohn habe Haus und Hof umgebaut und wollte keine neuen Hühner mehr, weil sie alles schmutzig machen. Die alten durfte sie aber behalten. So rufe die Frau am Hühnerhof immer dann an, wenn der Sohn auf Urlaub ist und holt Nachschub, so Reichhold. „Natürlich müssen die immer dieselbe Farbe haben“, so Reichhold, damit der Sohn nichts merkt.

Die durchschnittliche Lebensdauer eines Huhnes beträgt rund drei Jahre. Natürliche Feinde wie Fuchs, Marder oder Greifvögel sind der Grund, warum sich Hühner in einem geschützten Obstgarten wohler fühlen als auf einer weiten Wiese. Wichtige Grundausstattung für Geflügelhalter sind ein Stall und etwas Auslauf. Reichhold klopft sogar beim Stall an, bevor er ihn betritt, damit sie sich nicht fürchten und flüchten. Denn das bedeute Stress für die Tiere.

Ein Huhn wie Darth Vader

Die Rasse Druffler Haube ist der Renner unter den Hühnern. Manche der Hühner schauen durch die Haube ein bisschen aus wie Darth Vader. Reichhold sieht oft leuchtende Kinderaugen, wenn sie sich ein Huhn aussuchen dürfen. Man müsse sich vor dem Kauf gut überlegen, was man wolle, so der Experte. Hühner vertragen sich am besten mit Tieren gleicher Farbe, es habe daher keinen Sinn fünf Tiere verschiedener Farbe zu kaufen, die vertragen sich nicht. Vor allem am Anfang müssen sie sich zusammenraufen.

Wichtig sei auch, dass man keine Energiesparlampen oder Neonröhren im Stall montiere. Denn Hühner sehen schneller als der Mensch und empfinden diese Leuchtmittel wie ein flackerndes Diskolicht, so der Hühnerexperte.

Hähne unnütze Esser

Hühner sind nicht dumm, sie verfügen über eine gesunde Intuition, so Reichhold. Hähne habe man am Hof auch, er sei aber für das Eierlegen nicht nötig. Eigentlich seien sie „Frissumsunst“. Die Hackordnung werde bei den Hühnern deutlich festgelegt. Sei ein Hahn vorhanden, sei er der Chef, gebe es nur Hühner, müsse eine Chefin bestimmt werden. Diese sitze auf der Hühnerleiter ganz oben und mache, was sie wolle. Die anderen müssen sich dann nach ihr richten.

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