Politiker wegen Untreue verurteilt

Wegen Untreue und betrügerischer Krida ist am Freitag der Bürgermeister von St. Georgen im Lavanttal, Karl Markut vom Team Kärnten Stronach, am Landesgericht Klagenfurt verurteilt worden. Markut denkt nicht an einen Rücktritt.

Das Urteil umfasst zwölf Monate bedingte Haft und eine Geldstrafe von 33.000 Euro plus Schadenersatz. Markut nahm es an, es ist nicht rechtskräftig.

Laut Richter Gernot Kugi fasste Markut ein relativ mildes Urteil aus. Es sei noch haarscharf in dem Rahmen, in dem Markut zumindest keine sofortigen politischen Konsequenzen befürchten müsse. Ab einem Jahr Freiheitsstrafe hätte der 61-jährige sein Bürgermeisteramt in St. Georgen im Lavanttal räumen müssen. Auch wenn zu den zwölf Monaten noch eine Geldstrafe von 33.000 Euro dazu komme, müsse Markut nicht zurücktreten, bestätigten die Pressesprecherin des Landesgerichtes und der Leiter der Gemeindeabteilung des Landes, Franz Sturm, übereinstimmend.

Wäre Markut im Vorjahr vor Gericht gesessen, hätte es wohl eine deutlich höhere Strafe gegeben, so Richter Kugi. Denn seit 1. Jänner dieses Jahres wird Untreue deutlich milder bestraft. War die Strafandrohung bei einer Schadenssumme von mehr als 50.000 Euro im Vorjahr noch bei bis zu zehn Jahren Haft, so sind es jetzt unter 300.000 Euro Schaden maximal drei Jahre.

Markut schließt Rücktritt als Bürgermeister aus

Markut selbst denkt an keine politischen Konsequenzen, sagte er in einem ORF-Interivew: „Ich wurde als Unternehmer und nicht als Politiker verurteilt. Das Geld habe ich außerhalb der Dienstzeit im Gemeinderat angenommen, weil uns eine andere Besprechungsmöglichkeit gefehlt hat. Das ist in der Wirtschaft so. Man bewegt sich immer auf einem schmalen Grat. Von diesem schmalen Grat bin ich etwas abgerutscht. Ich habe Zeit meines Leben Verantwortung getragen und trage auch jetzt die Verantwortung.“

Das Team Kärnten Stronach werde nach der Rechtskraft des Urteiles beraten, wie es mit Karl Markut weitergeht, hieß es auf Anfrage des ORF.

Geld unrechtmäßig an sich genommen

Markut musste sich als ehemaliger Geschäftsführer der mittlerweile geschlossenen Fertighausfirma WIGO dem Vorwurf der Untreue und der betrügerischen Krida stellen. Markut wurde in der Anklageschrift vorgeworfen, Geld an sich genommen und so Kunden wie Firma geschädigt zu haben. Insgesamt gehe es um 214.000 Euro - mehr dazu in Bürgermeister wegen Untreue angeklagt.

Schwarzgeld, um Bauen günstiger zu machen

Bis 2011 war Markut Geschäftsführer der Vertriebsgesellschaft von WIGO Haus. Nach massiven Umsatzeinbußen im Jahr 2008 habe er sich entschlossen, das Bauen für die Kunden billiger zu machen, damit mehr Fertighäuser verkauft werden, sagte Markut in seiner Rechtfertigung vor dem Schöffensenat. Deshalb habe er allein in seiner Heimatgemeinde St. Georgen, von sechs Häuslbauern Schwarzgeld bar entgegen genommen. Insgesamt gehe es um 139.000 Euro, gab Markut zu. Doch damit habe er die Provisionen für die Vertreter, die Baufirmen und großzügige Geschenke für Mitarbeiter bezahlt. Selbst eingesteckt habe er keinen Cent. Mit den Kundenrabatten habe er „sein Kind“, WIGO Haus, retten wollen, sagte Markut. Diese Rechtfertigung stellte die Staatsanwältin Sandra Agnoli, den Masseverwalter der pleite gegangen Firma WIGO Haus, den Sachverständigen und Richter Gernot Kugi vor ein Rätsel.

Unterlagen vor Betriebsprüfung vernichtet

Ein weiteres Rätsel gab der Umstand auf, dass Markut parallel zu seiner Tätigkeit bei WIGO Haus eine Vertriebsfirma für Fertighäuser in der Steiermark gegründet hat. Das sei doch ein Konkurrenzunternehmen zu WIGO, fragte Staatsanwältin Agnoli. Markut verneinte und sagte, die Firma habe nicht die selbe Art von Fertighäusern vertrieben. Zu einer Zahlung von rund 12.000 Euro, die von WIGO Haus auf den Konten seiner eigenen Firma gelandet ist, sagte Markut, das sei ein Gegengeschäft gewesen. Welches, könne er heute nicht mehr sagen. Er habe zwar Aufzeichnungen über die an ihn bezahlten Barbeträgen geführt, doch habe er die Unterlagen bei einer Betriebsprüfung 2011 vernichtet, um nicht mit Steuerbetrug aufzufliegen, sagte Markut.

Staatsanwaltschaft pochte auf Verurteilung

Die Staatsanwaltschaft pochte auf eine Verurteilung wegen Untreue und betrügerischer Krida. Das Annehmen von Schwarzgeld sei ein Fehler gewesen, sagte Markut. Er bestritt aber vehement, das Geld an sich genommen zu haben. Markut übergab dem Masseverwalter vor Gericht 5.000 Euro. Dieser bezifferte aber den Schaden für WIGO Haus mit weit mehr als 200.000 Euro. Diese Summe wollte Markut nicht anerkennen.

Link: