Gesuchter Kärntner in Thailand in Haft

Ein Kärntner, der in Thailand Kinder missbraucht haben soll und unter falschem Namen untergetaucht war, sitzt nun in Thailand in Haft. Er wurde bereits in Wien angeklagt, der Prozess wurde aber wegen fehlender Zeugenaussagen unterbrochen.

Der Fall zieht sich mittlerweile seit fünf Jahren. Damals war der Hausverwalter und Immobilienvermittler aus Wien in Pattaya halbnackt mit zwei Buben entdeckt worden. Kinderschützerinnen vermuteten, dass der gebürtige Kärntner womöglich seither mehrmals in Thailand war. Er wurde dort - trotz eines Haftbefehls - nicht verhaftet, weil er seinen Namen geändert hatte. Laut Bundeskriminalamt wurde er im Dezember von der thailändischen Polizei am Flughafen festgenommen, kurz nachdem die thailändischen Behörden seine Namensänderung registriert hatten.

Thomas Spreitzer, Sprecher des Landesgerichts Wien: "Derzeit ist der Angeklagte in Thailand in Haft. Die Vorwürfe über schweren sexuellen Missbrauch von Unmündigen und sexuellen Missbrauch von Jugendlichen stammen aus dem Jahr 2010.“

Beweismittel plötzlich unauffindbar

Die tragisch-komische Vorgeschichte: Nach der Festnahme 2010 wurde der Österreicher zunächst an den Pranger gestellt. Zeitungsfotos zeigten ihn in Thailand mit zwei Buben und Polizisten. Doch dann kam die Wende, schilderte Astrid Winkler, Geschäftsführerin von ECPAT, der Arbeitsgemeinschaft zum Schutz von Kindern gegen sexuelle Ausbeutung: „Nach einer Woche bis zehn Tagen wurde er freigelassen, die Beweismittel waren plötzlich nicht mehr auffindbar.“

Auf die Frage, wie so etwas geschehen könne, meinte Winkler: „Das ist halt so, dass Täter Beamte bestechen oder auch Opfer. Das gibt’s natürlich in vielen Ländern, wohl auch bei uns. Ich habe konkret keine Beweise gesehen aber es spricht vieles alles dafür, dass da irgendwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist.“

Prozess mangels Zeugenaussagen unterbrochen

Nach der Freilassung hatte der Verbindungsbeamte des österreichischen Innenministeriums in Thailand begonnen, Druck zu machen. Plötzlich tauchten die Ermittlungsakten wieder auf, Thailand erließ einen Haftbefehl und die Staatsanwaltschaft Wien konnte den nach Österreich zurückgekehrten Beschuldigten vor drei Jahren anklagen. Das Gericht unterbrach den Prozess aber gleich wieder, weil gültige Zeugenaussagen von den mutmaßlichen Opfern fehlten - mehr dazu in Justizgroteske um Missbrauchsprozess.

Astrid Winkler: „Was sich in den fünf Jahren abgespielt hat ist aus Kinderschutzsicht natürlich problematisch. Da geht es dann um Details, etwa dass zu wenige beeidete Thai-Übersetzer in Österreich verfügbar sind."

Erfolgreiches Verfahren wegen übler Nachrede

Nicht so lange dauerte das Gerichtsverfahren wegen übler Nachrede, das der 44-jährige beschuldigte Unternehmer gegen die Kärntner Aktivistin Hermine Reisinger gestartet hatte. Sie hatte auf ihrer Internetseite „gegen sexuelle Gewalt“ zumindest Teile seines Namens veröffentlicht und wurde zu einer Geldstrafe verurteilt. „Ich denke, da wurde ich zu früh verurteilt wegen übler Nachrede und nun sieht es für mich auch anders aus“, sagte Reisinger.

Reisinger: Thailand als Aufenthaltsort wahrscheinlich

Reisinger befürchtet, dass der Beschuldigte in den vergangenen Jahren immer wieder in Thailand gewesen sein könnte, weil in den Wintermonaten immer wieder jemand aus Thailand auf ihre Internetseite zugegriffen habe. "Das könnte möglich sein, ich kann es nicht sicher sagen. Ich habe diese These auch dem Innenministerium schon einmal geschrieben, ob nicht - da er noch immer frei war - die Möglichkeit bestehen könnte, dass er nach Thailand einreist. Und ich habe auch versucht, die Polizei in Thailand zu informieren darüber“, unterstrich Reisinger.

Vorerst keine Stellungnahme von Anwälten

Die Anwälte des Beschuldigten gaben vor einem Jahr noch sinngemäß an, falsche Polizisten hätten ihrem Mandanten fern jeglicher Realität Kindesmissbrauch vorgeworfen. Jetzt wollten sie keine Stellungnahme abgeben. Laut dem Bundeskriminalamt handle es sich - seit dem Abkommen mit Thailand vor zweieinhalb Jahren - um den einzigen Fall, wo ein mutmaßlicher Sextourist und Missbrauchstäter in Österreich angeklagt wurde.