Tod nach Cybermobbing: Eine Mutter erzählt

Vor fünf Jahren hat sich ein 13-jähriger Schüler aus Kärnten nach wiederholtem Cybermobbing das Leben genommen. In einem berührenden Aufklärungsfilm für Schulen erzählt seine Mutter nun von den Vorfällen und ihrem Engagement für strengere Gesetze.

Wenn Beleidigungen, Beschimpfungen und Verleumdungen im Internet oder am Handy stattfinden, dann ist das Cybermobbing. Nicht nur schlimm für das Opfer, sondern seit 2016 auch strafbar. An der Uni Klagenfurt wurde nun ein Aufklärungsfilm für Schulen erstellt, in ganz Österreich soll er zum Einsatz kommen.

Cybermobbing Aufklärungsfilm Weberhofer

Caroline Weberhofer

Michaela Horn warnt vor Cybermobbing: ihr Sohn Joel nahm sich aus Verzweiflung das Leben

Joel war Beleidigungen ausgesetzt

Auf berührende Weise erzählt darin Michaela Horn von ihrem damals 13-jährigen Sohn, der über das Internet gemobbt wurde und der schlussendlich so verzweifelt war, dass er sich das Leben nahm. Horn erzählt von den Beschimpfungen und von Ängsten, denen ihr Sohn ausgesetzt war, von Beleidigungen in der Schule, am Handy und im Internet – stets für alle sichtbar.

Für Michaela Horn war es ein Hilferuf, sich an die Öffentlichkeit zu wenden. Vor fünf Jahren sei der Begriff Cybermobbing noch nicht so geläufig gewesen, und die Gesetzeslage eine andere. „Deswegen wollte ich das an die Öffentlichkeit bringen, die Problematik war noch nicht so extrem. Das war für mich natürlich auch Trauerarbeit.“ Mit ihrer Teilnahme an den Film will die Mutter verhindern, dass es anderen Kindern so ergeht, wie ihrem Sohn. „Jugendliche müssen sich bewusst werden, dass der andere am Computer ein Mensch mit echten Gefühlen ist.“

Bis zu drei Jahre Haft für Cybermobbing

Horn engagierte sich auch sehr für die Schaffung neuer Gesetze: „Es mussten neue Gesetze her, um Kinder zu schützen und Täter abzuhalten.“ Mit 1. Jänner trat heuer eine Gesetzesänderung in Kraft getreten, die Cybermobbing strafbar macht. „Ein großer Meilenstein“, sagt Horn. Cybermobbing ist mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr bedroht, begeht das Opfer Selbstmord, erhöht sich das Strafmaß auf bis zu drei Jahre.

„Setze ein Zeichen“ ist das Motto des Films. Damit wolle der Film darauf hinweisen, dass „Zivilcourage nach wie vor gefragt sei“, sagt Horn. Er solle Bewusstsein schaffen, zu Diskussionen anregen, die Opfer mutiger machen. „Diese Internetmoral muss sich verändern, junge Menschen sollen mehr Herz zeigen und nicht beim Mobbing mitmachen.“ Denn Mobbing zerstöre nicht nur das Leben eines Menschen, sondern auch seiner Familie.

Studenten machten Bildungsfilm

Erstellt wurde der Film von Medienpädagogin Caroline Weberhofer mit Studenten der Universität Klagenfurt. Unterstützung gab es vom Bundesministerium für Bildung und Frauen, vom Kärntner Landesjugendreferat, der Plattform saferinternet.at und der Förderaktion netidee.at. Der Film kann ab sofort für Schulen als Anschauungsmaterial verwendet werden. Weberhofer hält auch Vorträge zum Thema Medienerziehung für Erwachsene: „Das Thema Cybermobbing war dabei immer stark präsent, immer wieder gab es Fragen von Eltern und Lehrern. So entstand die Idee, einen Bildungsfilm zum Thema zu machen.“

Der Film soll aufklären, die Gesetze vorstellen und zeigen, wie es Betroffenen geht. Mit der berührenden Geschichte von Michaela Horns Sohn hofft Weberhofer, die Jugendlichen zu erreichen und zu sensibilisieren. Zu sehen ist der Film auch auf der Homepage der Medienpädagogin - Cybermobbing-Film „Setze ein Zeichen“.

Hilfe für Betroffene im Internet

„Jeder Jugendliche hatte schon direkt oder indirekt mit Cybermobbing zu tun“, sagt Lukas Behrens. Er studiert im dritten Semester Medienkommunikation und wirkte an dem Film mit. Der Aufklärungsfilm sei deswegen extrem wichtig: „Auch für die Eltern, um ihre Kinder zu unterstützen, und für die Lehrer.“

Der Film leiste wertvolle Aufklärungsarbeit, sagt auch Luzia Halbrainer von der Plattform „saferinternet.at“. Betroffenen und ihren Eltern empfiehlt sie auch den Notruf 147 „Rat auf Draht“ für Kinder und Jugendliche.

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