Kaum Perspektiven für jugendliche Flüchtlinge

Minderjährige Flüchtlinge, die schulpflichtig sind, müssen in den Volks- und Neuen Mittelschulen aufgenommen werden. Doch die Über-14-Jährigen sind auf den guten Willen Höherer Schulen angewiesen, sie dürfen auch keine Lehre anfangen.

Derzeit besuchen in Kärnten 450 schulpflichtige Flüchtlingskinder die Pflichtschulen. Ungeklärt ist aber die Frage der Ausbildung von rund 160 Jugendlichen, die älter als 14 sind. Höhere Schulen und auch Gymnasien haben keine Verpflichtung, sie aufzunehmen, sie bekommen auch keine zusätzlichen finanziellen Mittel dafür.

Flüchtlinge Jugendliche Schule

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Deutschkurs für unbegleitete Flüchtlinge in Treffen, die meisten sind 16 Jahre alt.

Die Polytechnischen Schulen dürfen sie aus gesetzlichen Gründen nicht aufnehmen. Lehre dürfen die jungen Leute aber auch keine anfangen, solange sie keinen Schulabschluss haben. Arbeiten dürfen sie nicht, so lange sie keinen positiven Asylbescheid haben und das dauert. Ein Dilemma für die Jugendlichen, denen in den Heimen wenig zu tun bleibt. Spracherwerb und Integration bleiben ohne Kontakte mit Einheimischen oder gar Gleichaltrigen auf der Strecke.

WIMO nimmt freiwillig Flüchtlinge auf

Eine der Schulen die sieben Flüchtlingskinder aus Syren und Afghanistan aufnahmen, ist die WIMO Klagenfurt. 700 Schülerinnen und Schüler besuchen die Höhere Lehranstalt für Wirtschaft und Mode. Die neuen Schüler sprechen unterschiedlich gut Deutsce. Dokumente über ihre bisherige Bildung haben die wenigsten, sagte WIMO-Direktor Hermann Wilhelmer. Einige hätten bereits eine gute Ausbildung, einige nicht. Es gehe nun darum,zu schauen, was sie bereits können. Entscheiden sei, dass die Schüler eine Perspektive haben und die haben sie nur, wenn sie das neunte Schuljahr abgeschlossen haben, so Direktor Wilhelmer.

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Mohammad steht um 5.00 Uhr auf, um zum Unterricht an die WIMO zu kommen. Er ist in der Lölling untergebracht.

Engagement der Schulen gefragt

Mehr Geld oder Lehrer bekommt auch die WIMO dafür nicht. Die Lehrer und Schüler geben in ihrer Freizeit den Flüchtlingen Deutsch-Nachhilfe. Klassenvorstand Margit Eberhard sagte, die Schüler lernen von den Schülern. Wichtig sei der gemeinsame Unterricht. Die WIMO ist eine der wenigen höheren Schulen in Kärnten, die bisher jugendliche Flüchtlinge aufnahmen. Andere sind die HAK in Villach, die HTL in Klagenfurt und Villach, die HLW in Hermagor und das BORG Hermagor. Der Landesschulrat versucht, Schüler zu vermitteln, wenn Flüchtlingshelfer darum bitten.

Landesschulrat versucht Vermittlung

Zur Aufnahme verpflichten kann Präsident Rudolf Altersberger aber keine höhere Schule: „Das Echo wäre entsprechend. Es brauche die Freiwilligkeit, die Schule muss es können und wollen.“ Die Schulen bekommen ja keine Ressourcen, man müsse bei mehrere Schulen anklopfen. Die polytechnischen Lehrgänge sind auch keine Alternative, denn der Gesetzgeber sieht hier keine außerordentlichen Schüler vor, als solche werden Flüchtlinge aber eingestuft.

„Arbeitslose von morgen“

So bleiben den jugendlichen Flüchtlingen vorerst die angebotenen Deutschkurse direkt in den Flüchtlingsunterkünften, wie im Heim der Diakonie in Treffen. Hier leben seit kurzem 30 Burschen, die unbegleitet aus den Kriegsgebieten nach Österreich flüchteten. Einer von ihnen sagte zum ORF, er würde so gerne in die Schule gehen. Heimleiter Mario Mirkovic hofft, dass sich in Berufsbildenden Höheren Schulen noch weitere Plätze finden. Manche werden im Land bleiben. Gebe man ihnen jetzt keine Möglichkeit, eine Ausbildung zu machen, seien das die Arbeitslosen von morgen. Hubert Stotter, Rektor der Diakonie sagt, man habe auch Analphabeten und solche, die nur wenig Deutsch sprechen. Deutschunterricht sei daher vorerst das Wichtigste.

20 Plätze für junge Flüchtlinge wird es nach den Semesterferien an der HAK Klagenfurt geben. Hier wird mit Hilfe des Landesschulrates eine sogenannte Übergangs-Stufenklasse eingerichtet. Ein Jahr lang haben hier die Jugendlichen Zeit, ein neuntes Schuljahr abzuschließen, Deutsch zu lernen und zu entdecken, wohin ihr Weg weiter führt. In eine Lehre oder eine weiterführende Schule in Kärnten.

Private setzen sich ein

Andrea Stitzel aus Landskron will sich für einen jungen Burschen einsetzen und seine Patenschaft übernehmen - mehr dazu in Paten für Flüchtlingskinder gesucht. Sie trainiert in ihrem Dojo mit einigen unbegleiteten Flüchtlingskindern aus Landskron, die vom SOS-Kinderdorf betreut werden, den Kampfsport Aikido und erlebt mit, wie schnell sie durch den Kontakt mit anderen Jugendlichen Deutsch lernen. Die älteren Burschen seien neidisch auf die jüngeren, die in die Neue Mittelschule gehen dürfen und dort schon Freunde fanden.