Gewalt: Immer mehr Frauen wehren sich

Jede vierte Frau wird einmal in ihrem Leben Opfer von Gewalt. Bei den Tätern handelt es sich meist um Ehemänner oder Lebenspartner. Die Anzahl der Wegweisungen steigt, weil immer mehr Opfer die Täter anzeigen.

Gewalt gehört in vielen Familien zum Alltag. Die Täter sind zu 95 Prozent männlich, Frauengewalt ist also eine Ausnahmeerscheinung. 2015 gab es 49 männliche Opfer bei einem Betretungsverbot bzw. 19 weibliche Täter. Die Differenz ergibt sich daraus, dass es oft mehrere Täter gibt; auch unter homosexuellen Paaren kommt es - wenn auch eher selten - zu Partnergewalt.

Auch Betretungsverbot von Schulen

459 Mal mussten Gewalttäter im vergangenen Jahr aus einer gemeinsamen Wohnung gewiesen werden und durften diese dann zwei Wochen lang nicht betreten. In 43 Fällen wurde der Schutzbereich auch auf die Kinder und damit auf Schule, Kindergarten oder Hort ausgeweitet. Diese Maßnahme wurde erst vor zwei Jahren im Rahmen des Gewaltschutzgesetzes eingeführt. Die Folge war, dass das Gewaltschutzzentrum einen sprunghafter Anstieg bei den Beratungen verzeichnete.

Dazu Roswitha Bucher vom Kärntner Gewaltschutzzentrum: „Damals gab es den Vorfall, wo ein Kind in der Schule vom Vater ermordet wurde. Aufgrund dessen gab es dann eine Gesetzesänderung.“ Solche Veränderungen tragen auch immer dazu bei, dass Opfer sich sagen, sie möchten so nicht mehr leben und sich Informationen über ihre Möglichkeiten holen.

Viele Opfer schämen sich

Oft fühlen sich die Opfer schuldig und schämen sich dafür, dass ihnen Gewalt angetan wurde oder verlieren die Fähigkeit, ihren Alltag alleine zu bewältigen. Allzu häufig wird die Ursache von Gewalt noch immer beim Opfer selbst gesucht, so Bucher: „Opfer werden immer wieder gefragt, was sie getan haben. Es geht nicht darum, was man getan hat, sondern es geht darum, die Gewalt bei dem zu belassen, der die Gewalt ausgeübt hat, nämlich beim Gefährder oder Täter. Dieser hat das Problem, mit Aggressionen nicht anders umgehen zu können als zuzuschlagen.“

Telefonnummern

  • Frauenhaus Klagenfurt Tel: 0463 44966
  • Frauenhaus Villach Tel: 04242 31031
  • Frauenhaus Wolfsberg Tel: 04352 36929
  • Frauenhaus Spittal/Drau Tel: 04762/61386.
  • Allgemeine Frauenhelpline: 0800 222555

Den Weg ins Frauenhaus treten viele erst nach einem langen Leidensweg an. In allen vier Kärntner Frauenhäusern fanden im vergangenen Jahr 160 Frauen und 170 Kinder Schutz und anonyme Hilfe. Männer haben keinen Zutritt, Zäune und Kameras sorgen für Sicherheit, die Adressen werden nicht veröffentlicht.

Schutz gegen Gewalt: Unabhängigkeit

Den größten Schutz vor Partnergewalt bietet aber vor allem eines: Unabhängigkeit. Gerith Laure-Kelz vom Frauenhaus Villach sagte, wenn man Vorträge an Schulen halte, rate sie jungen Frauen immer dazu, ihre Ausbildung fertig zu machen und zu schauen, dass sie möglichst selbstständig seien. Über einen 24-Stunden-Notruf sind die Frauenhäuser in Villach, Klagenfurt, Spittal und Wolfsberg durchgehend erreichbar.

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