Protestwelle nach Vollbart-Posting

Ein Hermagorer Frisör hat einen Shitstorm im Internet ausgelöst, weil er ein Bild eines jungen Mannes mit Vollbart als „neuen Trend“ gepostet hat. Es gab eine Diskussion über die „Islamisierung“ der männlichen Gesichtsbehaarung. Der Frisör nahm seine Seite offline.

Derzeit ist die üppige, lange Haarpracht im Gesicht vor allem bei jüngeren Österreichern hoch im Kurs. Auf diesen Trend wollte der Hermagorer Friseur Ewald Enzi auf seiner Facebook-Seite aufmerksam machen. Er publizierte Fotos mit den jüngsten Barttrends. Was dann passierte, kam für den Friseur völlig überraschend.

Innerhalb weniger Stunden verbreiteten sich die Fotos im Netz, es gab Dutzende Reaktionen, die zeigen, dass die momentane Mode durchaus auch polarisiert. Den Anfang machte das Posting „Gibt es diese Herren auch mit Burka?“ Dann folgte eine lange Diskussion, ob denn der moderne Rauschebart nicht zu sehr an Taliban-Angehörige erinnere.

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Enzi

Mit diesem scheinbar harmlosen Posting begann die Facebook-Diskussion

Der Ursprung des wieder modernen Vollbartes ist übrigens umstritten. Mit einem Mangel an Körperhygiene oder überbordender Naturliebe hat er jedenfalls nichts zu tun. Der Trend zum neuen Vollbart soll in London begonnen haben, die Männlichkeit soll er wieder mehr betonen und eine Kampfansage der Männer an die emanzipierte Frauenwelt sein, meinen manche. Der Bart bleibt jedenfalls ein kontroverses Thema. Bei Muslimen selbst ist die „Bartpflicht“ übrigens umstritten.

Facebook-Seite ging offline

Als die Flut der Kommentare auch am nächsten Tag noch nicht abreißen wollte, machte der Kärntner Friseur einen harten Schnitt und drehte die Facebook-Seite seines Friseurgeschäfts ab. Enzi: „Wir wollten niemandem mehr eine Plattform bieten, schon gar nicht unter unserem Firmennamen.“

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Enzi

Friseur Ewald Enzi mit Bartkundschaft

Bei Shitstorm die Nerven bewahren

Ein Shitstorm, eine Häufung von negativen Kommentaren, komme auf Facebook meist überraschend, meint Facebook-Experte Marco Mursteiner vom ORF Kärnten. Dann gelte es, die Nerven nicht zu verlieren. Wenn einzelne Kommentatoren lästig werden, könne man sie ziemlich leicht abwimmeln: „Man kann einen Kommentar löschen, ohne dass es der User merkt.“ Wer ständig unerwünschte Kommentare postet, kann auch blockiert werden.

Ist ein Kommentar auch hetzerisch und beleidigend, sollte man als Verantwortlicher einen Schritt weiter gehen. Vermutet man eine strafbare Handlung, rät Mursteiner dazu, die Polizei zu kontaktieren. Enzi ist nun am Überlegen, es in ein paar Wochen noch einmal auf Facebook zu probieren. Denn schließlich sei so eine Seite auch gute Werbung.