Wieder Kritik an Onlineshop auf Steuergeld

In Klagenfurt gibt es wieder Wirbel um ein mit 200.000 Euro Steuergeld eingerichtetes Onlineeinkaufsportal. Ein Jahr nach dem Start nahm es der technische Dienstleister wegen offener Forderungen vom Netz.

Das Onlineportal des Stadtmarketings ging Ende 2014 ans Netz, nur kurz nach dem Start des privat geführten Einkaufsportals „bringts.at“. Die Subvention für das Projekt des Stadtmarketings von 200.000 Euro war nur ein Jahr später aufgebraucht. Beide Portale buhlten um die Händler, ihre Wagen über ihre Seiten anzubieten. Kurioserweise bieten einige Händler über „inklagenfurt.at“ kein echtes Onlineshopping an, die Waren kann man bestellen, muss sie aber im Geschäft abholen.

„Rechnung übersehen“

Weil die Firma Anexia als technischer Dienstleister über längere Zeit kein Geld mehr bekam, nahm sie das Klagenfurter Einkaufsportal sogar für mehrere Tage vom Netz. Mittlerweile ist die Seite wieder online. Der Betreiber von „inklagenfurt.at“, Thomas Müller, spricht gegenüber dem ORF lediglich von einer übersehenen Rechnung, die er daraufhin sofort beglichen habe. Ein Interview lehnte der Agenturbetreiber ab, bekannte aber, dass es schwierig sei, das Einkaufsportal in Schwung zu bringen. Immerhin sei das mittlerweile aufgelöste Stadtmarketing als Ansprechpartner abhanden gekommen, so Müller.

Von Anfang an Kritik

Von Geschäftsleuten und der Wirtschaftskammer wurde das Projekt des Stadtmarketings von Anfang an als „unprofessionell“ kritisiert. Sportwarenhändler Christian Widmann bestätigt diesen Eindruck. Er ist mit seinem Geschäft „Massive Sport“ einer von 15 Händlern auf „inklagenfurt.at“, gleichzeitig aber auch auf dem privaten Portal „bringts.at“ vertreten, über das mittlerweile 26 Unternehmen aus Klagenfurt, Villach und Velden Produkte anbieten. Über diese privat betriebene Seite habe er schon einiges verkauft, auf „inklagenfurt“ noch kein einziges Produkt. Auch das Service sei nicht vergleichbar. Daher kündigte Widmann seine Mitgliedschaft mittlerweile.

Bürgermeisterin will runden Tisch

Die Klagenfurter Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) will jetzt Aufklärung bei einem runden Tisch. Sie könne nicht sagen, warum das in Klagenfurt nicht funktioniere, man müsse schauen, wo die Fehler liegen. 200.000 Euro seien ja nicht wenig, da habe der Betreiber schon die Verpflichtung, etwas Ordentliches daraus zu machen. Zur 200.000 Euro-Subvention sagte die Bürgermeisterin, das Geld sei wahrscheinlich verloren, wenn die Firma in Konkurs gehe. Die Stadt habe aber die Möglichkeit, Teile des Gelds zurückzufordern, so Mathiaschitz.

Ermittlungen eingestellt

Nach einer anonymen Anzeige gegen den damals zuständigen freiheitlichen Vizebürgermeister Albert Gunzer beschäftigte sich im Vorjahr auch die Staatsanwaltschaft mit Geldflüssen rund um das Portal. Die Ermittlungen wurden mittlerweile eingestellt.

FPÖ-Stadtrat Wolfgang Germ meldete sich in einer Aussendung zu Wort und meinte, die FPÖ habe bereits im Sommer vor einer Schließung des Stadtmarketings und damit der Gefährdung von Projekten gewarnt. Die Subvention hätte durch die Mitgliedsbeiträge der Kaufleute zurückgezahlt werden sollen. Durch die Schließung des Stadtmarketings wurde die Grundlage für Finanzierung und Marketing des Portals zunichte gemacht, so Germ. Gunzer habe das Projekt zu verantworten, so Germ. Nun müsse man die „unappetitliche“ Angelegenheit der Justiz übergeben.

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