Experte: Dschihad ist längst bei uns

Der Terror des IS kommt nicht mit den Flüchtlingen, die Dschihadisten seien längst hier und auch in Österreich. Davon ist der Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger überzeugt. Er hielt an der Uni Klagenfurt einen Vortrag, der zur Flüchtlingsdebatte wurde.

Noch vor zwei Monaten gab es in Österreich ein große Welle der Hilfsbereitsschaft gegenüber Flüchtlingen. Nach den Anschlägen von Paris scheint die Euphorie des Sommers vielerorts verflogen. Angst vor Terror, Jobverlust und ökonomischer Überforderung haben viele. So endete auch die Diskussion in einer Flüchtlingsdebatte. Dass die Flüchtlinge einen negativen Einfluss auf die Gesellschaft haben werden, denkt Umfragen zufolge bereits jeder zweite.

IS schürt Antiislamismus

Ein antimuslimisches Denken sei ganz im Sinne der Terrormiliz Islamischer Statt (IS), so Schmidinger am Donnerstagabend. Anschläge zielen darauf ab, antimuslimische Reaktionen hervorzurufen. Dann könne sich der IS, der bisher eine isolierte Kleingruppe unter den Muslimen in Europa sei, sich als Rächer der Diskriminierten in Szene setzen könne.

Was ist Dschihadismus

Unter Dschihad versteht man eine militante, extremistische Strömung des Islamismus. Die Anhänger wollen einen islamischen Staat mit Mitteln der Gewalt. Sie berufen sich auf den „kleinen Dschihad“, bei dem es als Pflicht jedes Moslems angesehen wird, den Islam im Kampf gegen Ungläubige zu verteidigen.

IS als Jugendkultur

Außerdem laufe dem IS in Syrien die Bevölkerung davon, er wolle daher die Flüchtlingswelle stoppen. Auch, wenn nicht auszuschließen sei, dass Dschihadisten als Flüchtlinge getarnt nach Europa einreisen, der IS sei in Europa längst zu einer Jugendkultur geworden, für die mit Gewalt und Sex geworben wird. IS sei ein Auffangbecken für all jene, die sich der Gesellschaft entfremdet fühlen, so Schmiedinger: „Das sind in jedem Land einige hundert bis tausend. Leute, die ideologisch überzeugt sind, das heißt aber nicht, dass das alles Terrorkader sind.“

Auf einer Karte des IS, die im Internet kursiert, ist Österreich Teil des Islamischen Staates, anders als etwa Italien. Wobei alarmierend sei, dass im Verhältnis zur Bevölkerung die meisten IS-Rekruten aus Österreich kommen (nach Belgien). Zumeist sind es kriegstraumatisierte Tschetschenen und Bosnier. Auch ein Fall aus Kärnten ist dem Dschihadismus-Experten bekannt: „Das war eine geschiedene Frau mit Migrationshintergrund, die in der eigenen Community isoliert war, die auf das alternative Identitätsangebot der Dschihadisten hineingefallen ist.“

„Ansprechpartner für Jugendliche schaffen“

Radikalisiert würden aber auch Jugendliche und junge Erwachsene ohne Migrationshintergrund. Ihnen biete der IS neben Zugehörigkeit eine Art Sinn im Leben. Die Lösung sieht der Experte einerseits in Prävention, mehr sozialen Zusammenhalts durch wirtschafts-, sozial- und bildungspolitische Maßnahmen. Für Österreich bedeute das, man brauche Ansprechpartner in allen Bundesländern, die sich mit gefährdeten Jugendlichen auseinandersetzen. Das gebe es noch nicht.

Eine Lösung liege aber auch in einer profesionellen Deradikalisierung der IS-Anhänger an Schulen, und in Haftanstalten. Nicht zuletzt müsse der IS auch in seinem Kerngebiet bekämpft werden. Sonst drohe ein globaler militärischer Konflikt.

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