Plädoyer für Sprachenvielfalt

Am Freitag hat in Klagenfurt der 26. Europäische Volksgruppenkongress stattgefunden. Es ging um sprachliche Vielfalt und daraus folgende ökonomische Vorteile. Die Experten raten zu flächendeckendem zweisprachigen Unterricht.

Seit seiner Einführung im Jahr 1990 trägt der Volksgruppenkongress dazu bei, die Beziehungen zwischen den Volksgruppen zu verbessern. Es nehmen auch Vertreter des Abwehrkämpferbundes und des Heimatdienstes teil. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) betonte in seiner Rede dass neben der Zweisprachigkeit Kärntens auch der Integration in Zeiten der Flüchtlingsströme eine große Chance zukomme. Er schlug in dem Zusammenhang ein freiwilliges soziales Jahr für Asylwerber vor.

Man könne mit Vielfalt in einer immer internationaler werdenden Welt auch Vorteile für das Land akquirieren, so Kaiser, denn man habe Menschen, die sich auch in der arabischen oder asiatischen Welt verständigen können. Man müsse behutsam und vorsichtig damit umgehen, in einem überschaubaren Rahmen, und damit die Gesellschaft bereichern.

Vorschlag zweisprachiger Unterricht

Die positiven ökonomischen Aspekte der Mehrsprachigkeit gelte es fördern, war der Tenor am Freitagvormittag. Kärntens zweite Landessprache Slowenisch könne ein Wettbewerbsvorteil sein. Aufsehen erregte der Schweizer Experte Romedi Arquint mit seinem Vorschlag, in allen Kärntner Schulen zweisprachigen Unterricht einzuführen. Jeder weitere Sprache lerne sich leichter, meinte er.

Sturm: Alpe-Adria-Schulsystem

Das zweisprachige Schulwesen wurde 1958 in Kärnten abgeschafft, heute sind im Geltungsberich des Minderheitenschulgesetzes 45 Prozent aller Kinder zum zweisprachigen Unterricht gemeldet - Tendenz steigend. Auf den Vorschlag des Sprachexperten angesprochen, sagte Volksgruppenvertreter Marjan Sturm, man bräuchte ein Alpe-Adriatisches-Bildungssystem, wo Slowenisch, Italienisch, Deutsch automatisch gelehrt werde, Englisch sowieso. Die Sprache sollte im Vordergrund stehen, meinte Sturm.

Aus dem Publikum meldeten sich auch Vertreter der deutschen Volksgruppe in Slowenien zu Wort. Sie forderten die völkerrechtliche Anerkennung durch Slowenien und mehr Hilfe von Österreich ein. Vom Podium hieß es dazu, man könne die Rechte der einen nicht gegen jene der anderen ausspielen. Einigkeit herrschte darin, dass die politischen Ereignisse der Vergangenheit eine staatliche Lösung im Heute erschweren.