Psychiatrie Klagenfurt: Häufige Fixierung

40 Prozent aller Patienten in der Psychiatrie müssen in die geschlossene Abteilung. Die Patientenanwaltschaft kritisiert, dass fast die Hälfte von ihnen am Klinikum Klagenfurt zusätzlich fixiert werde.

Im letzten Jahr wurden auf der Psychiatrie 3.382 Patienten betreut, nicht alle davon freiwillig. Gefährdet ein Mensch sich oder andere aufgrund seiner psychischen Erkrankung und fehlen Alternativen, kommt es zur zwangsweisen Unterbringung, etwa 1.500 Mal war das im letzten Jahr der Fall.

Patientenanwalt vertritt Insassen

Mit der zwangsweisen Unterbringung tritt auch die Patientenanwaltschaft auf den Plan. Sie übernimmt parteilich die Vertretung der Untergebrachten, hinterfragt Zwangsbehandlungen und Freiheitsbeschränkungen. Größter Kritikpunkt sei, dass Psychiatriepatienten in der geschlossenen Abteilung zu häufig am Bett fixiert würden. Patientenanwalt Michael Scherf sagte dazu, das sei in Klagenfurt der zweithöchste Wert von Österreich. Nur das Otto-Wagner-Spital in Wien habe einen höheren Wert.

„Vergleich nur bedingt zulässig“

Tatsächlich sind auf der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie aktuell 46 Prozent aller Patienten zumindest ein Mal von Fixierungen oder anderen freiheitsbeschränkenden Maßnahmen betroffen. Ein im Österreich-Vergleich hoher Wert, den man versuche zu reduzieren, räumte Primarius Herwig Oberlerchner ein. Fixiert würden Patienten nur, wenn alle anderen Maßnahmen fehlschlagen. Er nannte als Beispiel eine 94-jährige demenzkranke Frau, die frisch an der Hüfte operiert worden sei und immer wieder aufstehen wollte. Man könne ihr das erklären, aber aufgrund der Demenz könnte sie nicht verstehen, dass sie die Hüfte nicht belasten dürfe. Daher sei sie fixiert worden.

Ein Vergleich mit anderen Bundesländern sei nur bedingt zulässig, so Oberlechner. Diese Fixierung seien in Klagenfurt häufig, weil man eine eigene Abteilung für Alterspsychiatrie habe, eine eigene für Abhängigkeitserkrankungen, zwei geschlossene Stationen sowie eine Akutstation, wo es hauptsächlich zu diesen Maßnahmen komme.

Überwachungszimmer fehlen

Ein weiterer Kritikpunkt der Patientenanwaltschaft betrifft die Unterbringung. Weil Überwachungszimmer fehlen, werden die Betten fixierter Patienten auch am Gang abgestellt. Scherf sagte, es sei klar, es dürfe überhaupt keine Gangbetten geben. Wenn jemand fixiert werden müsse, habe der Patient speziell betreut zu werden. Allein in einem Zimmer zu sein, würde von den Patienten noch weit belastender empfunden, heißt es dagegen vom Leiter der Psychiatrie. Doch die jetzige bauliche Situation sei für Patienten wie Personal unbefriedigend. Am Standort sei bis 2020 ein Neubau geplant. Die Fixierung am Gang soll dann der Vergangenheit angehören.

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