Betriebe müssen barrierefrei werden

Ab 1. Jänner müssen alle Betriebe und Geschäfte, die öffentlich zugänglich sind, barrierefrei sein. Was behinderten Menschen helfen soll, verunsichert aber viele Unternehmer, sie müssen umbauen. Kärnten habe noch Nachholbedarf, sagt ein Betroffener.

Jeder Mensch solle jede Dienstleistung erhalten können, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, so sieht es das Behinderten-Gleichstellungsgesetz vor. Nach zehn Jahren Übergangsfrist heißt das, öffentliche zugängliche Gebäude, Geschäfte und Praxen müssen barrierefrei sein.

„Behinderten-WC im Keller ohne Lift“

Da gebe es noch Nachholbedarf in Kärnten, sagte Notar Christian Haiden, der selbst im Rollstuhl sitzt: „Allein in Klagenfurt sind in der Innenstadt sehr viele Geschäfte nicht zugänglich, man kann viele Lokale nicht besuchen. Entweder sie sind bei den Türen zu eng oder haben eine Schwelle, oder es gibt kein barrierefreies WC. Es gibt aber auch Behinderten-WCs im Keller ohne Lift, das ist überhaupt ein Witz.“

„Umbau kostet rund 80.000 Euro“

In vielen Betrieben sorgen die Auflagen für Verunsicherung. Auch im Klagenfurter Cafe Domgasse gibt es eine Stufe, die für Rollstuhlfahrer unpassierbar ist. Auch der vorgeschriebene Bau eines behindertengerechten WCs sei noch eine finanzielle Herausforderung, sagte Juniorchef Paul Haas: „Mobile Rampen müssten wir bei den Stufen anbringen, bauliche Änderungen sind größere Herausforderungen. Wir müssten den Kanal umbauen, das kostet 80.000 Euro.“ Man habe Verständnis für behinderte Menschen, so Haas, aber wenn die Investition in keinem Verhältnis zur Wirtschaftlichkeit stehe, tue man sich schwer.

Betroffene müssen selbst klagen

Die Wirtschaftskammer bietet Betrieben verstärkt Beratungen an. Denn gehandicapte Menschen haben nun erstmals auch rechtlichen Anspruch auf Barrierefreiheit. Allerdings gibt es keine behördlichen Kontrollen, sondern die Betroffenen müssen selbst klagen, wenn sie sich diskriminiert fühlen. Mit einer Klagsflut rechnet Notar Haiden deshalb nicht, die Behindertenverbände wollen aber aktiv werden. Haiden meint, man werde wohl einige Musterprozesse führen.

Gemeindebund: 200 Mio. Investitionen

Trotz langer Übergangsfristen sind auch längst nicht alle Gemeindeämter und Kultursäle barrierefrei. Der Kärntner Gemeindebund schätzt, dass noch Investitionen von rund 200 Millionen Euro nötig seien. Die Radio-Kärnte-Streitkultur widmet sich am Montagabend diesem Thema - mehr dazu in „Streitkultur“.

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