HCB-Gipfel: Strengere Richtwerte

In der Landesregierung hat am Mittwoch ein Gipfelgespräch zur Bewältigung der HCB-Belastung im Görtschitztal stattgefunden. Strenge Richtwerte für die HCB-Belastung in den Nahrungsmitteln aus der Region sollen die Menschen im Tal schützen.

Im Görtschitztal herrscht knapp ein Jahr nach Bekanntwerden des HCB-Skandals noch immer Ungewissheit, was aus dem Tal im Tal konsumiert werden darf oder nicht. Blutuntersuchungen ergaben, dass Menschen teilweise stark belastet sind. In Zukunft sollen deshalb etwa strengere Richtlinien bei Fleisch gelten. Die neuen Richtwerte dafür liegen für die Görtschitztaler etwa um das 100-fache unter den gesetzlichen Grenzwerten, hieß es am Mittwoch nach dem HCB-Gipfel in der Landesregierung.

Umweltmediziner Hans Peter Hutter: „Was Milch und Milchprodukte, aber auch Fleisch und Fleischprodukte anbelangt sind die Richtlinien definitiv strenger als die in Europa zu geltenden Werte sind. Es gibt hier eine Einverständnis von allen Seiten, dass man sich an diese Empfehlungen hält.“

Keine Verzehrempfehlung für Milch und Fleisch

Obst, Gemüse oder Honig dürfen jetzt schon von den Görtschitztalern ohne Bedenken verzehrt werden, nicht aber Milch und Fleisch, sagte Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ).

Prettner Huetter HCB Gipfel

ORF

Beate Prettner neben Hans Peter Hutter

Produkte werden regelmäßig überprüft

Zur Zeit werden Produkte mit einem eigens vom Land angekauften Messgerät überprüft, vor allem auch bei Direktvermarktern. Rund 7.600 Proben seien in den vergangenen Wochen und Monaten im Görtschitztal gezogen und analysiert worden.

„Es gibt wohl kaum eine Region, die momentan in puncto HCB so gut beprobt ist“, unterstrich Prettner noch einmal das Bemühen des Landes die Gesundheit der Bevölkerung sicherzustellen. Prettner weiter: „Es wird laufend untersucht. Unser Monitoring hört erst auf, wenn alle Produkte aus dem Görtschitztal nicht nur dem gesetzlichen EU-Wert entsprechen, wie es jetzt größtenteils bereits der Fall ist, sondern auch den medizinisch empfohlenen Richtwert der Med Uni Wien einhalten.“ Auch Blutuntersuchungen werden wieder durchgeführt, vor allem bei Kindern.

Hutter: Weltweit kein vergleichbarer Fall

Eine Prognose fällt laut Hutter schwer: „Das kann niemand von uns sagen, weil es so ein Beispiel weltweit nicht gibt. Man sieht, dass es nach unten geht, aber wie lange das weiterhin andauert, wissen wir nicht. Deshalb gibt es die Überprüfungsmodelle und das Monitoring-Programm, um immer auf der sicheren Seite sein.“

Neben dem gesundheitlichen Aspekt gibt es auch einen wirtschaftlichen. Was tun Direktvermarkter mit jenem Fleisch, das sie nun selber nicht mehr essen sollen, für das sie aber keinen Schadenersatz bekommen, weil die gesetzlichen Grenzwerte nicht überschritten werden. Auch diese Frage bleibt vorerst offen.

Landes-Homepage wird überarbeitet

Um dem erhöhten Informationsbedürfnis der Bevölkerung gerecht zu werden, wird an einer Intensivierung der Kommunikation und der Überarbeitung der Homepage des Landes gefeilt.

Einhellig sprachen sich sowohl die Experten der NGOs (Non governmental Organisations), als auch des Landes gemeinsam mit der politischen Vertretung des Landes Kärnten abschließend dafür aus, sich auf EU-Ebene für eine allgemeine Herabsetzung der gesetzlichen HCB-Grenzwerte in Lebensmitteln starkzumachen.

Global 2000 warnt vor „Lex Görtschitztal“

In einer Aussendung am Donnerstag warnte die Umweltorganisation Global 2000 davor, den von der MedUni vorgeschlagenen Grenzwert für HCB in Fleisch nur für Direktvermarkter, Selbstversorger und Buschenschanken gelten zu lassen. Es sollte für jedes mit HCB belastete Fleisch gelten, das in Umlauf gebracht werde. Der derzeitige EU-Grenzwert für Fleisch sei deshalb so hoch, weil 2008 bei der EU-weiten Harmonisierung von Pestizidgrenzwerten ein Übertragungsfehler gemacht worden sei, so Global 2000. Der Wert sei etwa für Schnitzelfleisch um das 50-fache angehoben worden.

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