Wörtherseebühne ist „Geschichte“

Ein über Jahre turbulentes und kostenintensives Kapitel der Kärntner Kulturpolitik ist abgeschlossen: Die Seebühne am Wörthersee wird verschrottet. Das Jörg-Haider-Prestigeprojekt verschlang 20 Millionen Euro. Ein Rückblick.

Im Frühsommer des Jahres 2000 wurde am Klagenfurter Metnitzstrand die Wörtherseebühne fertiggestellt - gerade noch rechtzeitig für den ersten großen Musicalsommer. Die neue Bühne sollte Kärnten ein hochkarätiges Sommer-Kulturangebot garantieren, vergleichbar mit den Bregenzer Festspielen und dem Operettensommer in Mörbisch, und bis zu 2.000 Besuchern Platz bieten, die freien Blick auf Bühne und Wörthersee-Panorama genießen sollten.

Finanziert wurde der Bau vom Land Kärnten und der Stadt Klagenfurt mit Leasingraten. Die Bühne löste zu diesem Zeitpunkt ein Provisorium ab, das nicht entsprechend erweiterbar war.

Seebühne wird abgerissen

ORF/Iris Hofmeister

Finanz-Querelen mit Stadtheater Klagenfurt

In ihren ersten Musicalsommer startete die Wörtherseebühne mit der „Rocky-Horror-Picture-Show“, einer Erfolgsproduktion des Stadttheaters Klagenfurt. Doch schon in den kommenden Spielsaisonen gab es Probleme mit dem Kooperationspartner. Der künstlerische Erfolg war zwar vorerst da, die Kosten aber zu hoch - was heftige Auseinandersetzungen zwischen dem damaligen Intendanten Dietmar Pflegerl und Ex-Landeshauptmann Jörg Haider zur Folge hatte. Nach einigen künstlerischen Flops engagiertw Haider im Jahr 2004 den ehemaligen Ballettchef der Wiener Staatsoper, Renato Zanella, als künstlerischen Leiter.

Seebühne wird abgerissen

ORF/Iris Hofmeister

Zanellas „Tosca“ verbrennt Millionen

Um Zanellas Luxus-Gage entbrennt bald ein heftiger Politstreit, auch wenn dessen erstes Musical „Tosca - amore disperato“ auf der Seebühne ausgesprochen gute Kritiken erhält. Die aufwendige Produktion verbrannte jedoch Millionen. So kam es, dass die im Jahr 2004 für fünf Jahre gewährte Subvention des Bundes von 1,6 Millionen Euro zur Gänze zur Verlustabdeckung herangezogen wurde. Zusätzlich schoss das Land noch eine halbe Million Euro nach. Danach wurde die Bühne mit mäßig qualitätsvoller Tourneeware bespielt, teilweise mit Musik aus der Konserve und B-Besetzungen.

2010 zog sich das Land zwar zurück, die Abgänge musste es aber aufgrund eines Vertrags aus dem Jahr 2000 weiter tragen - bis das Land diesen Vertrag 2013 kündigte. Danach befand sich die Seebühne im Eigentum der Stadt Klagenfurt und der Kärntner Messen, bis die Stadt schließlich im Vorjahr die Bühne von den Kärntner Messen um 50.000 Euro kaufte. Im Zuge dessen erfolgt auch der Rückbau, gegen den es noch einige Initiativen gibt - allerdings erfolglos.

Streit bis zum Schluss

Nun, ein Jahr später, ist die Wörtherseebühne Geschichte. Die Stadt Klagenfurt beauftragte die Recycling Firma „Kuttin“ mit dem Abbau und der Verwertung und lukrierte dafür noch bis zu 65.000 Euro - jedenfalls aber 212 Euro pro Tonne. Auch hier gibt es noch letzte Streitigkeiten. Der Hotelier Heinz Marolt will die Bühne an den Klopeiner-See verfrachten, erhält aber den Zuschlag nicht. Das BZÖ zeigte sich empört und sah das Höchstbieterprinzip außer Kraft gesetzt. Die Stadt Klagenfurt entgegnete: Marolt habe sein Angebot nach Ende der Frist gesetzt und sei deshalb nicht zum Zug gekommen.

Seebühne wird abgerissen

ORF/Iris Hofmeister

Von Turbulenzen und Streit geprägt war auch das Ende der Ära Wörthersee-Bühne. Bis zum Wochenende soll am Metnitzstrand kaum mehr etwas an sie erinnern.

Links: