540 Flüchtlinge in Klagenfurt angekommen

540 Flüchtlinge sind am Mittwochabend im Hauptbahnhof in Klagenfurt angekommen. Seit dem Abend werden auch an den Grenzübergängen zu Slowenien Kontrollen durchgeführt. Am Donnerstag gibt es Verstärkung durch Soldaten.

Die Flüchtlinge waren am Mittwochnachmittag mit einem Sonderzug von Nickelsdorf nach Klagenfurt aufgebrochen. Kurz vor 20.00 Uhr traf der Zug an Bahnsteig eins in Klagenfurt ein. Ein Großaufgebot an Polizei und Rotem Kreuz sorgte für einen geordneten Umstieg auf Stadtwerke-Busse. Bereits in Friesach stiegen zwölf Polizeibeamte sowie Mitarbeiter des Roten Kreuzes zu. Aus polizeilicher Sicht sei die Ankunft der 540 Flüchtlinge ruhig verlaufen, bestätigte Pressesprecher Rainer Dionisio: „Es hat keine Störungen gegeben. Die Leute sind im Burgenland eingestiegen und sind froh, dass sie in Klagenfurt gut angekommen sind.“

Flüchtlinge Ankunft Klagenfurt Hauptbahnhof

ORF/Marco Mursteiner

Die Türen der einzelnen Waggons wurden in Etappen geöffnet

Flüchtlinge Ankunft Klagenfurt Hauptbahnhof

ORF/Marco Mursteiner

Zahlreiche Sicherheitskräfte waren bei der Ankunft der Flüchtlinge anwesend

Unterbringung in Halle am Südring

Die Flüchtlinge wurden noch am Abend in jenem Notquartier untergebracht, das das Rote Kreuz Dienstagabend in einer leerstehenden Halle am Klagenfurter Südring vorbereitet hatte. Es blieb aber vorerst leer, weil 1.200 Menschen nicht in die vorgesehenen Züge einsteigen wollten - mehr dazu in Flüchtlinge wollten nicht in Züge einsteigen. Am Mittwochabend warteten Einsatzkräfte von Bundesheer, Feuerwehr und Rotem Kreuz, um die Menschen zu versorgen.

Landesrettungskommandant Georg Tazoll: „Das Wichtigste war, dass wir eine ordnungsgemäße Zuteilung der Betten im Quartier machen und beachten, zu wem die Kinder gehören. Wir passen auf, dass sie nicht von ihren Eltern getrennt werden. Wir haben vor allem auch darauf geschaut, dass zwischen den Betten genügend Abstand ist, damit wir wenigstens ein geringes Maß an Privatsphäre gewehrleisten können.“

Flüchtlinge Klagenfurt Bundesheer

Arno Pusca/Bundesheer

Flüchtlinge Klagenfurt Bundesheer

Arno Pusca/Bundesheer

Flüchtlinge Klagenfurt Bundesheer

Arno Pusca/Bundesheer

Soldaten verteilen „Löffelgericht“

20 Soldaten des Militärkommandos Kärnten werden die Helfer bei der Verpflegung der Flüchtlinge unterstützen. Die Aktion erfolge in Abstimmung mit den anderen Hilfsorganisationen und auf Antrag des Innenministeriums, hieß es in einer Aussendung.

Konkret übernehmen die Soldaten die Zubereitung, den Transport und die Ausgabe eines „Löffelgerichts“. Zubereitet wird das Essen in der Zentralküche in der Windisch-Kaserne in Klagenfurt, wo - bei Bedarf - bis zu 2.000 Portionen zusätzlich zum täglichen Verpflegungsbedarf gekocht werden können. Insgesamt sind - wie in der Nacht auf Mittwoch für den Aufbau des Notquartieres - 40 Soldaten in Einsatzbereitschaft.

Grenzkontrollen Kärnten Polizei

ORF

Polizisten bei Grenzkontrolle

Kontrollen an Karawankentunnel und Loiblpass

Seit Mittwoch 19.00 Uhr werden an der Grenze zu Slowenien wieder Grenzkontrollen durchgeführt - beim Karawankentunnel und am Loiblpass (Bezirke Villach-Land und Klagenfurt-Land). In der Nacht auf Donnerstag haben nur wenige Flüchtlinge die Grenze überschritten. In Kärnten reisten laut Polizei nur zwei syrische Familien ein. Auch Slowenien kontrolliert seit Mitternacht verstärkt die Grenzen. Laut der Homepage des kroatischen Fernsehens sind in den vergangenen Stunden 5.400 Flüchtlinge in Kroatien angekommen.

Von Kroatien und Slowenien nach Südösterreich

Von einer generellen Grenzsperre aller zwölf Grenzübergänge zu Slowenien sei nicht die Rede, so Dionisio: „Es wird sich dorthin konzentrieren, wo die Menschen nach Kärnten einreisen wollen.“ Aufgrund der ungarischen Grenzsperre gehen die Sicherheitsbehörden davon aus, dass sich der Flüchtlingsstrom nun über Kroatien und Slowenien nach Südösterreich verlagert. Laut der Homepage des kroatischen Fernsehens sind in der Nacht auf Donnerstag 5.400 Flüchtlinge in Kroatien angekommen.

Grenzkontrollen Kärnten Polizei

ORF

Militär unterstützt Grenzkontrollen

Für Donnerstag wurde bereits Verstärkung angefordert, sagte Dionisio: „Es ist von Haus aus vorgesehen, dass uns das Militär bei den Grenzkontrollen unterstützt. Wir haben 200 Mann zur Assistenz angefordert. Es sind zwei Kompanien. Diese Soldatinnen und Soldaten werden nötigenfalls auch Menschen bewachen und uns bei der Versorgung unterstützen. Wenn Menschen aufgegriffen werden, werden sie (die Soldaten, Anm.) auch schauen, dass sie zurück zu den Unterkünften kommen, und sie werden die Transporte erledigen.“

Ob auch andere Grenzübergänge in Kärnten - etwa Bleiburg und Lavamünd - kontrolliert werden, steht zurzeit nicht fest. Dionisio: „Man darf sich das nicht vorstellen wie früher, dass der Schranken hinuntergeht. Von uns werden vereinzelt Grenzübergänge beobachtet und stichprobenartig und, wenn es notwendig ist, auch systematisch kontrolliert.“ Mit den Kontrollen könnte die Polizei auch Aufschlüsse über die Flüchtlingsströme gewinnen. Dionisio: „Es könnte sein, dass sich daraus ein anderes Bild ergibt als das, das wir derzeit haben.“

Kaiser: Kontrollen als Vorsichtsmaßnahme nötig

Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) bewertete in einer Aussendung die Ausweitung der Grenzkontrollen auch auf Kärnten als eine „leider notwendige Not- und Sicherheitsmaßnahme“. Er erneuerte seine Kritik an den EU-Solidaritäts-Verweigererstaaten: „Jene Länder, die die Solidarität anderer Länder gerne und als selbstverständlich in Anspruch nehmen, werden durch ihre sture Weigerung, sich an einer fairen Verteilung der Kriegsflüchtlinge zu beteiligen zu Totengräbern der EU. Dafür sollen sie wenn schon nicht im Sinne der Humanität dann jedenfalls finanziell zur Verantwortung gezogen werden“, forderte Kaiser. Er begrüßte das für Donnerstag anberaumte Zusammentreffen von Bundeskanzler Werner Faymann mit der kroatischen und slowenischen Staatsspitze.

Hilfswerk bittet um Sach- und Zeitspenden

Das Hilfswerk Kärnten startet eine Sammelaktion in ganz Kärnten. In allen acht Bezirksstellen werden Sachspenden für Kinder und Erwachsene entgegengenommen. Gebraucht werden Hygieneartikel, Winterbekleidung, (Winter-)Schuhe, Kinderwägen, Spielzeug, Windeln, Kinder- und Babynahrung, sowie Reisetaschen und Rucksäcke.

Das Kärntner Hilfswerk sucht außerdem freiwillige ehrenamtliche Helfer für die Abwicklung der Entgegennahme und Sortierung der Sachspenden, aber auch Dolmetscher und Lehrer, um den Flüchtlingen während ihres Aufenthaltes in den täglichen Abläufen behilflich sein zu können.

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