Asylprotest vor Bundespräsident

In der Gemeinde Ossiach hat sich eine Bürgerinitiative gegen das dort geplante Erstaufnahmezentrum für Asylwerber formiert. Bei der Eröffnung des Carinthischen Sommers am Donnerstagabend wurde in Anwesenheit von Bundespräsident Heinz Fischer protestiert.

Bei seinem traditionellen Besuch am Eröffnungsabend des Carinthischen Sommers wurde der Bundespräsident von etwa 50 Bürgern mit Kindern und Transparenten in Empfang genommen. Ihre Forderung: Fischer solle sich dafür einsetzen, dass das geplante Erstaufnahme-Zentrum in Ossiach verhindert wird. Ossiach sei mit dem Carinthischen Sommer und der Musikakademie ein kultureller Mittelpunkt Kärntens - mehr dazu in Geplantes Verteilerzentrum desolat.

Bürgerinitiative: Erstaufnahmezentrum untragbar

Der Sprecher der Bürgerinitiative, Gernot Prinz, Hotelier und Ersatzgemeinderat der FPÖ, sagte, dass man 294 Unterschriften gegen das Zentrum gesammelt habe. „Wir würden gerne Asylfamilien oder auch unbegleitete Kinder hier in Ossiach aufnehmen. Ein Erstaufnahmezentrum in einer touristischen Gemeinde ist für uns jedoch untragbar,“ so Prinz. In einem offenen Brief an Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) heißt es von der Bürgerinitiative, man sei entrüstet über die Vorgangsweise. Das Blindenheim stehe seit Jahren leer, sei baufällig, besitze keine Infrastruktur und außerdem sei Ossiach mit einer Einrichtung in dieser Größe überfordert.

Fischer Ossiach

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Sprecher der Bürgerinitiative Gernot Prinz im Gespräch mit Bundespräsident Heinz Fischer

Bürgermeister: Zu kurzfristig über Pläne informiert

Auch Bürgermeister Johann Huber bekundete nach der Entscheidung für Ossiach seine Ablehnung. Die Protestierenden seien in seinen Augen „couragierte Menschen“, die ihren Unmut artikulierten und in ihrem Mut und ihrer Unbeirrbarkeit Künstlern nicht unähnlich. Die 740 Einwohner zählende Gemeinde sei viel zu kurzfristig über die Pläne für ein Erstaufnahmezentrum informiert geworden.

Fischer für Überwindung von Ängsten

Fischer nahm die Petition der Bürger entgegen und betonte, ihre Sorgen zu nehmen: „Aber wenn ich diese Sorgen auf der einen Waagschale sehe und die Sorgen von Menschen, die aus einem Land flüchten müssen, das durch Krieg und Terror gekennzeichnet ist, auf der anderen Waagschale, glaube ich, dass es richtig ist, alle Anstrengungen zu unternehmen, Sorgen zu überwinden und Menschen Zuflucht zu bieten.“

Das Thema Asyl blieb am Eröffnungsabend in Congress Center Villach bestimmend - und das trotz der Verleihung des Großen Goldenen Ehrenzeichens an den scheidenden Intendanten Thomas Daniel Schlee. Dieser hatte in der Vergangenheit immer wieder vor einer Verkleinerung des Festivals gewarnt. Während Schlees Intendantenära wurde die Kirchenoper - einst das Markenzeichen des Carinthischen Sommer - abgeschafft.

Schlees

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Intendant Thomas Daniel Schlee

Festspiele: „Hoffnungslos, ernst oder vorbei“

Unter dem Titel „Hoffnungslos, ernst oder vorbei“ analysierte der Festredner Franz Willnauer die Lage der Festspiele in Mitteleuropa. Was deren Überleben anbelange, sei wirkliche Skepsis angebracht. Der Redner sprach von wirtschaftlichen, finanziellen und humanitären Krisen im In- und Ausland und beschrieb diese Situation als Gefährdung für die Festspiele. „Diese Katastrophen sind dazu angetan, ein Verschwinden der Festspiele zu einem zwar bedauerlichen, aber bescheidenen Verlust herabzustufen“.

Das letzte Wort, zumindest musikalisch, hatten dann die Bamberger Symphoniker unter Adam Fischer mit Gustav Mahlers siebenter, in Kärnten komponierter Sinfonie. Bis 26. August bietet das Festival 40 Veranstaltungen, darunter einen Bach-Schwerpunkt und eine Hommage an Christine Lavant mit Musik von Gerhard Lampersberg zu deren 100. Geburtstag.

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