Pasterze gibt 6.000 Jahre alten Baum frei

Die Pasterze am Fuße des Großglockners hat eine Zirbe freigegeben, die auf ein Alter von 6.000 Jahre datiert wurde. Ende Juni wurden die beiden Baumteile mit dem Hubschrauber vom Gletscher geholt, unterstützt von Experten der Uni Graz.

Beide Teile des Baumes zusammen haben insgesamt eine Länge von 7,9 Metern und wiegen 1.700 Kilogramm, wie der Nationalpark Hohe Tauern am Donnerstag bekanntgab.

Pasterze Großglockner Baum Zirbe

Katharina Aichhorn

Die Fundstelle an der Pasterze

Pflanzenreste können in Ablagerungen eingebettet werden und sich unter Sauerstoffabschluss gut erhalten. Gletscher dienen hier als wichtiges Klimaarchiv, so die Aussendung. Die seit Mitte des 19. Jahrhunderts ständig zurückweichenden Alpengletscher geben immer wieder Holzfragmente und Torfstücke frei. Das gilt auch für die Gletscher im länderübergreifenden Nationalpark Hohe Tauern. Die Pasterze ist mit rund acht Kilometern Länge und 17 Quadratkilometern Fläche der größte Gletscher Österreichs und der Ostalpen.

Die Pasterze

Seit Beginn der Nacheiszeit vor etwa 11.500 Jahren war die Pasterze nie größer als beim letzten Hochstand von 1852 bis 1856, jedoch schon öfters deutlich kleiner als heute. Damals reichten die Eismassen bis in die Möllschlucht hinab. Durch die regelmäßigen Gletschermessungen seit 1879 ist der Rückgang der Pasterze genauestens dokumentiert. Über die nacheiszeitliche Minimalausdehnung des Gletschers war lange Zeit wenig bekannt, da die Spuren vor allem die Endmoränen, beim letzten Hochstand zerstört wurden.

Auf dem Gletscher wuchsen Zirben

Im Jahr 1990 entdeckte der Gletscherforscher Heinz Slupetzky zwei Holzstammreste. Dieser „Pasterzenbaum“ wuchs vor mehr als 9.000 Jahren und ist eine ungefähr 300 Jahre alte Zirbe. Die rasch zurückschmelzende Gletscherzunge gibt in den letzten zehn Jahren verstärkt Holzfragmente und Torfstücke frei. All diese Funde belegen, dass in den Bereichen, wo es heute nur Eis, Schutt, Sand und Wasser gib, vor 9.000 und auch zwischen 7.000 und 3.500 Jahren alte, teilweise hochstämmige Zirben wuchsen.

Im Herbst 2014 kamen erstmals große Baumstücke aus glazialen Hangsedimenten im Gletschervorfeld der Pasterze zum Vorschein, die von der Größe her die bisherigen Funde bei Weitem übertreffen und eindrucksvolle Zeugen des einstigen Baumbestandes sind.

Pasterze Großglockner Baum Zirbe

Michael Avian

Das Wissenschaftlerteam mit den Baumteilen am Fundort

Bäume der Öffentlichkeit präsentieren

Entdeckt wurde der nun geborgene Zirbenstamm schon im September 2014 von zwei Mitarbeitern der Grossglockner Bergbahnen/Gletscherbahn. Erste Analysen durch Andreas Kellerer-Pirklbauer (Uni Graz) und Kurt Nicolussi (Uni Innsbruck) ergaben ein Alter von circa 6.000 Jahren. „Diesen beeindruckenden Fund zu bergen, zu analysieren und der Öffentlichkeit zu präsentieren haben sich Alpenverein und Nationalpark gemeinsam vorgenommen“, so Andreas Ermacora, Präsident des Österreichischen Alpenvereins.

Pasterze Großglockner Baum Zirbe

Andreas Kellerer

Direkt erreichbar über die Großglockner-Hochalpenstraße führt der Gletscherweg Pasterze ausgehend vom Glocknerhaus entlang von Sandersee und Pasterze bis hinauf auf die Kaiser-Franz-Josefs-Höhe. Jeweils dienstags gibt es geführte Wanderungen. Von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe aus ist der Fundort des historischen Baumstammes mit der Grossglockner Gletscherbahn und einer halbstündigen Wanderung gut zu erreichen.

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