Gewaltschutzzentrum gefragt wie nie

Seit 16 Jahren gibt es in Kärnten ein Gewaltschutzzentrum, das Opfer von Gewalt berät und unterstützt. Letztes Jahr wandten sich über 1.000 Personen an das Zentrum, so viele wie noch nie. Zunehmend ist die Gewalt von Jugendlichen gegen ihre Eltern.

Am häufigsten ging es bei den Beratungen um Körperverletzung, gefährliche Drohung und Stalking. Rein statistisch gesehen, erlebt jede fünfte Frau in Österreich Gewalt. 90 Prozent der Gewalttaten passieren im nahen sozialen Umfeld.

„Gewaltbereitschaft gegen Eltern steigt“

Die Mitarbeiterinnen des Gewaltschutzzentrums beraten und helfen kostenlos. Die Anfragen werden immer häufiger. Einerseits trauen sich immer mehr Opfer Hilfe in Anspruch zu nehmen. Andererseits stieg die Gewaltbereitschaft vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen gegenüber ihren Eltern.

Die Leiterin des Gewaltschutzzentrums, Roswitha Bucher, sagte, wenn man sich häusliche Gewalt generell anschaue, sei die Beratung von Eltern gestiegen, deren jugendliche Kinder und auch erwachsene Eltern Gewalt ausüben. Es sei nicht mehr nur die Partnergewalt.

Erweitertes Wegweiserecht

Im Vorjahr waren zudem 680 Kinder von Gewalt mit betroffen. Als Schutzmaßnahme hat die Polizei seit zwei Jahren auch die Möglichkeit, ein erweitertes Betretungsverbot für Schule und Kindergarten auszusprechen. In Kärnten geschah das 2014 immerhin 32 Mal. Der Opferschutz habe sich in den vergangenen Jahren verbessert, sagte Bucher. Es habe sich viel auf rechtlicher Seite bei Polizei und Gericht getan. Richter und Polizisten nehmen Gewalt viel ernster, als noch vor 15 oder 20 Jahren, so Bucher.

Urteile oft mild

Dennoch gebe es noch genug Verbesserungsbedarf. So wurde ein Viertel der Verfahren im Vorjahr eingestellt. Kommt es zu einem Prozess, ist das Urteil für die Opfer und ihr Umfeld oft nicht nachvollziehbar, so Bucher, bei manchen Delikten frage man sich, wie es sein könne, dass Täter so geschont werden. Der beste Opferschutz sei jedoch Täterarbeit mittels gezielter Therapien, um das Gewaltpotenzial zu senken. Hier gebe es ebenfalls noch Nachholbedarf, heißt es.