Gesellschaftskritische Jonke-Premiere
Der erste Bachmannpreisträger (1977) Gert Jonke wurde in der evangelischen Johanneskirche getauft und auch konfirmiert. Der Schriftsteller war Zeit seines Lebens mit dieser Kirche eng verbunden. Daher ist es für das Theater Wolkenflug sehr passend, dass auch Gert Jonkes Stück „Die Hinterhältigkeit der Windmaschinen“ rund um diese Kirche aufgeführt wird, als Stationentheater und unter freiem Himmel im Garten der Kirche.
Das Stück
Bühnenarbeiter bauen eine Bühne für ein Stück auf, das von einem Prinzen und einer Prinzessin handelt, die einander nicht lieben dürfen. Man sieht dieses Stück aber nie, hört es nur von hinten, aus der Perspektive der Bühnenarbeiter. Danach wird die Bühne wieder abgebaut. Es geht um sinnlose Präzision des Bühnenaufbaus, um Wortspielereien der Arbeiter, verfremdete Bürokratiesprache. Jonke bezeichnete das Stück als „Volkstragödie in drei Akten“, das sich nicht auf ein Genre festlegen lässt.
Regisseurin Ute Liepold sagte, sie habe es als politische Rede interessant gefunden. Die Kärntner Situation könne man darin lesen, auch Europa, die Flüchtlinge, das seien Teile der Inszenierung.
Vier Frauen auf der Bühne
Gert Jonke siedelte sein Stück bewusst nicht auf, sondern hinter der Bühne an, also in einem Zwischenraum. Ute Liepold geht noch einen Schritt weiter und macht Freilufttheater. Neben den zahlreichen Bühnenarbeitern gibt es bei Gert Jonke nur zwei Frauenrollen: Eine Putzfrau und eine Prinzessin. In Ute Liepolds Inszenierung stehen vier Frauen auf der Bühne: „Ich habe vier Schauspielerinnen genommen, die spielen Männer und Frauen. Das hat ein großes freisetzendes Potenzial.“
Sophie Aujesky, Magda Kropiunik, Sarah Rebecca Kühl und Ivana Rauchmann sollen die poetischen Sprachbilder Gert Jonkes zum Schweben bringen. Die Theater-Wolkenflug-Produktion „Die Hinterhältigeit der Windmaschinen“ von Gert Jonke hat am 27. Mai Premiere.