30.000 bei Gedenken an Massakeropfer

Rund 30.000 Besucher sind am Samstag zur Gedenkveranstaltung an das Massaker von Bleiburg gekommen. Kroatische Soldaten wurden 1945 von den Briten an jugoslawische Partisanen ausgeliefert, darunter aber auch Mitglieder der faschistischen Ustaša-Verbände.

Im Mai 1945 war es in der Region um Bleiburg zu einem der letzten Gemetzel des Zweiten Weltkriegs gekommen.

Bleiburg Kriegsgedenken Kroaten Loibacher Feld

ORF/Peter Matha

Bereits nach der Kapitulation Nazi-Deutschlands flüchteten rund 40.000 kroatische Zivilisten und Soldaten, darunter auch Mitglieder der faschistischen Ustaša-Verbände, die mit den Achsenmächten kollaboriert hatten, auf österreichisches Gebiet.

Bleiburg Kriegsgedenken Kroaten Loibacher Feld

ORF/Peter Matha

Dort ergaben sie sich der britischen Besatzungsmacht. Die Briten entschlossen sich aber, die Flüchtlinge trotz Bitten ihrer eigenen Generäle an die neuen kommunistischen Machthaber in Jugoslawien auszuliefern und schickten sie zurück. Die Partisanen töteten zahlreiche Flüchtlinge noch an Ort und Stelle oder auf dem Rückweg nach Kroatien.

Ustaša-Bewegung

Die 1929 von Ante Pavelic gegründete Ustaša-Bewegung herrschte in Kroatien von 1941 bis 1945 als Handlangerin der deutschen Nazis und der italienischen Faschisten. Dem Ustaša-Regime werden Gräueltaten und Massenmorde, insbesondere in dem Konzentrationslager Jasenovac angelastet. Hunderttausende Serben, Juden und Roma wurden umgebracht.

Tausende kommen jedes Jahr nach Kärnten

Alljährlich kommen tausende Kroaten zur Gedenkfeier auf das Loibacher Feld bei Bleiburg. Dutzende kirchliche Würdenträger führten die Prozession von der Kirche in Loibach bis zur Gedenkstätte an. Gefolgt von einem Fahnenmeer - unter anderem auch mit Aufschriften, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließen: Auf ihnen war „Za dom spremni“ („Für die Heimat bereit“) zu lesen, der Wahlspruch der Ustaša-Bewegung.

„Keine Zwischenfälle“

Davon abgesehen verlief das Treffen aber ruhig. „Während der offiziellen Veranstaltung hat es keine Zwischenfälle gegeben. Wir mussten auch nicht wegen des Verbotsgesetzes tätig werden“, sagte Helmut Mayer, Leiter des Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) im Gespräch mit der Austria Presse Agentur. Die größte Herausforderung für LVT und Polizei sei es nicht nur gewesen, auf verbotene Abzeichen und Logos zu achten, sondern auch für den Schutz der anwesenden Politprominenz aus Kroatien und Bosnien zu sorgen. „Das war aber nicht die erste Garde, sondern in Österreich eher unbekannte Vertreter“, so Mayer.

Kroatische Regierung sieht Treffen kritisch

Die kroatische Mitte-Links-Regierung sieht das Treffen nämlich kritisch - gilt es doch seit Jahren als Anziehungspunkt für Teilnehmer mit faschistischer Einstellung. Auch die kroatische Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic nahm nicht teil, obwohl die Veranstaltung unter ihrem Ehrenschutz stattfand. Sie hatte die Gedenkstätte bereits am Donnerstag besucht.

Dass die derzeitige Regierung nichts für das Gedenken übrig hat, sorgt bei den Besuchern für Spott. „Das sind Titos Schoßhündchen!“, meinte Antonio aus Rijeka. Der junge Kroate war zum ersten Mal bei der Gedenkveranstaltung dabei: „Es ist wichtig, der Toten zu gedenken“, sagte er. „Wir können so einen Beitrag leisten, dass so etwas wie hier in Bleiburg nie wieder vorkommt.“

Kritik der Grünen

Für den Grünen Parlamentsabgeordneten Albert Steinhauser erfolge das Gedenken auch an Organisationen des faschistischen kroatischen NDH-Staates. Es sei mittlerweile das größte faschistische Treffen in Österreich. Im Zuge der Veranstaltung werden von einem großen Teil der Anwesenden in Kroatien verbotene Symbole der Ustaša-Bewegung zur Schau gestellt, so Steinhauser. Es sei auch ein Treffen junger Neonazis.

Bleiburg Kriegsgedenken Kroaten Loibacher Feld

ORF/Peter Matha

Das Treffen wir ganz offiziell überwacht.

Ustaša-Symbole in Kroatien verboten

In Kroatien sind Symbole des Ustaša-Regimes verboten, ähnlich wie Nazi-Symbole in Österreich. Vor einigen Jahren hatte der damalige kroatische Präsident Stjepan Mesic einen Brief an die österreichische Botschafterin geschrieben und Verwunderung darüber ausgedrückt, dass die Polizei bei der Veranstaltung in Bleiburg nicht reagiert habe.