Gesundheitsreform: Ärzte skeptisch

Weniger Spitalsbetten, dafür mehr Gesundheitszentren niedergelassener Ärzte in den Bezirken: Dieser Gesundheitsplan des Landes stößt auf Skepsis bei der Ärztekammer. Noch seien viele Fragen offen. Erste Gespräche mit den Ärzten soll es erst im Mai geben.

Der am Montag präsentierte Gesundheitsplan des Landes sieht eine Reduzierung von 280 Spittalsbetten vor. Zum Ausgleich sollen Gesundheitszentren in den Bezirken geschaffen werden – mehr dazu in. Unter der Leitung eines Allgemeinmediziners sollen mehrere Fächer abgedeckt werden - mehr dazu in Sparen: Spitalsbetten werden abgebaut.

„Unnötige Strukturveränderungen“

Bei der Ärztekammer stoßen die Pläne vorerst auf Skepsis. Sie spricht von „unnötigen Strukturveränderungen“. Noch sei auch völlig unklar, auf welcher rechtlichen Basis diese Zentren arbeiten sollen. Besonders kritisiert werden die neuen Gesundheitszentren, die PHC-Zentren (Primary Health Care).

Dazu sagte Josef Huber, Präsident der Ärztekammer: „Wir sehen die PHC sehr skeptisch, es ist ja nicht bekannt, auf welcher Basis, auf welcher Rechtsgrundlage sie entstehen sollen.“ Aus den Medien habe man gehört, dass sich die Gebietskrankenkasse wünsche, dass dort drei praktische Ärzte tätig seien. Es sei unklar, ob diese einen Kassenvertrag haben, ob das PHC einen Kassenvertrag habe, ob die Ärzte wie bei einer Krankenanstalt angestellt seien, etc. so Huber. Das sei alles noch ungeklärt.

Viele Fragen zu den Health Care Zentren

Dass diese Zentren tatsächlich zu einer Entlastung der Ambulanzen führen, bezweifelt Huber. Er befürchtet, dass der Bevölkerung suggeriert werde, hier könne man zu jeder Tag- und Nachtzeit für jedes Problem Hilfe bekommen. Damit würde die fehlende Eigenverantwortung der Patienten noch verstärkt, so Huber. Der Hausarzt sei immer noch der wichtigste Ansprechpartner für die Patienten. Gescheiter wäre es, laut Huber, die bestehenden Strukturen zu optimieren. Man könnte die Kassenverträge durchforsten und an die Bedürfnisse anpassen. Auch die Zusammenarbeit von Ärzten solle gefördert werden, anstatt Strukturen aufzuzwingen, meinte Huber.

Erste Gespräche im Mai

Noch gab es allerdings kein gemeinsames Gespräch zwischen Ärztekammer, Krankenkasse und Land zum neuen Gesundheitsplan, ein erster Termin ist erst Mitte Mai geplant. Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ) ließ jedoch am Dienstag anklingen lassen, dass der Verhandlungsspielraum begrenzt sein werde.

In Wien Mariahhilf wird im Mai das erste PHC als Pilotversuch eröffnet. Die Stadt Wien zahlte 200.000 Euro dazu - mehr dazu in Primärversorgung startet im Mai (wien.ORF.at).