Gert-Jonke-Preis an Julian Schutting

Am Sonntag ist in Klagenfurt der dritte Gert-Jonke-Preis an den Niederösterreicher Julian Schutting vergeben worden. Laudator Cornelius Hell sagte, damit sei Schuttings lyrisches Lebenswerk gewürdigt worden. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert.

Mit der Jonke Preis zeichnen Land Kärnten und Stadt Klagenfurt renommierte Autoren aus. Laudator Hell lobte Preisträger Schutting als Lyriker, der sich bereits seit einem halben Jahrhundert der Arbeit an Gedichten widme. Schutting kreise in seinem Werk „in immer wieder faszinierenden Sprachkaskaden um ein Thema, um das der Liebe“.

Jonke Preisverleihung Klagenfurt Strempfl Tertscnnig Schutting Ahrer Malle

APA/Stadtpresse/Wajand

Preisverleihung in Klagenfurt. V.l. Musilmuseumsdirektor Heimo Strempfl, Kulturabteilungsleiterin Manuela Tertschnig, Preisträger Julian Schutting, Ingrid Ahrer Gert-Jonke-Gesellschaft, Landtagabgeordneter Markus Malle.

Er erhalte die Auszeichnung „für Gedichte, die oft mit einfachsten Alltagsbeobachtungen beginnen und sich zu komplexen Fragestellungen weiten können, für Gedichte, die politisches und religiöses Sprachmaterial in sich aufnehmen und verändern oder Kunstwerke befragen und in einem neuen Licht erscheinen lassen“.

Alle zwei Jahre vergeben

Der Gert Jonke-Preis wird alle zwei Jahre abwechselnd in den Kategorien Prosa, Dramatik und Lyrik vergeben. In der Jury saßen neben dem Laudator und Journalisten Cornelius Hell noch Jochen Jung, Leiter des Jung und Jung-Verlags, sowie Holger Pils von der Stiftung Lyrik Kabinett in München.

„Lyrik zu wenig beachtet“

Der Laudator kritisierte, dass Lyrik im deutschsprachigen Raum heute zu wenig Beachtung finde. Dies sei „ein Schaden und eine Schande“, öffentliche Literaturgespräche drehten sich nur mehr um Romane, es gebe kaum Rezensionen über Gedichtbände wichtigen Zeitungen und die neue Zentralmatura und das ihr zugrunde liegende Konzept des Deutschunterrichts grabe der Literatur überhaupt das Wasser ab.

Julian Schutting über Lyrik: „Da gibt es chinesisches kleines Papier, wenn man das ins Wasser wirft, blühen Lampions und Blüten. Ein Reizwort reicht, da entsteht ein Mikrokosmos. Realistische Geschichten zu schreiben hat mich nie gereizt.“

1937 als Frau geboren

Julian Schutting wurde 1937 in Amstetten als Mädchen geboren. Nach einer Fotografie-Ausbildung und dem Studium der Geschichte und Germanistik arbeitete Jutta Schutting als Lehrerin in Wien. Anlässlich einer 1989 vorgenommenen Geschlechtsumwandlung ließ der Schriftsteller über seinen Verlag erklären, er suche mit diesem Schritt „Übereinstimmung mit meinem lebenslangen Selbstgefühl“.

Seitdem lebt er unter dem Namen Julian Schutting als freier Schriftsteller in Wien. Sein Werk umfasst neben Lyrik auch Prosa und sprachphilosophische Abhandlungen. Seit 1973 wurden mehr als 40 Bücher veröffentlicht, zuletzt erschien 2014 bei Jung und Jung sein Gedichtband „Der Schwan“. Schutting ist bereits Träger vieler Auszeichnungen, darunter der Anton-Wildgans-Preis und der Georg-Trakl-Preis.

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