Baby misshandelt: Prozess vertagt

Am Landesgericht Klagenfurt hat am Freitag der Prozess gegen die Eltern eines heute einjährigen Kindes begonnen. Sie sollen das Baby so schwer misshandelt haben, dass das Kind heute blind und schwer behindert ist. Die Eltern weisen die Vorwürfe zurück, es wurde vertagt.

Die Vorfälle sollen sich vor genau einem Jahr in der Klagenfurter Wohnung der Familie abgespielt haben. Der 31-jährige Mann und die 25-jährige Frau stammen aus der Dominikanischen Republik. Vermutet wird, dass die Eltern mit der Situation überfordert waren, weil das damals drei Monate alte Baby immer wieder geschrien haben soll. Die Anklage wirft den beiden vor, ihre gemeinsame Tochter aus dem Gitterbett gehoben und dann mehrfach geschüttelt zu haben. Außerdem soll das Mädchen auch Stöße und Schläge abbekommen und gegen eine harte Oberfläche geschleudert worden sein.

Gutachter: Massives Schütteltrauma

Gerichtsmediziner Thorsten Schwab vom Ludwig- Polzmann-Institut schilderte im Gerichtssaal ausführlich, welche Verletzungen er bei dem kleinen Mädchen feststellte: Bei einer Computertomographie im Klinikum Klagenfurt wurden am 1. März eine Hirnblutung und eine gefährliche Hirnschwellung diagnostiziert. Das Mädchen musste notoperiert werden.

Augenärzte im Klinikum stellten in beiden Augen Einblutungen in die Netzhaut fest. Weiter erläutert der Gutachter, dass das Mädchen einen zweifachen Schädelbruch erlitten hatte, sowie einen gebrochenen Oberarm und Unterschenkel. Am ganzen Körper des Kindes entdeckten die Ärzte Hautrötungen und blaue Flecken. Generell seien mehrere neurologische Schäden aufgefallen, sagte der Gutachter. Es handle sich eindeutig um ein massives Schütteltrauma mit schwersten Schädel-Hirn-Verletzungen. Es habe akute Lebensgefahr bestanden.

Mann war bereits gewalttätig

Die Frage, wie es zu den Verletzungen kam, muss das Schöffengericht unter dem Vorsitz von Richterin Michaela Sanin klären. Die beiden angeklagten Eltern bestreiten die Vorwürfe vor Gericht beharrlich. Die Mutter des Mädchens hob am Beginn ihrer Aussage die Hand und sagt unter Tränen: „Ich schwöre bei Gott, dass ich unschuldig bin und meiner Tochter nichts angetan habe.“ Auch der Vater weist jegliche Schuld von sich. Seiner Freundin und Mutter des Kindes gegenüber war der Mann zweimal gewalttätig. Das gab er vor Gericht auch zu.

Eltern: Bruder schubste Baby

Für die schweren Verletzungen des kleinen Mädchens haben die beiden Elternteile nur eine Erklärung: Das Baby sei in einem unbeaufsichtigten Moment von seinem Bruder vom Kinderbett geschubst worden. Das von der Mutter verdächtigte Kind ist heute zwei Jahre alt, das zweite anwesende Kind fünf.

Für Gerichtsmediziner Thorsten Schwab steht aber fest: Ein Sturz aus dem Bett könne niemals zu derart schweren Verletzungen in dieser Kombination führen. Es müsse rohe Gewalt im Spiel gewesen sein. Laut Gutachter deute die Gesamtheit der Verletzungen darauf hin, dass das kleine Mädchen schwer geschüttelt wurde und mit dem Kopf auf einen harten Gegenstand aufschlug.

Weitere Mediziner werden befragt

Eine Psychiaterin, die das Mädchen drei Monate nach dem Vorfall untersucht hatte, sprach von schwersten, lebenslangen Dauerfolgen. Sie stellte körperliche wie neurologische Schäden fest, charakteristische Zeichen von schwerwiegenden Hirnverletzungen und einen für das Alter viel zu kleinen Kopf - „er ist nicht weiter gewachsen“. Der Schöffensenat entschied, weitere Mediziner - jene aus der Notaufnahme und den Kinderarzt - hören zu wollen. Der Prozess wurde daher vertagt.

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