Privatkonkurs Chance für gescheiterte Unternehmer

Einzelunternehmer haften persönlich für die Schulden ihrer Firma. Geht diese in Konkurs, versuchen immer mehr Unternehmer, sich durch Privatkonkurse zu entschulden. Jüngstes Beispiel sind die beiden Ex-Chefs der Bäckerei Legat mit Millionenschulden.

3,1 Millionen Euro Schulden sind es bei Bernd Legat, nicht viel weniger bei seinem Bruder Alexander. Enorme Summen, die sich großteils aus persönlichen Haftungen ergeben, etwa für Bankkredite. Im Fall von Bernd Legat wird den Gläubigern nun eine Quote von 0,634 Prozent angeboten, das sind in Summe knapp 20.000 Euro, die der Ex-Bäckereiunternehmer binnen fünf Jahren zahlen müsste.

Schuldenfrei nach fünf Jahren

Die Quote errechnet sich aus dem in dieser Zeit zu erwartenden Einkommen des Schuldners. Ihm selbst bleibt nur das Existenzminimum. Nach fünf Jahren wäre er aber wieder schuldenfrei, vorausgesetzt, die Gläubiger stimmen dem Zahlungsplan zu und die Zahlungen erfolgen wie vereinbart. Den Gläubigern bleiben allerdings nur wenige Alternativen übrig, so Arno Ruckhofer vom Alpenländischen Kreditorenverband: „Es ist schwierig von diesen Personen überhaupt in Zukunft etwas zu erhalten. Es scheinen oft auch Forderungen von Krankenkassen und Banken auf, die sofort Lohnexekutionen durchführen. Viel schneller, als es die normalen Gläubiger aus den Lieferantenkreisen tun könnten.“ Daher würden diese Gläubiger gar nichts erhalten. Eine geringe Quote sei da noch besser, als gar nichts, so Ruckhofer.

Vermögen wird zuerst verwertet

Mittlerweile fallen bereits 30 Prozent der Privatinsolvenzen auf ehemalige Unternehmer. Ihre Verschuldung liegt mit durchschnittlich 300.000 Euro fünf Mal so hoch wie bei den normalen Privatkonkursen, sagte Barbara Wiesler-Hofer vom Kreditschutzverband 1870. Millionenbeträge mit vergleichsweise geringen Rückzahlungen tilgen, ist das eine Einladung zum Schuldenmachen? Die Kreditorenschützer sagen nein. Immerhin werde zuerst auch das verfügbare Vermögen der gescheiterten Unternehmer verwertet, so Ruckhofer. Es biete eine Chance, wieder schuldenfrei zu werden und damit bessere Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Die Privatinsolvenz bedeute die Perspektive auf einen geregelten Neustart, sagte auch Barbara Wiesler-Hofer.

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