„Dienst nach Vorschrift“ in der Praxis

Seit Donnerstag arbeiten die knapp 900 KABEG-Ärzte in den fünf Landesspitälern nur noch 48 Stunden pro Woche. Wie sich dieser zunächst von den Ärzten angedrohte und nun umgesetzte „Dienst nach Vorschrift“ auf die Patienten auswirkt, wird man frühestens am 7. Jänner sehen.

In der zentralen Notfallaufnahme im Klinikum Klagenfurt war Freitagvormittag wenig Betrieb. Im Eltern-Kind-Zentrum herrschte hingegen reges Treiben. Die Abteilungsleiter haben den Jänner-Dienstplan der 48 Stunden-Regelung angepasst. Ab Mittwoch könnte es in einigen Spezialambulanzen in den Landesspitälern zu Engpässen kommen, auch geplante Operationen werden verschoben. Nur in der Notfallversorgung sollte es keine Auswirkungen geben.

Man sei gut vorbereitet, die Akutversorgung sei sicher gestellt, hieß es aus der KABEG. Aber natürlich sei die derzeitige Situation ein Ausnahmefall, wie der medizinische Direktor des Klinikums, Ferdinand Waldenberger, sagte. „Das System wackelt, weil wir alle neu nachdenken müssen. Solche Zustände hat es in medizinischen Systemen immer gegeben. Diese führen aber immer dazu, dass es besser wird. Deshalb sind wir guten Mutes, dass dieses Wackeln zu einem Zustand führt, der besser ist als der vorige war.“

Nicht alle Ärzte mit Verhandlungsweise einverstanden

Die Stimmung unter den Ärzten sei geteilt. Nicht jeder sei mit der Verhandlungsweise der Ärztevertreter einverstanden, so Waldenberger. „Man hat Verhandlungsführer, denen man das Mandat gibt. Ich glaube nicht, dass sich jeder der Ärzte mit dieser Art der Verhandlung identifiziert. Es ist aber eine Demokratie und die Verhandlungen werden nun von diesen Herren und Damen geführt. Hintangestellt darf aber niemals werden, dass wir hohe ethische und moralische Ansprüche haben. Das Wohl des Patienten steht im Vordergrund und ist das erste - diesem Anspruch werden wir auch genügen, davon bin ich vollends überzeugt.“

KABEG sucht 50 zusätzliche Ärzte

Die KABEG sucht derzeit 50 zusätzliche Ärzte. Eine schwierige Suche, die durch den Umstand, dass die Gehaltsverhandlungen erneut gescheitert sind, noch schwieriger ist. KABEG-Vorstand Arnold Gabriel versuchte einen Tag vor Silvester noch, sich mit den Ärztevertretern zu einigen. Die Ärzte sind jedoch nicht zum vereinbarten Termin erschienen. Wann weiter verhandelt wird, ist offen. Derzeit seien die Ärztevertreter schwer zu erreichen, sagte Gabriel. Er werde sich aber weiter um ein baldiges Treffen bemühen.

Land hält an Angebot fest

Landespolitik und KABEG appellieren dringend an die Konsensbereitschaft der Ärzte. Das Land steht laut KABEG-Vorstand Gabriel jedenfalls zu dem Angebot, 13,5 Millionen Euro zusätzlich in die Hand zu nehmen. Man werde auch ein neues Gehaltsschema ausarbeiten, das dem steirischen Modell sehr ähnlich sei. Sollte sich die Ärztekammer aber total verweigern, werde man das neue Modell notfalls auch ohne Ärztekammerpräsident Huber umsetzen. Das neue Gehaltsschema soll dann rückwirkend mit 1. Jänner in Kraft treten, betonte Gabriel.

Ärztekammer: Eine Mogelpackung

Ärztekammerpräsident Josef Huber meinte am Freitagnachmittag zum ORF, für ihn sei das Angebot des Landes eine Mogelpackung. Die vom Land gebotenen 13,5 Millionen Euro müssten zur Gänze in die Erhöhung der Grundgehälter fließen und gleichmäßig auf alle Ärzte aufgeteilt werden, sagte er. Unter diesen Bedingungen habe die Ärztekammer schon vor Wochen dem Angebot des Landes zugestimmt. Stattdessen sei aber geplant, mit dem Geld des Landes auch Dienstgeberbeiträge, den Aufwand für derzeit ca. 25 unbesetzten Arztstellen und teilweise Überstunden zu finanzieren.

Komme das Land den Medizinern nicht entgegen, würden viele abwandern. Nur durch Arbeitsbedingungen und Gehälter, die dem Vergleich mit anderen Bundesländern und dem deutschsprachigen Ausland standhalten können, werde es gelingen, eine weitere Abwanderung der Spitalsärzte zu verhindern. Andernfalls werde die derzeit höchst qualifizierte Gesundheitsversorgung in den Spitälern nicht mehr im gewohnten Maße aufrechtzuerhalten sein. Die Ärztekammer sei jedenfalls „in höchstem Maße“ daran interessiert, rasch eine tragfähige Lösung für die Spitalsärzte zu erreichen. Die Ärzte als Boykotteure und Angstmacher anzuschwärzen, sei aber sicher keine Basis für eine Lösung.

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