Gewalt in Familie: 500 Wegweisungen

2014 hat die Kärntner Polizei wegen Gewalt in der Familie rund 500 Wegweisungen ausgesprochen - um 20 Prozent mehr als 2013. Durch diese Maßnahme sollen Opfer vor weiteren Übergriffen geschützt werden, die Täter dürfen Haus oder Wohnung nicht mehr betreten.

Immer noch richtet sich die Gewalt in der Familie hauptsächlich gegen Frauen. Es sind traumatische Erfahrungen, die auch eine Oberkärntnerin durchlebte. Mehrmals ging ihr alkohol- und spielsüchtiger Lebensgefährte auf sie los: „Dann habe ich ihn wieder einmal um Mitternacht aus einem Lokal abgeholt, da ist es eskaliert, er hat mich so brutal zusammengeschlagen. Da habe ich die Polizei angerufen, sie hat ihn des Hauses verwiesen.“

Ein notwendiger und richtiger Schritt, sagte Günther Kazianka, Präventionsbeamter beim Bezirkspolizeikommando Völkermarkt. Polizisten seien nämlich die einzigen, die rechtliche Möglichkeiten haben, bei solchen Gewaltsituationen einzuschreiten: „Wir schützen das Opfer und wenn ein neuerlicher Angriff gegen Leib und Leben droht, sprechen wir ein Betretungsverbot aus. Der Täter darf seine Wohnung nicht mehr betreten und auch nicht in den Schutzbereich, der von uns festgelegt wird.“

Opfer zeigen Täter jetzt häufiger an

Rechtliche und psychologische Unterstützung bekommen Betroffene im Gewaltschutzzentrum in Klagenfurt. Die sieben Mitarbeiterinnen berieten in diesem Jahr bereits rund 1.000 Opfer, um 20 Prozent mehr, als im vergangenen Jahr. Für die Leiterin Roswitha Bucher ist das aber kein Anzeichen, dass die Gewalt zugenommen habe: „Ich arbeite seit 25 Jahren im Bereich häusliche Gewalt. Ich habe anfangs häufig erlebt, dass Opfer 20, 30 Jahre in Gewaltbeziehungen sind, das war damals der Standard. Heute ist es nicht mehr so, heute gehen Opfer nach zwei, drei Übergriffen.“ Das sei eine gute Entwicklung, so Bucher, denn je länger man in einer Gewaltbeziehung lebe, desto schwieriger werde der Ausstieg.

Einmal pro Woche muss die Polizei im Schnitt alleine im Bezirk Völkermarkt wegen häuslicher Gewalt ausrücken. Um zu verhindern, dass es überhaupt zu einer Eskalation kommt, sei es wichtig, dass die Täter ihr Gewaltpotenzial erkennen und früh genug psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, so die Polizisten.

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