HCB hat das Görtschitztal tief erschüttert

Scheinbar unerschütterlich thront Schloss Eberstein als Wahrzeichen über dem Görtschitztal. Doch der Giftskandal hat das etwa 30 Kilometer lange Tal darunter tief erschüttert. Die Menschen in den betroffenen Orten resignieren, die wirtschaftlichen Folgen treffen das ganze Tal.

Der Rauch aus dem Wietersdorfer Zementwerk soll das Gift Hexa-Chlor-Benzol in die Umwelt geschleudert haben. Mit Folgen, die die Menschen im Tal wohl noch Jahre beschäftigen werden - mehr dazu in: Umweltskandal HCB: Eine Chronologie.

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Wirtschaft im Tal leidet am HCB-Skandal

Das Werk steht bis Februar wegen Revisionsarbeiten still. Der Vertrag mit der Altlastendeponie der Donauchemie wurde einseitig gekündigt - Blaukalk soll hier nicht mehr verbrannt werden - mehr dazu in: HCB: Donau Chemie pocht auf Verbrennung. Der Giftskandal hat allerdings verbrannte Erde im ganzen Tal hinterlassen. Der Imageschaden ist noch nicht abschätzbar, die Wirtschaft spürt bereits die Folgen.

Landwirt: Machen „trotz Chaos“ das Beste daraus

Vor allem die Landwirte sind betroffen. Einer von ihnen ist Hans Erlacher. "Es ist momentan nicht so einfach. Wir versuchen aus der Not das Beste zu machen. Wir haben ein wenig Ersatzfuttermittel bekommen, bei uns ist Gottseidank das Grundfutter überwiegend brauchbar und nicht so sehr belastet.“

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Zu den Problemen komme der Ärger hinzu, sagte Ehrlacher, zum einen über die Arbeitsweise des Zementwerkes, zum andern über die Vorgehensweise der Behörde. Das Ersatzfutter müsse teilweise im Freien geliefert werden, weil anderswo kein Platz sei. Von Futteraustausch könne keine Rede sein, das Chaos setze sich in allen Bereichen fort, so Ehrlacher. „Momentan wird über Schutzanzüge und andere Blödheiten diskutiert, aber von Nägel mit Köpfen scheinen wir noch weit entfernt zu sein.“

20 Prozent von 1.800 Proben ausgewertet

Lebensmittel-, Futtermittel- und Blutproben - sie alle sind notwendig, um das Gesamtrisiko des Umweltskandals abschätzen zu können. Bis jetzt sind aber erst etwa 20 Prozent der 1.800 Proben ausgewertet. Es gibt schlichtweg zu wenig Labors.

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Europaweiter Imageschaden: Gäste stornieren

Vor allem der europaweite Imageschaden macht dem Tal, in dem die Menschen vorwiegend von Landwirtschaft, Tourismus oder Kleingewerbe leben, zu schaffen. Ilmar Thessmann von Biolandhaus Arche war mit seinem Öko- und Biohotel ein Pionier. Nun ist das Biohotel aufgrund der HCB-Problematik mit Gäste-Stornierungen konfrontiert.

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Thessmann: „Wobei uns die Biogäste doch zu 95 Prozent die Treue halten. Storniert wird vor allem wegen der Unsicherheit: Es gibt so viele Meldungen, ist es gesundheitsgefährdend oder nicht?"

Soforthilfefonds zahlt erst Mitte Jänner aus

Der vom Landtag beschlossene Soforthilfefonds mit einer Million Euro liegt noch sicher auf der Bank. Kriterien müssen erst festgelegt werden, Mitte Jänner könne eine Auszahlung starten, heißt es vom Krisenkoordinator des Landes, Albert Kreiner.

Schwer zu schaffen macht der HCB-Skandal auch der größten Molkerei im Land, der Kärntner Milch, die noch nie Rohmilch aus dem Görtschitztal verarbeitet hat - aber unter dem schlechten Image leidet - mehr dazu in: HCB: Milch aus Kärnten ist Ladenhüter.

Beprobung geht auch zu Weihnachten weiter

Die Beprobungen und Analysen im Zusammenhang mit der HCB-Situation im Görtschitztal laufen auch zwischen den Weihnachtsfeiertagen weiter. Das hat das Land am Dienstag mitgeteilt. In den befassten Abteilungen wurde eine Urlaubsperre verhängt. Die offiziellen Ergebnisse der Analysen werden laufend auf der Homepage des Landes veröffentlicht und aktualisiert.

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Christbäume nur mit HCB-Warnschild

In den nächsten Tagen hoffen die Görtschitztaler auf Weihnachtsfrieden - auch wenn Christbäume aus dem Tal nur mit HCB Warnschild und gegen Unterschrift verkauft werden.

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