HCB: Wer zahlt Schadenersatz?

Die Verseuchung mit Hexachlorbenzol im Görtschitztal bringt die Bauern in wirtschaftliche Not. Wer für ihren Schaden aufkommt ist noch nicht gänzlich geklärt. Die Wietersdorfer Zementwerke zahlen derzeit Ersatzfutter und den Ersatz für kontaminierte Milch. Viele Fragen sind aber noch ungeklärt.

„Wer kauft mir jetzt noch mein Vieh ab?“ - Mit dieser Frage hat am Mittwochabend ein Bauer aus dem Görtschitztal die ganze wirtschaftliche Misere rund um die Verseuchung mit Hexachlorbenzol Satz zusammengefasst. Diese und viele andere Fragen wurden bei einer Informationsveranstaltung der Landwirtschaftskammer für die Bauern des Tals gestellt. Einige konnten beantwortet werden, vieles blieb offen.

Derzeit werden die Futtermittel von 271 Betrieben im Tal untersucht, bis Mittwochabend waren knapp 800 Proben gezogen. Sollten die Grenzwerte überschritten sein, muss das Futter entsorgt werden, die Bauern erhalten Ersatzfuttermittel. Laut Merkblatt der Landwirtschaftskammer erfolgt dies über die Wietersdorfer Zementwerke. Landwirtschaftskammerpräsident Johann Mößler meinte, bisher hätte Wietersdorfer zwar zugesagt, Schäden zu ersetzen, er sei sich aber nicht sicher, wie lange die Zahlungsbereitschaft des Unternehmens anhalten werde: „Da werden wir so etwas wie einen Notfallfonds für die Bauern brauchen.“

Agrarlandesrat Christian Benger (ÖVP) setzte sich ebenfalls dafür ein, dass den Bauern ihre Schäden ersetzt werden. Wietersdorfer habe zudem zugesagt, kontaminiertes Futter am Werksgelände zwischenzulagern, bevor es von einem Entsorgungsbetrieb abgeholt und verbrannt werde.

Futteraustausch sorgt für Probleme

Wie das kontaminierte Futter ausgetauscht werden soll, lässt noch Fragen offen. Ein Bauer meinte: „Wie soll ich denn das Futter aus dem alten Stadel herausbekommen, den kann ich ja höchstens anzünden.“ Ein anderer hat 50 Schweine im Stall stehen, die eigentlich schon vergangene Woche verkauft hätten werden sollen. „Wenn ich sie nicht losbekomme, was mache ich dann mit den Tieren?“, fragte er.

Ein anderer Landwirt erklärte, er habe am Montag geschlachtet: „Jetzt hängt das Fleisch im Kühlhaus und ich warte auf die Resultate der Proben. Dabei sollte ich dringend Würste machen, meine Kunden warten schon darauf.“ Gerade vor Weihnachten sei das Geschäft normalerweise gut, betonte er. Er habe das Glück, dass seine Stammkunden ihm die Treue hielten. „Sollte ich das Fleisch vernichten müssen, kaufe ich welches zu und mache trotzdem meine Würste. Muss ich halt draufschreiben: mit gekauftem Fleisch wegen HCB.“

Schlachttiere werden vorerst abgekauft

Kontaminierte Milch, die vernichtet werden muss, wird von Wietersdorfer ersetzt. Wer für den Schaden bei Rind- und Schweinefleisch aufkommen wird, ist noch nicht so klar. Die bäuerliche Vermarktungsgesellschaft BVG versprach den Landwirten jedenfalls, ihnen die Schlachttiere zum Normalpreis abzukaufen. Man trete finanziell in Vorlage, sollten Tiere wegen HCB-Belastung entsorgt werden müssen, werde man versuchen, den Schaden am Regressweg zurückzubekommen, von wem auch immer.

Die Landwirte wollten auch wissen, wie lange es nach einem eventuellen Futteraustausch dauert, bis die Tiere wieder unbedenkliche HCB-Werte aufweisen. Landesveterinär Holger Remer erklärte, die Halbwertszeit sei unterschiedlich. So liege sie bei Milchkühen bei etwa 14 Tagen, bei Schweinen hingegen seien es zwölf Wochen, ebenso bei Schafen.

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